Wer im Frühjahr das Laufen für sich entdeckt, sollte die richtigen Schuhe am Fuß haben. Die Auswahl ist sehr groß, von Schuhen mit viel Dämpfung bis hin zu den sogenannten Barfußschuhen bietet der Markt alles an. Wer sich nicht auskennt, ist bei der Vielzahl der Modelle schnell überfordert. Klaus Möhlendick, Diplom-Sportwissenschaftler bei der Barmer, erklärt, worauf man beim Kauf achten sollte.
Jeder läuft anders
„Den einen idealen Laufschuh gibt es nicht, denn jeder Läufer hat andere Bedürfnisse. Jeder sollte sich die Zeit nehmen, um seinen individuell perfekt geeigneten Laufschuh zu finden. Denn wer mit unpassenden Schuhen trainiert, riskiert Knieprobleme, oder auch Schmerzen in den Achillessehnen und im Rücken“, meint Möhlendick. In die Suche sollten unbedingt Kriterien wie der eigene Laufstil, anatomische Gegebenheiten des Körpers, Länge der Laufstrecke und bevorzugter Untergrund einfließen. Der Experte rät, zunächst den persönlichen Laufstil zu analysieren. Je nachdem, ob der Fuß beim Laufen zuerst mit der Ferse, dem Mittel- oder Vorderfuß aufgesetzt wird, eignen sich nämlich unterschiedliche Modelle. Menschen mit sogenannten X-Beinen sollten beispielsweise Schuhe mit einer integrierten Pronationsstütze nutzen, die den Fuß halten soll. Wer Probleme beim Laufen hat, sollte einen Orthopäden oder Sportmediziner aufsuchen, der unter anderem eine Fußdruckmessung oder Ganganalyse durchführen kann. Das Körpergewicht sollte beim Kauf keinesfalls vernachlässigt werden, so der Experte. Um ihre Muskeln, Bänder und Knochen zu schonen, benötigen schwere Menschen Laufschuhe, die besonders stabil sind und gute Dämpfungseigenschaften aufweisen. Auch die richtige Schuhgröße zu finden, ist nicht immer leicht, denn sie kann durchaus von Modell zu Modell etwas variieren. „So lapidar es klingt: Der Schuh muss perfekt passen, um beim Laufen ausreichend unterstützen zu können. Ein Daumen breit sollte vorn Platz sein, weil die Füße beim Laufen etwas anschwellen und es sonst zu Druckstellen, Blasen und Verspannungen kommen kann“, so Möhlendick.
Je nachdem, wie viele Kilometer wöchentlich zurückgelegt werden, unterscheiden sich auch die Anforderungen, die an den Schuh gestellt werden. Eine gute Qualität und Passform sind grundsätzlich wichtig. Doch wer täglich einige Kilometer läuft, sollte Schuhe kaufen, die zusätzlich gedämpft sind und die Kräfte, die durch den Aufprall durch das Körpergewicht und die Geschwindigkeit entstehen, gut verteilen können und dadurch den Fuß entlasten. Die Dämpfung sollte dabei allerdings nicht zu stark sein, sondern sich auf das notwendige Maß beschränken, denn viel Dämpfung bringt auch immer eine gewisse Absatzhöhe mit sich. Wird diese zu hoch, steigt die Gefahr umzuknicken und Überlastungsschäden zu erleiden. „Der ideale Laufschuh sollte die natürliche Bewegung des Fußes möglichst wenig beeinflussen. Er sollte den Aufprall dämpfen, zum Laufuntergrund und zum Körpergewicht passen und den Fuß an beiden Seiten stützen“, fasst Möhlendick zusammen.
Barfuß-Schuhe als Alternative?
In den letzten Jahren haben sich als Gegenbewegung zu den stark gedämpften Schuhen immer mehr die sogenannten Barfuß-Schuhe etabliert. Möhlendick empfiehlt sie beispielsweise Anfängern, um von Beginn an die Laufmuskulatur zu trainieren. Läufer, die schon seit Jahren mit stark gedämpften Schuhen trainieren, sollten bei einem gewünschten Wechsel allerdings behutsam und mit einer entsprechenden Trainingsumstellung vorgehen, um eine Überbelastung zu vermeiden.
Tipps für den Kauf:
Wer unsicher ist, sollte sich im Fachgeschäft beraten lassen. Die alten Schuhe geben dem geschulten Verkäufer Aufschluss über die Anatomie des Fußes und über den Laufstil. Ein guter Zeitpunkt für den Kauf ist der Abend oder auch direkt nach dem Training, weil dann die Füße etwas geschwollen sind. Bei der Anprobe sind folgende Fragen hilfreich: Fühlt sich der Schuh gut an? Ist genügend Platz vorn und an den Seiten vorhanden? Bietet er gleichzeitig ausreichend Halt? Wie fühlt sich der Schuh beim Abrollen und Laufen an?