Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer:
Ja, das gebrochene Herz gibt es wirklich. In den vergangenen Jahren haben Ärzte und Forscher ein Herzleiden erkannt, welches als Broken-Heart-Syndrom (gebrochenes-Herz-Syndrom) bezeichnet wird, Mediziner sprechen auch von einer Tako-Tsubo-Kardiomyopathie. Das ist eine plötzlich auftretende Herzmuskelerkrankung, die durch starken Stress und hohe emotionale Belastung ausgelöst wird und besonders häufig bei Frauen auftritt. Die Symptome gleichen denen eines akuten Herzinfarktes: Beklemmung, Engegefühl und starke Schmerzen im Brustbereich, Atemnot und oft auch Schweißausbrüche. Der Unterschied zeigt sich meist erst nach der Einlieferung ins Krankenhaus bei den weiteren Untersuchungen. Im Gegensatz zum Herzinfarkt sind die Herzkranzgefäße nicht verschlossen. Bei gut zwei Dritteln der Tako-Tsubo-Patienten wird jedoch eine ballonförmige Ausdehnung der linken Herzwand sichtbar. Die rechte Herzhälfte kann sich dadurch nicht normal ausdehnen und zusammenziehen, wodurch die gesamte Pumpfunktion eingeschränkt und der Blutfluss gestört wird. Im Akutfall kann das Broken-Heart-Syndrom also durchaus gefährlich werden und muss deshalb intensiv überwacht werden. Operative Eingriffe sind während der Heilung aber nicht nötig. Die Betroffenen müssen in dieser Zeit abwarten und dürfen sich nur möglichst wenig Stress aussetzen. Das Herzleiden legt sich dann fast von selbst.