Harnwegsinfekte sind oft eine schmerzhafte Angelegenheit. Eine Blasenentzündung ist zwar meist leicht zu behandeln, allerdings besteht die Gefahr, dass sich die Entzündung auf die Nieren ausweitet. Vor allem bei Säuglingen und sehr kleinen Kindern, die sich aufgrund ihres Alters noch nicht klar äußern können, ist es daher wichtig, die Beschwerden richtig zu deuten und möglichst schnell einen Kinderarzt aufzusuchen.
Entzündungen im Bereich der Harnwege entstehen oft dadurch, dass Bakterien aus dem Darm in die Harnröhre geraten. Bei Babys und Kleinkindern geschieht das besonders über die Windel oder durch falsches Abputzen nach dem Stuhlgang. Wird nicht frühzeitig eine Therapie eingeleitet, „wandern“ die Bakterien von dort aus weiter in die Blase, den Harnleiter und das Nierenbecken. Dadurch kann es im schlimmsten Fall zur Schädigung der Nieren kommen. Zu den typischen Beschwerden bei einer Harnwegsentzündung gehören unter anderem Schmerzen beim Wasserlassen und ein Brennen in der Harnröhre. „Kleinkindern äußern die Schmerzen oft nicht direkt, sondern sind stattdessen quengelig, gehen häufig zur Toilette, sofern sie schon ohne Windel unterwegs sind, und jucken sich zwischen den Beinen“, erklärt Dr. Utta Petzold, Medizinerin bei der Barmer. Zudem riecht der Urin manchmal auffällig oder unangenehm, auch Blut kann enthalten sein. Wenn das Kleinkind nachts wieder einnässt, obwohl es eigentlich schon ohne Windel auskam, kann das ein weiteres Indiz für eine Blasenentzündung sein. „Insbesondere Säuglinge zeigen bei einer Entzündung der Harnwege oft Fieber als typisches Merkmal. Manchmal leidet das Baby auch an Durchfall oder Erbrechen oder beidem“, so Petzold.
Frühzeitig zum Arzt
Eltern, die entsprechende Anzeichen bei ihrem Kind feststellen, sollten frühzeitig einen Kinderarzt aufsuchen, um eine Therapie beginnen zu können. „Der Arzt untersucht den Urin, und entscheidet, ob ein Antibiotikum eingenommen werden muss“, erklärt Petzold. Sinnvoll ist es, schon zu Hause in einem sauberen Glas mit Schraubverschluss ein wenig Urin des Kindes zu sammeln, weil sich das in der Praxis häufig als schwierig erweist. Gegen die Schmerzen können warme Sitzbäder helfen, die aus Kamillentee angesetzt werden. Außerdem sollten kleine Patienten viel trinken, am besten ungesüßte Tees oder Wasser, damit die Bakterien ausgespült werden. Auf harntreibende Mittel und spezielle Blasen- und Nierentees, wie sie bei Erwachsenen zum Einsatz kommen, sollten Eltern bei ihren Kindern lieber verzichten, da sie die Blase zu sehr reizen können.
Viel Trinken ist übrigens auch ein guter Tipp, damit es gar nicht erst zu einer Harnwegsentzündung kommt. Zudem sollten Kinder ihre Füße warmhalten und nach dem Schwimmen möglichst zügig die nassen Badesachen ausziehen und die Haaren föhnen, denn Unterkühlung dieser Körperregionen lässt das Risiko für eine Harnwegsentzündung ansteigen. Vorbeugen kann man auch, indem Kinder regelmäßig auf Toilette gehen. „Durch die weibliche Anatomie ist bei Mädchen die Gefahr besonders groß, dass Darmbakterien in die Harnröhre gelangen. Sie sollten daher besonders darauf achten, den Po nach dem Stuhlgang richtig, also von vorn nach hinten, zu säubern“, rät Petzold. Für Babys besteht aufgrund der Windeln ein ähnliches Problem. Daher sollten diese regelmäßig gewechselt werden.