Ausgeglichenheit und seelische Stärke sind Dinge, die uns in unserem Leben in schweren oder stressigen Momenten weiterhelfen können. Diese Fähigkeit, die sogenannte Resilienz, können und sollen Eltern ihren Kindern vermitteln, sie kann aber auch im Erwachsenenalter noch erlernt werden.
Stress und Überlastung, Überforderung oder persönliche Krisen – wäre es nicht schön, mit den daraus resultierenden belastenden Gefühlen besser umgehen zu können? Es gibt Menschen, denen es scheinbar leichter fällt, das Beste aus allem zu machen. Die gute Nachricht ist: Es ist nie zu spät, diese Gelassenheit zu lernen. "Der Grundstein für diese Fähigkeit kann bereits in der Kindheit gelegt werden. Im Alltag können Kinder aus den positiven Erfahrungen, die sie mit ihren Bezugspersonen und ihrer Umwelt sammeln, psychische Stärke und Ausgeglichenheit gewinnen. Eltern können ihren Nachwuchs dabei unterstützen, indem sie das Kind annehmen, wie es ist, den Blick auf seine Fähigkeiten lenken, es bestärken, wo es unsicher ist und ihm die Zuversicht mitgeben, Schwierigkeiten aus eigener Kraft bewältigen zu können", erklärt Andrea Jakob-Pannier, Psychologin bei der Barmer GEK. Das hört sich einfacher an, als es ist, erfordert es doch eigene Stärke, viel Geduld und die Fähigkeit, sich selbst immer wieder zu reflektieren – denn Eltern sind das wichtigste Vorbild, auch, wenn es um Konfliktfähigkeit und Problembewältigung geht.
Halb voll oder halb leer?
Wer flexibel mit schwierigen Situationen umgeht, trägt viel zu seiner psychischen Gesundheit bei und kann auch Niederlagen oder Krisen besser meistern. Resiliente Menschen bleiben trotz schwieriger Lebensumstände leichter in Balance und wachsen an Widrigkeiten. Jakob-Pannier: "Vieles ist schlicht und ergreifend eine Sache der Sichtweise. Stress und Hektik können entweder nur belasten oder aber auch eine Chance zur persönlichen Weiterentwicklung sein." Laut Jakob-Pannier gibt es verschiedene Faktoren, die eine positive Auseinandersetzung mit Krisen fördern und negative Belastungsfolgen wie Angst oder Hilflosigkeit vermindern. Neben Optimismus zählt dazu auch Verantwortung, denn resiliente Menschen sind überzeugt davon, dass sie die Situation selbst gestalten können und beginnen zu handeln. Ebenso wichtig ist Selbstwertschätzung: Wer sich selbst vertraut, macht sich unabhängig von der Wertschätzung anderer und erkennt gleichzeitig die eigenen Bedürfnisse, um gesund zu bleiben.
Resilienz erlernen
Resilienz ist nicht angeboren, sie kann erlernt werden. Oft reicht es schon, im Alltag bewusst ein paar Dinge zu reflektieren: Welche Aufgaben habe ich heute erledigt? Was habe ich gut geschafft? Was hat mir Freude gemacht? Welche Erlebnisse haben mich heute positiv gestimmt und was kann ich besonders gut? "Diese Fragen helfen, sich selbst mehr in den Fokus zu nehmen und die eigene Aufmerksamkeit wieder auf Positives im Leben zu lenken. Darüber hinaus helfen klare Ziele und kleine Schritte, Prioritäten zu setzen, damit man sich nicht überfordert fühlt und trotz allem die Kontrolle über das aktive Mitgestalten und Beeinflussen einer Situation behält", so Jakob-Pannier.