Osteoporose ist eine tückische Krankheit, denn sie entwickelt sich schleichend. Deshalb merken viele gar nicht, dass sie bereits erkrankt sind, bis irgendwann ein Knochen bricht. Mit Bewegung lässt sich Knochenschwund nicht nur vorbeugen, sondern auch therapieren.
In der Öffentlichkeit gilt Osteoporose nach wie vor als eine Krankheit, die in erster Linie ältere Frauen betrifft. Dabei ist der schleichende Knochenschwund längst auf dem Weg zu einer wahren Volkskrankheit. Allein in Deutschland sind bereits 26 Prozent der Über-50-Jährigen betroffen, insgesamt 6,5 Millionen Frauen und 1,3 Millionen Männer. Wird der Knochenschwund nicht rechtzeitig diagnostiziert, drohen Knochenbrüche, chronische Schmerzen und bleibende Behinderungen. Neben einer kalziumhaltigen Ernährung und einer ausreichenden Versorgung mit Vitamin D spielt bei Osteoporose vor allem körperliche Aktivität eine entscheidende Rolle. „Mit jeder einzelnen Bewegung üben die Muskeln einen Reiz auf die Knochen aus, wodurch wiederum der Aufbau von Knochenmasse aktiviert wird. Deshalb dient Sport nicht nur der Prophylaxe, sondern kann eine verminderte Knochendichte sogar wieder erhöhen“, erklärt Klaus Möhlendick, Diplom-Sportwissenschaftler bei der Barmer.
Mit regelmäßigem Training gegen die Abwärtsspirale
Vor allem Menschen, die bereits an Osteoporose erkrankt sind, neigen dazu, sich zu schonen. Aus Angst vor Knochenbrüchen werden sie immer passiver. Doch damit begünstigen sie den fortschreitenden Knochenabbau nur. Der Weg aus der Abwärtsspirale führt laut Möhlendick idealerweise über regelmäßiges Training. Menschen mit Osteoporose sollten nach Möglichkeit einen moderaten Ausdauersport über 150 Minuten in der Woche betreiben, zum Beispiel fünfmal 30 Minuten. Zusätzlich zu den klassischen Ausdauersportarten wie Schwimmen, Radfahren, Wandern und Tanzen setzen Mediziner inzwischen verstärkt auf ein gezieltes und gut dosiertes Krafttraining unter fachmännischer Anleitung. Knochensubstanz werde vor allem durch Übungen aufgebaut, die die Muskelgruppen um die Wirbelsäule herum trainieren. Empfehlenswert seien deshalb besonders mehrgelenkige Übungen, die neben der Beinmuskulatur auch die Rücken- und Hüftmuskulatur beansprucht, wie etwa Kniebeugen. Möhlendick: „Wichtig ist es, sich ein individuelles Trainingsprogramm erstellen zu lassen. Betroffene sollten mit einem ausgebildeten Fitness-Trainer oder einem Physiotherapeuten besprechen, welche Übungen in welcher Intensität für sie geeignet sind. Ein optimales Ergebnis lässt sich mit einem zweimal wöchentlich durchgeführten Krafttraining erzielen – möglichst zusätzlich zu dem Ausdauertraining.“
Das gilt übrigens auch für den Präventionsbereich. Wer früh genug anfängt, kann seine Knochen nachweislich stärken. Mit jedem Training zahlt man, bildlich gesprochen, auf ein Knochenkonto ein, von dem man dann später zehren kann. Darüber hinaus sieht Möhlendick in dem Sportprogramm noch einen weiteren entscheidenden Vorteil. „Wer regelmäßig trainiert, stärkt nicht nur seine Knochen, sondern fördert gleichzeitig auch seine Koordination, Beweglichkeit und Balance. Alle drei Faktoren erhöhen die Stand- und Gangsicherheit und reduzieren damit das Sturzrisiko.“