Seit einigen Jahren wiederholen sich die Meldungen im Frühjahr und Sommer: Der Eichenprozessionsspinner breitet sich in Deutschland immer mehr aus! Dabei kann das Insekt für Menschen gefährlich sein und unangenehme Folgen haben.
Er kommt ursprünglich aus Südeuropa, liebt warmes, trockenes Wetter und ist seit Jahren auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Die Rede ist vom Eichenprozessionsspinner. Eine Raupe, die sich vor ihrer Verpuppung zum Schmetterling vorwiegend von Eichenblättern ernährt. Außerdem kriecht sie oft in langen Reihen mit ihren Artgenossen die Eichenstämme entlang, ähnlich einer Prozession. Neben den meist für die Bäume verkraftbaren Fressschäden kann die Raupe aber auch für den Menschen unangenehm werden. Denn ihre eigentliche Gefahr liegt in den gesundheitlichen Auswirkungen ihrer über einer halben Million giftigen, spitzen und mit Widerhaken versehenen Raupenhaare auf den Menschen. Diese können nämlich im wahrsten Sinne des Wortes eine sehr reizende Wirkung auf Haut, Augen und Atemwege haben, wenn man mit ihnen in Berührung kommt.
Ab Anfang Mai schlüpfen die Larven des Eichenprozessionsspinners. Bereits ab dem dritten von sechs Larvenstadien besitzen die Tiere die giftigen Härchen, die in die menschliche Haut eindringen und auch in die Augen und die Atemwege gelangen können. Diese sogenannten Brennhaare können sogar durch den Wind über weite Strecken transportiert werden. Da deren Gift sehr lange haltbar und über mehrere Jahre aktiv bleibt, können sich längst verlassene Raupennester, die beispielsweise durch Herbststürme von den Bäumen gefegt werden, im Unterholz ansammeln und immer noch zur Gesundheitsgefahr werden. Denn in den Nestern befinden sich meist noch die abgestreiften Larvenhäutchen mit den Brennhaaren.
Ein Fall für den Arzt
„Die Haut reagiert bei Kontakt mit den Raupenhaaren mit heftigem und quälendem Juckreiz. Sie rötet sich, bildet Quaddeln, Bläschen und Knötchen, besonders auf freiliegenden Körperstellen wie an den Unterarmen, Hals oder Dekolleté. Je nach Kontakt entwickelt sich mitunter auch eine heftige Bindehautentzündung mit roten und geschwollenen Augen“, sagt Dr. Utta Petzold, Dermatologin bei der Barmer. Gerät das Gift in die Atemwege, können sich Nase, Rachen und Bronchien entzünden. In schweren Fällen kann es laut der Expertin dann sogar zu Atemnot kommen. Weil die Symptome aber häufig erst in der Nacht oder am nächsten Tag nach dem Kontakt mit den Raupenhärchen auftreten, bringt man sie nicht unbedingt mit dem Eichenprozessionsspinner in Verbindung. „In jedem Fall sollte man zum Haus- oder Hautarzt gehen, um die Symptome abklären zu lassen, und vorher noch einmal überlegen, ob man am Tag zuvor Kontakt mit der giftigen Raupe gehabt haben kann“, rät Petzold. Auch wenn die Anzeichen denen einer allergischen Reaktion sehr ähnlich sind, handelt es sich nicht um eine Allergie, sondern schlichtweg um eine Reaktion des Körpers auf das Gift. Man spricht auch von einer Raupendermatitis.
Die richtige Behandlung
Je nach Krankheitsbild kann der Arzt einige die Symptome lindernde Medikamente verordnen. Dazu gehören eine entzündungshemmende Cortisoncreme und eventuell Medikamente aus der Gruppe der Antihistaminika gegen den Juckreiz. In schwereren Fällen können auch Cortisontabletten angezeigt sein. Bei Atemnot sind zudem Arzneimittel erforderlich, die die Atemwege erweitern und die Atmung erleichtern. Nach etwa ein bis zwei Wochen sollten die Beschwerden in der Regel überstanden sein.
Waschen, waschen, waschen
Ist man erst einmal mit den giftigen Raupenhärchen in Berührung gekommen, empfiehlt sich ein sofortiger Kleiderwechsel und eine Dusche mit Haarwäsche. Dabei nicht vergessen, auch die Kleidung zu waschen. Man kann auch versuchen, vorhandene Brennhaare ohne Druck mit einem Klebeband von der Haut zu lösen. Sofern auch die Augen betroffen sind, sollten sie mit viel Wasser gespült werden. All das ersetzt allerdings nicht den anschließenden Arztbesuch.
Viel besser ist es jedoch, entsprechend vorzubeugen, um erst gar nicht mit den kleinen, giftigen Härchen in Kontakt zu kommen. Einige Tipps dazu liefert unser Infokasten. – Sobald man den Eichenprozessionsspinner auf Eichen entdeckt, Abstand halten und sich nirgends auf den Boden setzen.
Schutz vor reizenden Brennhaaren
- Offene Hautbereiche wie Nacken, Hals, Unterarme und Beine bedecken.
- Unbedingt vermeiden, die giftigen Brennhaare einzuatmen.
- Keine Gespinste berühren, auch nicht ältere und bereits verlassene.
- Hat man eine befallene Eiche im eigenen Garten, unbedingt Profis mit der Beseitigung der Gespinste beauftragen und nicht selbst Hand anlegen.