Sind die Kniegelenke weniger beweglich und schmerzen bei Bewegung, könnte Arthrose die Ursache sein. Dieser sogenannte Gelenkverschleiß, der prinzipiell an jedem Gelenk auftreten kann, ist die häufigste Gelenkerkrankung bei Erwachsenen. Er ist nicht heilbar, allerdings kann mit einer geeigneten Therapie und der richtigen Bewegung der Abbau der schützenden Knorpelschicht über den Knochen häufig zumindest verlangsamt werden.
Kniearthrose kann unterschiedlich verlaufen
Typisch für das frühe Stadium der Arthrose sind sogenannte Anlaufschmerzen. Diese treten beispielsweise auf, wenn man aus dem Bett oder von der Couch aufsteht. Schreitet der Abbau des Gelenkknorpels weiter voran, kann das Treppensteigen Probleme bereiten, später kann es sogar zu Schmerzen während längerer Ruhephasen kommen. Die Schmerzen entstehen dadurch, dass die Gelenkflächen aneinander reiben, wenn der Knorpel, der die Knochenenden überzieht, abgebaut wird. „Eine Kniearthrose kann unterschiedlich verlaufen. Bei manchen Menschen ist auf dem Röntgenbild zwar eine Arthrose sichtbar, ihre Beschwerden nehmen über viele Jahre aber nur langsam zu oder bleiben sogar stabil. Andere können mit den Einschränkungen und gelegentlichen Schmerzen gut leben. Die Arthrose kann aber auch so ausgeprägt sein, dass starke Schmerzen auch in der Nacht auftreten und den Betroffenen den Schlaf rauben“, erklärt Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der BARMER. Es ist nicht genau bekannt, wie viele Menschen an einer Kniearthrose leiden. In Deutschland geben etwa vier Prozent aller Erwachsenen an, von einer ärztlich behandelten Kniearthrose betroffen zu sein. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu und steigt etwa ab dem 40. Lebensjahr stetig an.
Beschwerden selbst managen
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Beschwerden einer Kniearthrose zu lindern. Dazu gehören eine gezielte Bewegungstherapie und die richtige Ernährung. „Arthrose-Patientinnen und -Patienten, die an Übergewicht leiden, sollten über Bewegung und Ernährung versuchen, mögliche überflüssige Kilos abzubauen. Dadurch werden die Gelenke entlastet“, so Marschall. Regelmäßige Bewegung hat darüber hinaus aber auch noch weitere Effekte. So werden beispielsweise die den Kniegelenken Halt gebenden Muskeln, Bänder und Sehnen gestärkt, und außerdem der noch vorhandene Knorpel mit Nährstoffen versorgt. Das verlangsamt den Abbau. „Auch wenn es schmerzhaft ist, sich mit Arthrose zu bewegen, sollten es Betroffene unbedingt tun. Allerdings darf das Kniegelenk dabei nicht zu stark belastet werden. Herauszufinden, welches Maß das richtige ist, ist nicht so einfach. Dabei hilft beispielsweise die Anleitung einer Physiotherapeutin oder eines Physiotherapeuten“, so Marschall.
Richtige Sportart und Kräftigungsübungen
Wer unter Arthrose leidet, sollte sich wöchentlich mindestens zwei bis drei Stunden ausgiebig bewegen. Besonders geeignet sind Sportarten, die die Kniegelenke wenig belasten, bei denen die Bewegungen gleichmäßig ausgeführt und Erschütterungen möglichst vermieden werden. Als Beispiele nennt Marschall Nordic Walking, Aquafitness oder Radfahren. Auch Yoga und Tai-Chi sind eine Möglichkeit. Verzichten sollte man dagegen auf Sportarten wie Joggen, Tennis oder Skifahren. Diese und alle anderen Sportarten, die scharfes Abbremsen oder schnelle Richtungswechsel beinhalten, belasten die Kniegelenke zu sehr. Auch spezielle Kräftigungsübungen, die man bei jedem Wetter in den eigenen vier Wänden durchführen kann, können helfen. Sie kräftigen die Muskulatur und steigern die Mobilität. Bei Kniearthrose ideal sind beispielsweise Step-ups. Dabei einen Fuß auf die erste Stufe einer Treppe stellen, dann den anderen Fuß auf die Treppenstufe heben und wieder auf den Boden setzen. Diese Übung eine Minute lang wiederholen und dann die Seite wechseln. Ebenfalls bei Kniearthrose gut geeignet ist eine Übung, bei der es darum geht, ohne Hilfe von einem Stuhl aufzustehen. Dabei setzt man sich auf einen Stuhl, die Beine stehen im 90-Grad-Winkel auf dem Boden. Jetzt die Arme vor dem Oberkörper verschränken und sich leicht nach vorn beugen. Dann ohne Unterstützung der Arme langsam aufstehen und sich wieder hinsetzen. Auch diese Übung anfangs eine Minute lang wiederholen. Je mehr man übt und trainiert, desto einfacher kann man sein Pensum langsam steigern und die positiven Effekte auf die Kniearthrose damit verstärken.
Ersatz des Kniegelenks bei fortgeschrittener Arthrose
Bei fortgeschrittener Arthrose kann der Gelenkknorpel so weit geschädigt und das Gelenk so deformiert sein, dass es kaum oder gar nicht mehr zu bewegen ist und die Patientin oder der Patient unter ständigen Schmerzen leidet. Dann kommt ein Gelenkersatz in Frage. Bei dieser Operation wird das natürliche Kniegelenk ganz oder teilweise durch eine Prothese aus Metall und Kunststoff ersetzt. „Ein Gelenkersatz kann eine fortgeschrittene Kniearthrose bei den meisten Betroffenen sehr wirksam lindern. Wie alle Operationen beinhaltet sie allerdings auch Risiken. Deshalb sollte man vor diesem Eingriff die individuellen Vor- und Nachteile eingehend mit seiner Ärztin oder seinem Arzt besprechen und im Zweifel eine ärztliche Zweitmeinung einholen“, rät Marschall.
Leben mit der Prothese nach Gelenkersatz
Prothesenträgerinnen und Prothesenträger müssen zeitlebens bedenken, dass ein Kunstgelenk kein natürliches Gelenk ist. Das zu berücksichtigen beginnt im Grunde schon kurz nach der Operation, wenn man noch mit Hilfe von Unterarmgehstützen versucht, Laufen oder Treppensteigen neu zu lernen. Das erfordert viel eigenen Willen, ohne den Erfolg langfristig kaum möglich ist. Geeignete Sportarten für Prothesenpatientinnen und -patienten sind vor allem Schwimmen, Wandern und Radfahren. Allerdings werden im Blick auf eine immer aktivere Gesellschaft auch Sportarten mit Einschränkungen erlaubt, die bislang nicht empfohlen wurden. So dürfen beispielsweise geübte Skifahrer nach einem speziellen Training auch dem alpinen Skisport wieder nachgehen.