André Schröder stellte im Rahmen des Barmer Symposiums 2023 ein Vorreiterprojekt in Sachen Gesundheitsversorgung vor. Im Interview erklärt er, was genau hinter der Idee des Regionalen Gesundheits- und Notfallzentrums steckt, was den Medizinstandort Mansfeld-Südharz auszeichnet und mit welchem Zeithorizont die Beteiligten planen.
Herr Landrat, wie steht es um die medizinische Versorgung im Landkreis Mansfeld-Südharz?
„Insgesamt ist die medizinische Versorgung gewährleistet, aber die ambulante Versorgung bereitet uns Sorge. Nach aktueller Bedarfsplanung sind in Mansfeld-Südharz insgesamt 25 Stellen bei der hausärztlichen Versorgung unbesetzt. Dazu kommt, dass jeder zweite Hausarzt im Landkreis 55 Jahre oder älter ist. Es ist also absehbar, dass weitere Stellen unbesetzt bleiben. Auch bei Fachärzten wie Haut-, Nerven- und Frauenärzten ist eine ähnliche Entwicklung absehbar, wenn auch nicht ganz so drastisch.“
Wie begegnen Sie dem Ärztemangel in Ihrem Landkreis?
„Wir sind bei diesem Thema sehr engagiert. Wir fördern Medizinstudierende und Ärzte im Falle ihrer Ansiedlung. Und ganz neu in unserem Portfolio ist das Projekt ‚REGENT‘.“
Was genau verbirgt sich hinter dem Projektnamen „REGENT“?
„REGENT“ ist die Abkürzung für ‚Regionales Gesundheits- und Notfallzentrum‘. Es erinnert aber auch an das lateinische ‚regere‘, was soviel bedeutet wie lenken oder leiten. Wir verknüpfen dabei die Idee eines Medizinischen Versorgungszentrums mit Leistungen, die durch den Rettungsdienst erbracht werden. Dabei fokussieren wir uns auf die beiden Standorte Sangerhausen und Hettstedt. In beiden Städten möchte der Landkreis jeweils ein MVZ betreiben, das an eine Rettungswache angeschlossen ist. Auch Telemedizin wird an beiden Standorten eine Rolle spielen. Eine mobile Praxis soll darüber hinaus die medizinische Versorgung noch stärker in die Fläche tragen.“
André Schröder ist ein CDU-Politiker aus Sachsen-Anhalt. Er war mit einer dreijährigen Unterbrechung als Staatssekretär im Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr von 2002 bis 2021 Mitglied des Landtags von Sachsen-Anhalt und vom 25. April 2016 bis zum 20. Juni 2019 Finanzminister in Sachsen-Anhalt. Seit 2021 ist der gebürtige Sangerhäuser Landrat des Landkreises Mansfeld-Südharz.
Was zeichnet dabei den Medizinstandort Sangerhausen aus?
„Das Besondere an der Kreisstadt ist, dass Ärzte hier auch praktisch ausgebildet werden sollen. Wir stemmen das im Übrigen nicht alleine, sondern haben starke Kooperationspartner an unserer Seite. Speziell in Sangerhausen ist die Uniklinik Halle (Saale) gleichberechtigt beteiligt.“
Was planen Sie in Hettstedt?
„In Hettstedt arbeiten wir eng mit Helios zusammen, da der private Klinikbetreiber hier auch einen Standort hat, an den wir als Landkreis andocken. Im Eingangsbereich werden wir die Patientenströme lenken und entscheiden, wer bleibt im MVZ und wer muss womöglich ins Krankenhaus. In Hettstedt sollen auch ambulante Operationen möglich sein. Wir werden auch einige Überwachungsbetten vorhalten. Außerdem werden von hier aus die Einsätze der mobilen Praxis koordiniert.“
Sie sprechen vom Landkreis als Betreiber. Sie scheuen also das Betreiberrisiko nicht.
„Das ist richtig. Wir werden die MVZs kommunal betreiben, genauso wie wir das beim Rettungsdienst bereits erfolgreich machen. Das Gute ist: Wir müssen keine Gewinne einfahren. Das nimmt einen enormen Druck. Unser Ziel ist es aber, eine schwarze Null zu schreiben. Wir wollen also kostendeckend arbeiten.“
Wenn wir nun beim Finanziellen sind: Wie viel kostet das Projekt und wann soll ich realisiert sein?
„Für ‘REGENT‘ planen wir mit 23,7 Millionen Euro. Neunzig Prozent der Kosten werden durch Fördermittel abgedeckt. Im kommenden Jahr starten wir mit der Realisierung. Ende 2026 wollen wir fertig sein, sodass die Bürger die Verbesserung spüren können.“