Der Sommer ist eine besonders verlockende Zeit für kleine Kinder, die ihre Umgebung entdecken wollen. Doch auf Spielplätzen, in Parks aber auch im eigenen Garten lauern einige Gefahren. „Vor allem Kinder im Alter zwischen einem und drei Jahren erkunden ihre Umwelt, indem sie vieles in den Mund stecken. Da sie in diesem Alter aber noch nicht zwischen Essen und Giftstoffen unterscheiden können, ist ihr Entdeckergeist nicht immer ungefährlich“, weiß Heidi Günther, Apothekerin bei der Barmer.
Die warme Jahreszeit ist ideal, damit Kinder die Natur erleben können. Doch gerade die Kleinsten werden von Blättern, Blüten und Beeren geradezu angelockt. Und weil sie ganz genau wissen wollen, womit sie es zu tun haben, stecken sie sie auch oft in den Mund. Die gute Nachricht für besorgte Eltern lautet: Giftige Beeren sind oft nicht besonders schmackhaft, daher werden von ihnen meist nur wenige gegessen. Das Resultat sind häufig leichte Magen-Darm-Beschwerden oder Schleimhautreizungen. Je nachdem, welche Blüten oder Beeren verzehrt wurden, können die Folgen aber auch weitreichender sein. „Besonders giftig ist der Eisenhut, der mit seiner helmförmigen und meist blauen Blüte die Neugier wecken kann. Das starke Gift sitzt bei ihm in allen Pflanzenteilen, schon wenige Gramm können Herzrhythmusstörungen und Lähmungserscheinungen hervorrufen und tödlich sein“, erklärt Günther. Für kleine Kinder gefährlich werden können aber auch chemische Pflanzenschutzmittel, beispielsweise konzentrierte Insektizide, die vor ihrem Einsatz erst noch verdünnt werden müssen. „Kinder sind neugierig. Steht eine in ihren Augen interessante Flasche herum, können sie auf die Idee kommen, ihren Inhalt zu kosten. Auch die blaugrünen Krümel des Schneckenkorns wecken die Neugier. Schon wenige Körner können bei ihnen schwere Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Deshalb sollte man lieber zu den im Fachhandel erhältlichen umweltfreundlichen und vor allem ungiftigen Alternativen greifen“, rät Günther.
Laue Abende mit Gefahrenpotenzial
Flüssige Grillanzünder sind immer wieder Ursache für schwere Vergiftungen bei Kindern. Wer an lauen Sommerabenden grillt, sollte daher flüssige Anzünder nicht achtlos herumstehen lassen oder lieber sofort feste Anzünder verwenden. Auch bei Lampenölen in Gartenfackeln ist Vorsicht geboten, denn diese enthalten häufig dünnflüssige Paraffine. Schon kleinste Mengen reichen hier aus, um schwere Hustenanfälle auszulösen. Gefährlich wird es, wenn diese in die Lunge gelangen, wo sie Atemnot auslösen können. Günthers Tipp: Paraffinfreie Lampenöle kaufen und auf kindersichere Öllampen zurückgreifen.
Raucher sollten besonders achtsam mit ihren Zigaretten und Zigarettenstummeln umgehen, wenn Kinder in der Nähe sind. Die langen dünnen Stangen wirken auf Kleinkinder oft interessant, und sie schauen sich ab, dass Erwachsene sie in den Mund nehmen. „Verschluckt ein Kind mehr als eine halbe Zigarette, droht eine Nikotinvergiftung. In Zigarettenstummeln ist die Giftkonzentration besonders hoch, ein Verschlucken kann lebensgefährliche Folgen haben“, warnt Günther.
Erste Hilfe im Notfall
Hat ein Kind etwas vermeintlich Giftiges zu sich genommen, ist Erste Hilfe die wichtigste Maßnahme. Zunächst muss das Kind beruhigt und gleichzeitig festgestellt werden, was und wie viel es verschluckt hat. Eventuelle Reste müssen aus dem Mund entfernt werden. Wichtig ist es, das Kind nicht zum Erbrechen zu zwingen, weil schädliche Substanzen dadurch in die Lunge gelangen können. „Entgegen weit verbreiteter Meinung sollten Eltern auf keinen Fall Milch zum Trinken geben, denn diese kann die Aufnahme von Giftstoffen noch beschleunigen. Besser geeignet sind Tee oder stilles Wasser in kleinen Schlucken“, rät Günther.
Giftnotruf:
Leidet das Kind nicht unter Atemnot oder Bewusstlosigkeit, kann der Giftnotruf helfen. Die Zentralen sind in verschiedenen deutschen Städten angesiedelt und unter unterschiedlichen Telefonnummern zu erreichen. Die Experten können meist das Gesundheitsrisiko für das Kind schnell abschätzen. Hilfreich sind Angaben zu Alter und Körpergewicht des Kindes, eingenommene Menge der fraglichen Substanz, möglichst mit Beschreibung oder sogar genauer Bezeichnung.