Wer regelmäßig zu Stift und Papier greift, um seine Gedanken zu sortieren, soll nicht nur seine Ziele schneller erreichen, sondern auch gesundheitlich davon profitieren. Als äußerst effektiv gilt das sogenannte Journaling. Doch was genau macht diese Methode so besonders?
Notizbuch aufschlagen, Stift zücken und aufschreiben, was einen gerade so bewegt - was Millionen von Teenagern beim Erwachsenwerden geholfen hat, erlebt derzeit vor allem unter Frauen ein Comeback: Tagebuch-Schreiben. Allerdings wurde die Methode etwas verfeinert und nennt sich nun Journaling. Den größten Unterschied beschreibt Andrea Jakob-Pannier, Diplom-Sozialpädagogin und Psychologin bei der Barmer, so: „Beim klassischen Tagebuch-Schreiben gibt es praktisch keine Regeln. Wer zum Stift, Handy, Tablet oder PC greift, notiert einfach die Gedanken, die ihm oder ihr gerade so durch den Kopf schießen. Das genaue Thema, der Textumfang oder der konkrete Zeitraum, all das spielt dabei keine Rolle. Es ist ein instinktiver Prozess, bei dem viele über aktuelle persönliche Erfahrungen und die damit verbundenen Gefühle schreiben. Das Journaling dagegen basiert auf konkreten Strukturen wie zuvor festgelegten Fragen und exakten Zeitfenstern.“
Wirkungsvolle Übung
Ziel beim Journaling ist eine ehrliche Selbstreflexion, die zu mehr Klarheit über das eigene Tun, Denken und Handeln führen soll. So können bestimmte Fragen etwa dabei helfen, Dinge in einem neuen Licht zu sehen oder den Blick ganz bewusst auf positive Aspekte zu lenken. Bei regelmäßigem Training können die Schreibübungen sogar dazu dienen, sich selbst besser kennenzulernen und die eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Dabei nimmt Journaling weder viel Zeit noch Aufwand in Anspruch, man kann einfach loslegen. Auch wenn Journaling augenblicklich ein Trend ist, kennen Wissenschaftler schon lange die positiven Auswirkungen des Schreibens. Wenn Stift und Papier in der Psychotherapie zum Einsatz kommen können vor allem Selbstkontrolle und -vertrauen gestärkt werden. „Schreiben hilft vielen Menschen dabei ihre Gedanken zu ordnen, sich Belastendes buchstäblich von der Seele zu schreiben oder Dinge festzuhalten, die ihnen guttun und an die sie sich in schweren Zeiten wieder erinnern können. Das kann Stress reduzieren und zu mehr Gelassenheit als auch Lebensfreude führen“, so Jakob-Pannier.
Bewusste Auszeiten
Um von den positiven Effekten bestmöglich zu profitieren, empfiehlt die Expertin eine Journaling-Routine zu schaffen. Dabei können Interessierte zwischen unterschiedlichen Ansätzen wählen, etwa einem Dankbarkeitstagebuch oder dem 5-Minuten-Journal. Wer möchte, kann mit vorgefertigten Journalen arbeiten, bei denen bereits Fragen vorformuliert und Platz für Antworten gestaltet sind. Alternativ kann man sich aber auch einfach ein schönes Notizbuch und vielleicht noch einen neuen Stift zulegen, um dann mit seiner eigenen Routine zu starten. „Am besten nimmt man sich ganz bewusst morgens oder abends für das Schreiben etwa fünf bis zehn Minuten Zeit. Damit schafft man sich ganz gezielt Augenblicke der Achtsamkeit in einem in der Regel stressigen Alltag und kann, je nach Tageszeit, entspannt in den Tag starten oder ihn ruhig mit einem positiven Gefühl ausklingen lassen“, so Jakob-Pannier.
Vorschläge für mögliche Fragen
morgens
- Was würde den heutigen Tag besonders schön machen?
- Was möchte ich mir heute Gutes tun?
- Was muss ich heute unbedingt erledigen?
- Was möchte ich heute Neues kennenlernen?
abends
- Wofür bin ich heute dankbar?
- Was ist heute Schönes passiert?
- Was habe ich heute gut gemacht?
- Was habe ich heute gelernt?