Auch wenn eine Schwangerschaft an sich keine Krankheit ist, braucht es eine gute medizinische Betreuung, damit Mutter und Kind so gut wie möglich durch diese aufregenden neun Monate kommen. In Deutschland stehen werdenden Müttern daher mindestens zehn Termine für eine Vorsorgeuntersuchung zur Verfügung. Dank dieser engmaschigen Checks können Ärzte frühzeitig mögliche Komplikationen entdecken, wie beispielsweise Bluthochdruck. Unbehandelt kann er für Kind und Mutter lebensgefährlich werden.
In Europa sind etwa zwischen sechs und acht Prozent aller Schwangeren von Bluthochdruck betroffen. Die meisten Betroffenen bringen ein gesundes Kind zur Welt, weil die Symptome gut behandelbar sind. Unbehandelt bestehen allerdings erhebliche gesundheitliche Risiken. Die erhöhten Werte, also mehr als 140 zu 90 mm Quecksilbersäule, treten häufig erst in der zweiten Schwangerschaftshälfte auf. Kommen zum Hochdruck noch eine vermehrte Eiweißausscheidung durch die Niere hinzu, spricht man von einer Präeklampsie. „Eine Präeklampsie zählt für Mutter und ungeborenes Kind zu den gefährlichsten Komplikationen in der Schwangerschaft, denn sie kann durchaus lebensbedrohlich werden. Je früher in der Schwangerschaft sie auftritt, desto schwerer ist der Verlauf. Der Mutterkuchen kann dann Schaden nehmen, so dass in der Folge das Kind nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden kann und schädliche Abbauprodukte in den mütterlichen Kreislauf gelangen“, erklärt Heidi Günther, Apothekerin bei der Barmer. Ist zusätzlich noch die Leber in Mitleidenschaft gezogen, spricht man vom sogenannten HELLP-Syndrom, einer besonders gefährlichen Variante des Schwangerschaftshochdrucks. Der Name leitet sich aus den englischen Begriffen für Hämolyse (H), also einem Zerfall der roten Blutkörperchen, erhöhte Leberwerte (EL) und eine niedrige Anzahl an Blutplättchen (LP) ab. Ist der Geburtstermin nicht mehr weit entfernt, muss die Schwangerschaft oft vorzeitig durch einen Kaiserschnitt beendet werden, um Mutter und Kind zu retten.
Vorsorgeuntersuchungen minimieren das Risiko
Neben den typischen Anzeichen wie erhöhtem Blutdruck und vermehrter Eiweißausscheidung über den Harn kann auch eine plötzliche sehr starke Gewichtszunahme der werdenden Mutter (mehr als ein Kilogramm pro Woche) auf den Beginn einer Präeklampsie hinweisen. Auch starke Oberbauchschmerzen sowie Erbrechen, Übelkeit oder Kopfschmerzen können auftreten. „Im Rahmen der regelmäßigen Schwangerschafts-Vorsorge werden alle entscheidenden Untersuchungen durchgeführt, um das Auftreten eines Bluthochdrucks oder einer Präeklampsie frühzeitig festzustellen und zu behandeln“, so Günther. In leichteren Fällen reicht es oft schon aus, der Patientin Ruhe und Schonung zu verordnen. Tritt keine Verbesserung ein und steigt der Blutdruck weiter an, kann eine stationäre Aufnahme sinnvoll sein. Die werdende Mutter wird auf Mittel eingestellt, die den Blutdruck senken. Die Medikation ist verträglich für das Kind und unbedingt notwendig. Bestehen entsprechende Risikofaktoren für eine Präeklampsie, kann in der Frühschwangerschaft bis zur 34. Schwangerschaftswoche täglich niedrig dosiert Acetylsalicylsäure (ASS) eingenommen werden. Schwangere sollten hierzu Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten.