Auf unserem Norddeutschen Dialog haben wir über die Zukunft der Versorgung und hier insbesondere über Klima und Gesundheit diskutiert. Wie steht die Barmer zu diesem Thema?
Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer, sagt: „Nachhaltigkeit sollte Grundbedingung des Verwaltungshandelns sein und im Sozialgesetzbuch verankert werden. Zudem braucht es ein klares Bekenntnis von Bund und Ländern, Ressourcen für die notwendigen Veränderungen bereitzustellen. Passiert das nicht, ist der Wandel zu einem nachhaltigen Gesundheitswesen nicht zu erreichen.“
Für die Barmer ist Klimaschutz ein Beitrag zum Gesundheitsschutz, denn wir kennen die negativen Auswirkungen der Klimaveränderung auf die Gesundheit. Vulnerable Personengruppen sind besonders betroffen. Dazu zählen insbesondere ältere Menschen, Kinder, chronisch Kranke und Menschen mit Behinderungen oder niedrigem sozioökonomischem Status.
Gesundheitsschutz ist Klimaschutz
Gesundheitsschutz ist aber auch Klimaschutz, d.h. Gesundheitsförderung und Prävention sind wichtige Themen. Der Leitfaden Prävention behandelt das Thema "Klima und Gesundheit" als Querschnittsthema, das grundsätzlich alle Lebenswelten (Kita, Schule, Hochschule, Kommune und Betriebe) und Leistungsbereiche des Leitfadens betrifft. Als Krankenkasse haben wir den Auftrag, hier unterstützend mitzuwirken. Um die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels abzumildern, sind Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung erforderlich.
Eine aktuelle Studie im Auftrag der Barmer zeigt: Zwar beschäftigen sich fast drei Viertel der befragten Akteure im Gesundheitswesen mit Klimaneutralität oder planen dies. Aber nur 21 Prozent haben den CO2-Fußabdruck der eigenen Organisation berechnet. Und lediglich elf Prozent halten das vom Ärztetag geforderte Ziel – Klimaneutralität bis 2030 – überhaupt noch für erreichbar.
Barmer als erste Krankenkasse klimaneutral
Die Barmer ist die erste große Krankenkasse Deutschlands, die an allen Standorten klimaneutral arbeitet. Sie hat im Jahr 2021 eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt. Seit 2019 wird die CO2-Bilanzierung als Grundlage für die jährliche Berechnung und Dokumentation der Unternehmensemissionen nach dem Standard des Greenhouse Gas Protokolls erhoben. Bereits seit dem Jahr 2020 nutzt die Barmer bundesweit Ökostrom. Auf diese Weise konnten rund 6.800 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Die Gebäude werden schrittweise nach energetischen Kriterien saniert und der Postversand sowie der Papierverbrauch reduziert. Es kommen verstärkt Dienstfahrräder zum Einsatz, und Dienstreisen werden reduziert.
Über klimafreundliche Projekte kompensiert die Barmer ihre eigenen direkten Emissionen (Scope 1: Heizen, eigene Autos), die indirekten Emissionen (Scope 2: Stromversorgung, Fernwärme) sowie Dienstreisen und Mitarbeiteranfahrten zum Arbeitsplatz.
Oberstes Ziel bleibt es jedoch, den CO2-Ausstoß kontinuierlich aus eigener Kraft weiter zu senken und so immer weniger kompensieren zu müssen. Wichtige, dazu bereits konkret geplante Maßnahmen sind Flächenoptimierungen, die Förderung von E-Mobilität sowie der Umbau und die Sanierung des größten Standorts Wuppertal.
Nachhaltigkeit muss nicht teuer sein. In vielen Bereichen bedeutet die nachhaltigere Lösung nur sehr geringe oder gar keine Zusatzkosten. Sie kann sogar bedeuten, dass man spart: durch die optimalere Nutzung von Büroflächen oder durch weniger Dienstreisen. Für eine Krankenkasse hat die achtsame Verwendung von Versichertengeldern Priorität.