Für viele Frauen ist eine Schwangerschaft eine besonders beglückende Erfahrung im Leben. Zugleich ist es eine sehr intensive Zeit mit vielen Veränderungen und ganz neuen Herausforderungen. Jede Schwangere sollte eine besonders wichtige Vorsichtsmaßnahme aber unbedingt beherzigen: Schon geringste Mengen Alkohol können sowohl die körperliche als auch die geistige Entwicklung des heranwachsenden Kindes erheblich beeinträchtigen.
„Für werdende Mütter sollte uneingeschränkt gelten – Finger weg vom Alkohol! Bei jedem Gläschen trinkt ihr Baby im Mutterleib automatisch mit. Vorsicht ist selbst schon beim Kochen mit Alkohol geboten, denn auch das Essen kann später noch geringe, aber nicht immer völlig unbedenkliche Mengen Alkohol enthalten“, sagt Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin der Barmer.
Zellgift Alkohol gefährdet die Gesundheit des ungeborenen Kindes immer
Alkohol ist ein Zellgift, welches bereits bei einmaligem Konsum während der Schwangerschaft fatale Folgen haben kann. Die sich entwickelnden Organe und Nerven des Embryos oder Fötus werden durch Alkohol angegriffen. Die Risiken eines Alkoholgenusses der Schwangeren sind für das sich entwickelnde Kind enorm. Die konkreten Folgen für das Ungeborene sind davon abhängig, in welcher Phase der Schwangerschaft genau die Mutter Alkohol trinkt.
In den ersten 14 Tage nach der Empfängnis gilt das sogenannte Alles-oder-Nichts-Prinzip: Die embryonalen Zellen gleichen mögliche Schädigungen aus oder die Schwangerschaft endet mit der Regelblutung frühzeitig. Bis zum dritten Schwangerschaftsmonat ist die Gefahr für körperliche Fehlbildungen am größten, insbesondere für das Gehirn des Kindes. Während des vierten bis sechsten Schwangerschaftsmonats kann der Konsum von Alkohol durch die Mutter zu Störungen des Wachstums führen und zugleich das Risiko einer Fehlgeburt erheblich steigern. Im siebten bis neunten Schwangerschaftsmonat ist ein deutliches Wachstum des Kinderkörpers zu verzeichnen. Trinkt die Mutter in diesem Zeitraum Alkohol, dann kann dieser sensible Prozess nachhaltig gestört werden. Die Entwicklung des Gehirns kann in dieser Zeit ebenfalls besonders beeinträchtigt werden. Durch Alkoholeinfluss vernetzen sich Nervenzellen nicht wie vorgesehen oder sterben gleich vollständig ab.
Fetales Alkoholsyndrom als fatale Folge
Im schlimmsten Fall führt der Konsum alkoholischer Getränke zu einer lebenslangen Schädigung des Kindes. „Bei der schwersten Form einer solchen Schädigung sprechen Experten von einem Fetalen Alkoholsyndrom, kurz FAS“, sagt Marschall. Wem es schwerfällt, auf das abendliche Glas Rotwein zu verzichten, kann auch Unterstützung durch die Partnerin oder den Partner aktiv einfordern. Dieser sollte aus Solidarität ebenfalls in der Zeit der Schwangerschaft oder des Stillens des Neugeborenen Verzicht in Sachen Alkohol üben.
Zum Anstoßen kann die schwangere Frau auch einfach zu Getränken ohne Alkohol greifen. Um hier wirklich sicher zu sein, dass in alkoholfreiem Bier oder alkoholfreien Sekt keine geringen Mengen Restalkohol vorhanden sind, sollten aber nur ausgewiesene 0,0%-Getränke konsumiert werden. Nach den gesetzlichen Vorgaben dürfen nur alkoholfreie Varianten solcher Getränke ohne jeglichen Alkohol mit der 0,0%-Angabe ausgewiesen sein.