Heißhungerattacken kommen schnell und heftig. Dabei lassen sie sich häufig relativ einfach vermeiden. Allerdings kann Heißhunger auch ein Anzeichen für eine Erkrankung sein. Wer auf Nummer Sicher gehen will, sollte daher besser zum Arzt gehen.
Heißhungerattacken packen jeden Menschen von Zeit zu Zeit. Plötzlich überkommt einen der unbändige Drang nach Süßem, Salzigem oder Fettigem. In vielen Fällen ist Heißhunger lediglich ein Alarmsignal des Körpers, dem es gerade an Nährstoffen mangelt. Allerdings kann er auch ein Symptom für körperliche oder psychische Erkrankungen und hormonelle Veränderungen sein. „Wer häufiger als gewöhnlich oder gar regelmäßig Heißhungerattacken hat, sollte seinen Hausarzt aufsuchen. Dies gilt auch, wenn psychische Gründe der Auslöser sein könnten“, sagt Andrea Jakob-Pannier, Psychologin bei der Barmer. Auch Schwangere und Heranwachsende sollten im Zweifelsfall um ärztlichen Rat suchen, um einer Mangelernährung vorzubeugen oder Stoffwechselerkrankungen auszuschließen.
„Für Heißhungerattacken gibt es zunächst einmal harmlose Ursachen“, so Jakob-Pannier. Dazu zählten körperliche und geistige Anstrengung, zu lange Esspausen, energiearme Mahlzeiten, Wachstumsphasen, eine Schwangerschaft, aber auch Schlafmangel. Die Folge sei ein niedriger Blutzuckerspiegel. Je weniger Glukose im Blut sei, desto größer sei der Hunger. Wer Heißhungerattacken vermeiden möchte, sollte zunächst einmal regelmäßig morgens, mittags, abends essen, und zwar am besten langsam, damit der Körper ein Sättigungsgefühl entwickelt. Dabei sollte man auf kohlenhydratreiche Lebensmittel achten, die lange Energie lieferten, wie Vollkornprodukte, Müsli, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse. Traubenzucker, Schokolade und Weißmehlprodukte hingegen lieferten zwar rasch Energie, die aber schnell aufgebraucht sei. Da Heißhunger auch infolge von (Dauer-)Stress entstehen könne, ließe er sich gezielt durch eine ausgewogene Kombination von Bewegung, Ernährung und Entspannungstechniken und Stressmanagement reduzieren sowie bestenfalls vermeiden.
Bei regelmäßigem Heißhunger lieber zum Arzt
Regelmäßiger Heißhunger könne allerdings auch ein ernsthaftes Alarmsignal sein, warnt Jakob-Pannier. So könne er beispielsweise ein Anzeichen für eine Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion, Lebererkrankungen, Tumoren, Diabetes Mellitus oder eine Alkoholabhängigkeit sein, die zu einem gestörten Sättigungsgefühl führten. Neben Stress, Migräne, Diäten, Wurminfektionen und dem prämenstruellen Syndrom seien auch psychische Erkrankungen wie die Essstörungen Magersucht, Bulimie oder Binge-Eating-Störung als auch eine Depression und die Einnahme von Psychopharmaka mögliche Auslöser für Hungerattacken. „Letzten Endes kann nur ein Arzt abklären, ob hinter dem Heißhunger eine ernsthafte Erkrankung steckt“, sagt Jakob-Pannier. Dazu werde dieser zunächst die Ernährungsgewohnheiten abfragen und Untersuchungen wie Bluttests machen, um etwa Diabetes zu bestätigen oder auszuschließen. „Auf jeden Fall sollte frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden, um weitere körperliche und psychische Beeinträchtigungen zu vermeiden. Die Behandlung von Heißhunger richtet sich nach der Diagnose“, sagt die Psychologin der Barmer. Wer zuckerkrank sei, erhalte einen Ernährungsplan und werde medikamentös eingestellt. Auf diese Weise legten sich in der Regel auch Heißhungerattacken. Eine Schilddrüsenüberfunktion werde medikamentös behandelt. Resultiere der Heißhunger aus einer Essstörung oder Depression, könne ein spezialisierter Psychiater oder Psychologe helfen.