Wenn der Stress im Alltag zunimmt, sind die Auswirkungen oft weitreichend. Ein zu hoher Druck im Arbeits- und Privatleben und die damit verbundene Überforderung verursachen nicht nur ein Gefühl von zu wenig Zeit für sich selbst oder des Ausgelaugtseins, sondern setzen den Betroffenen auch körperlich zu. Dabei gibt es einige Tipps und Tricks, damit der Blick auf das Wesentliche nicht verloren geht und ein Leben in Balance zwischen An- und Entspannung, mit ausreichenden Phasen von Ruhe und Gelassenheit, wieder möglich wird.
Stress hat weitreichende Folgen
Zuviel Stress ohne entsprechenden Ausgleich, beispielsweise durch körperliche Bewegung, wirkt sich oft nachteilig auf die Gesundheit aus. Ideal ist ein guter Mix zwischen Anspannung und Entspannung, denn stressbedingte Erkrankungen treten immer häufiger bereits in jungen Jahren auf. „Medizinisch gesehen ist Stress absolut sinnvoll, denn er warnt den Organismus vor einer übermäßigen Belastung und führt dazu, dass die Sinne geschärft sind. Unter Stress ist die Wahrnehmung fokussiert und die Leistungsbereitschaft erhöht“, erklärt Andrea Jakob-Pannier, Psychologin bei der Barmer. Kritisch wird es aber, wenn Stress zu lang anhält, denn die Alarmreaktion verursacht beispielsweise eine vermehrte Ausschüttung von Hormonen und der anhaltend gesteigerte Puls kann auf Dauer zu meist unbemerktem Bluthochdruck führen. Oft kommt es auch zu einer erhöhten Produktion von roten Blutkörperchen und Fetten, die das Blut „verdicken“ und schlimmstenfalls zu Herz- oder Gehirninfarkten führen können. Nach der Stressphase fällt der Körper häufig in eine Art Ruhezustand, der die Betroffenen anfälliger für Krankheiten macht. „Eine lange Phase des Stresses ist nie gut für Körper und Geist. Sie kann beispielsweise Schlafstörungen, psychisch bedingte Magen-Darmprobleme, Konzentrationsstörungen und Dauermüdigkeit hervorrufen“, so Jakob-Pannier.
Achtsamkeit als Ausweg
Ein Weg aus dem Dauerstress kann das Erlernen von Achtsamkeit sein, um unsere Stressmuster besser kennen zu lernen. Das Prinzip der Achtsamkeit ist seit langem eine Behandlungspraxis in Therapien jeglicher Art. „Sinn und Zweck der Achtsamkeit ist es, Energie aus den eigenen Ressourcen zu schöpfen und Ruhe in sich selbst zu finden“, meint die Expertin. Mit ein paar Übungen kann diese Praxis schnell und einfach selbst trainiert werden.
Das Geheimnis der Achtsamkeit liegt darin, auf das Wesentliche zu achten und mit seinen Gedanken im „Hier“ zu verweilen. „Manchmal reicht es schon, bei einem kurzen Spaziergang oder dem Blick aus dem Fenster auf die Dinge zu achten, die im Alltag oft übersehen werden, und sich daran zu erfreuen. Das kann die Blume am Wegesrand oder das Lächeln einer vorbeigehenden Person sein. Man versucht, auf seinen eigenen Körper zu hören und ihn bewusst wahrzunehmen, um sich selbst zu entschleunigen“, erklärt Jakob-Pannier. Dabei helfen beispielsweise kontrolliertes Atmen oder auch das gezielte Wahrnehmen des eigenen Atems. Eine beliebte Übung ist es, sich selbst Fragen zu stellen und auf die Antwort zu achten: Sitze ich bequem? Wie geht es mir gerade? Fühle ich mich wohl? „Die Sprache unseres Körpers kann eine beruhigende Wirkung auf uns haben“, so die Expertin. Ein anderer Weg ist es, sich bewusst gedanklich von der Umwelt abzuschotten und einen Moment lang alles auszublenden, was belastet. „Es kann hilfreich sein, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die uns glücklich machen. Solche Achtsamkeitsübungen können immer und überall durchgeführt werden. Schon ein kleiner Moment der Ruhe kann Stress enorm senken und dabei helfen, den eigenen Ruhepol und die Zufriedenheit wieder zu finden“, rät Jakob-Pannier.