Gerötete und juckende Augen kennt fast jeder. Meistens steckt eine Bindehautentzündung dahinter, die am häufigsten auftretende Augenkrankheit. Bei der von Ärzten auch als Konjunktivitis bezeichneten Erkrankung ist der Krankheitsverlauf meist mild und die Symptome klingen oft von selbst nach einigen Tagen wieder ab. Doch manchmal können hinter den Beschwerden auch schwerwiegende Augenerkrankungen stecken, insbesondere wenn eine Verschlechterung der Sehkraft oder Kopfschmerzen mit Übelkeit hinzukommen. Dr. Utta Petzold, Medizinerin bei der Barmer, rät deshalb immer zu einem Besuch beim Augenarzt.
Eine Bindehautentzündung kann viele Ursachen haben. Als Auslöser kommen Bakterien, Viren oder in seltenen Fällen auch Pilze infrage. Aber auch Umwelteinflüsse wie Zugluft und grelles Sonnenlicht oder Fremdkörper und Allergien können Ursachen einer Konjunktivitis sein. Typische Symptome einer Bindehautentzündung sind beispielsweise das sogenannte „rote Auge“, auch Augenbrennen und Juckreiz oder ein Fremdkörpergefühl können auftreten. Je nach Ursache kann ein zähes Sekret morgens das Auge verkleben, und auch eine geschwollene Bindehaut ist möglich. „Die vermeintlich harmlosen Beschwerden sollte man allerdings nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn sie können beispielsweise ein Hinweis sein für eine Hornhautverletzung oder einen akuten Glaukom-Anfall, bei dem der Augendruck plötzlich sehr stark ansteigt. Den Unterschied zwischen Warnsignal für eine ernsthafte Augenerkrankung und einer Konjunktivitis kann nur der Augenarzt erkennen“, warnt Petzold.
Je nach Ursache unterschiedliche Therapien
Je nach Ursache wird die Konjunktivitis unterschiedlich behandelt, daher ist eine gründliche Untersuchung Voraussetzung für eine sinnvolle Therapie. Bei Bakterien als Ursache hilft häufig ein Breitband-Antibiotikum. Wer sich mit Chlamydien angesteckt hat, muss dann allerdings nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Partner behandeln, um die Infektionskette zu unterbrechen. „Chlamydien siedeln sich innerhalb der Zellen der Bindehaut an, weshalb sie für Augentropfen schlechter erreichbar sind als andere Bakterien. Daher wird in diesem Fall nicht nur mit Augentropfen oder -salben therapiert, sondern in der Regel auch mit Tabletten, und das über mindestens drei Wochen“, erklärt Petzold.
Durch Viren verursachte Bindehautentzündungen treten häufig in Kombination mit grippalen Infekten auf. Unter den Erregern sind beispielsweise hoch ansteckende Adenoviren, die neben einer Entzündung des Auges auch ein Krankheitsgefühl hervorrufen. Wenn die Augen jucken, reiben sich Patienten die Augen und geben die Viren dann über die Hände weiter. Betroffene sollten daher besonders auf ihre persönliche Hygiene achten, um Menschen im eigenen persönlichen Umfeld nicht anzustecken. Insbesondere regelmäßige Handdesinfektionen und eigene Handtücher sind hilfreich. Erkrankte Kinder müssen von anderen ferngehalten werden, bis der Augenarzt den Besuch von Schule und Kindergarten wieder erlaubt.
Eine Bindehautentzündung als Folge von Umwelteinflüssen wie beispielsweise Zugluft, Staub oder ähnlichem heilt in der Regel von allein aus. „Autofahrer können vorbeugen, indem sie die Lüftung nicht so einstellen, dass der Luftzug dauerhaft ins Gesicht bläst“, so Petzold.
Nicht selbst therapieren!
Auch wenn die Versuchung groß ist, zunächst zu rezeptfrei erhältlichen Medikamenten zu greifen, rät Petzold dringend davon ab. „Wo eine Wirkung ist, sind Nebenwirkungen oft nicht weit. Vor allem, wenn man nicht weiß, was die Ursachen für die Beschwerden sind, haben Salben oder Tropfen ohne Rücksprache mit dem Arzt nichts am Auge verloren“, so die Medizinerin. Auch Heilkräuter seien kein Allheilmittel, insbesondere nicht gegen infektiöse Krankheitserreger. „Wer morgendliche Verklebungen lösen möchte, legt am besten für einige Minuten lauwarme Umschläge aus zuvor abgekochtem Wasser auf die Augen. Auf diese Weise lassen sich Sekretreste sanft entfernen“, meint Petzold.