Gesundheit und Wirtschaft sind untrennbar miteinander verbunden. Einerseits bildet die Gesundheit eine bedeutende Branche für die Wirtschaft. Andererseits sind gesunde Erwerbstätige die Basis für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen. Mit Sven Schulze, Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt, sprach die Barmer über die ökonomische Bedeutung der hiesigen Gesundheitsversorgung und die Herausforderungen, vor denen sie steht.
Herr Schulze, welche Rolle spielt die Gesundheitswirtschaft für die Gesamtwirtschaft in Sachsen-Anhalt?
In Sachsen-Anhalt sind es vor allem Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Unternehmen aus der Medizintechnik und Pharmazie, die eine starke wirtschaftliche Basis bilden. In einer Zeit, in der unsere Bevölkerung älter wird, steigt der Bedarf an Gesundheitsleistungen – und genau hier spielt die Gesundheitswirtschaft eine Schlüsselrolle. Sie hilft nicht nur, die Menschen gut zu versorgen, sondern ist auch ein Motor für Innovationen und neue Arbeitsplätze.
Welche Synergien sehen Sie zwischen der Gesundheitswirtschaft und anderen Branchen, insbesondere der Landwirtschaft?
Gesunde Ernährung ist die Basis für ein gutes Leben, und die Landwirtschaft liefert uns dafür die richtigen Produkte. Wenn unsere Bauern hochwertige Lebensmittel produzieren, profitiert am Ende auch die Gesundheitswirtschaft. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung trägt dazu bei, Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Übergewicht vorzubeugen. Das entlastet das Gesundheitssystem, da weniger Menschen an ernährungsbedingten Krankheiten leiden. Uns ist es wichtig, diese Zusammenarbeit weiter auszubauen, weil sie nicht nur der Gesundheit, sondern auch der regionalen Wirtschaft zugutekommt.
Inwiefern?
Ganz einfach: Wenn unsere Bauern gesunde, regionale Lebensmittel liefern, profitieren Krankenhäuser und Pflegeheime von kurzen Lieferwegen und frischen Produkten. Das kommt nicht nur den Patienten zugute, sondern auch unseren Landwirten, da sie neue Absatzmärkte haben. Beide Branchen schaffen dadurch Arbeitsplätze und sorgen für zusätzliche Impulse in der Region. So wird das Vertrauen in regionale Produkte gestärkt, was die Nachfrage weiter antreibt. Eine echte Win-Win-Situation für alle Beteiligten.
Wie unterstützt das Ministerium die Gesundheitswirtschaft in Sachsen-Anhalt?
Wir im Wirtschaftsministerium stehen in engem Austausch mit der Gesundheitswirtschaft. Wir unterstützen Innovationen, besonders im Bereich der Digitalisierung. Projekte wie Telemedizin können zum Beispiel dafür sorgen, dass Menschen in ländlichen Regionen schnell und unkompliziert ärztliche Hilfe bekommen. Außerdem investieren wir in Forschung und Entwicklung und unterstützen Unternehmen, die in Sachsen-Anhalt neue Ideen umsetzen wollen. Besonders wichtig ist uns auch die Förderung von Start-ups, die mit frischen Ideen den Gesundheitsbereich voranbringen.
Welche Bedeutung hat die Gesundheitswirtschaft für die Ansiedlung internationaler Unternehmen?
Eine gute Gesundheitsversorgung ist ein echter Standortvorteil und spielt eine wichtige Rolle bei der Gewinnung von Fachkräften, sowohl national als auch international. Damit sich diese Fachkräfte und ihre Familien in Sachsen-Anhalt wohlfühlen, ist eine solide Infrastruktur entscheidend – dazu zählt auch ein starkes Gesundheitssystem. Wenn Krankenhäuser, Ärzte und Pflegeeinrichtungen gut erreichbar sind und eine medizinische Versorgung auf hohem Niveau gewährleistet ist, steigert das die Attraktivität unseres Landes erheblich. Viele Unternehmen bieten ihren Mitarbeitenden bereits kostenlose Check-ups oder medizinische Präventionsmaßnahmen als Benefit an – übrigens machen wir das im Wirtschafts- und Landwirtschaftsministerium auch.
Welche Rolle spielt der demografische Wandel für die Gesundheitswirtschaft in Sachsen-Anhalt?
Der demografische Wandel ist eine der größten Herausforderungen, vor denen wir stehen. Die Menschen werden älter und brauchen mehr medizinische und pflegerische Unterstützung. Gleichzeitig fehlt es uns an jungen Fachkräften, gerade in ländlichen Regionen. Deshalb setzen wir im Wirtschaftsministerium auf innovative Lösungen wie die Telemedizin, um auch in weniger dicht besiedelten Regionen eine gute Versorgung sicherzustellen. Uns ist wichtig, dass alle Menschen in Sachsen-Anhalt – egal wo sie leben – gut versorgt werden.
Welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft der Gesundheitswirtschaft?
Die Gesundheitswirtschaft wird in den nächsten Jahren noch wichtiger werden, aber auch die Herausforderungen nehmen zu. Ein großes Thema ist der Fachkräftemangel. Um hier gegenzusteuern, müssen wir die Gesundheitswirtschaft weiter modernisieren und attraktiv machen. Wir sehen es als unsere Aufgabe, die richtigen Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft zu schaffen, damit auch in Zukunft genügend gut ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung stehen und unsere Unternehmen im Gesundheitssektor wettbewerbsfähig bleiben.