Gesundheitsexpertinnen und Gesundheitsexperten haben am 8. Juni beim 9. Norddeutschen Dialog in Lübeck Wege und Herausforderungen einer sektorenübergreifenden Versorgung diskutiert. Eingeladen dazu hatten die Barmer Landesvertretungen Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Ein hochkarätig besetztes Podium lockte rund 100 Interessierte aus dem Gesundheitsbereich in das Konferenz- und Businesscenter media docks an die Trave. Unter dem Motto "Die Zeit ist reif! Patientenversorgung digital und grenzenlos gestalten!" diskutierten u.a. Dr. Monika Schliffke, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein, Gesundheitsökonom Prof. Dr. Wolfgang Greiner und Helios-Regionalgeschäftsführer Franzel Simon.
Früher Poliklinik, heute MVZ?
Dass integrierte Versorgung keine neue Erfindung ist, zeigte sich bereits im ersten von drei Filmbeiträgen, welche die Veranstaltung mit Beispielen aus der Praxis bereicherten. Im Film berichtete Anne-Katrin Joop-Althorn über ihre Erfahrungen als Landärztin in Mecklenburg. Wo stößt für die Ärztin sektorenübergreifende Versorgung an ihre Grenzen? Und was braucht es jeweils aus Sicht des ambulanten und stationären Bereichs sowie für die Politik, um diese Hürden zu überwinden?
Mut zur Veränderung ist gefragt
Für Dr. Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Hamburg, ist die Umwandlung des Gesundheitssystems hin zu einer integrierten Versorgung nicht weniger als eine Strukturreform. "Es braucht den Mut, Veränderungen anzugehen. Mut, die Strukturen zu verändern und das Silo-Denken in ambulant und stationär aufzugeben. Ich bin der Meinung, dass wir im stationären Bereich mit der Umwandlung beginnen müssen", sagte sie auf dem Podium. Dass sektorenübergreifende Versorgung gelingen und zum Vorteil des Patienten sein kann, verdeutlichte ein weiterer Film. Hierin wurde eine kombinierte Versorgung von Schlaganfall-Patienten vorgestellt.
Telemedizin als Wegweiser für moderne Gesundheitsversorgung
Auch für Franzel Simon, Regionalgeschäftsführer von Helios, sollte die Strukturreform im stationären Bereich ansetzen, jedoch führte er auf dem Podium aus: „Krankenhäuser nur zu schließen, macht keinen Sinn. Wir müssen strukturieren und spezialisieren!“. Ein weiterer Hebel, an dem aus Sicht von Simon gedreht werden müsse, um das Gesundheitssystem zukunftsfähig zu machen, sei die Digitalisierung. "Eine funktionierende digitale Infrastruktur ist Voraussetzung für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung auf dem Land", sagt er. Im dritten Film wurde gezeigt, wie durch das Projekt eQuaMaDi Frauen aus Schleswig-Holstein bei der Brustkrebsvorsorge bereits von Telemedizin profitieren.
Impulse für neue Lösungsansätze
"Wenn wir allen Patienten auf Dauer eine qualitativ hohe medizinische Versorgung anbieten wollen, klappt das langfristig nur mit einer sektorenübergreifenden Versorgung. Denn die Ressourcen, die wir haben, sowohl im personellen und finanziellen, sind begrenzt. Wir müssen uns alle bewegen, um hier den richtigen Weg aufeinander zu finden", sagte Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der Barmer in Mecklenburg-Vorpommern, zum Abschluss der Veranstaltung. Er wünsche sich, dass die Impulse der Diskussion des Norddeutschen Dialogs mit in die einzelnen Länder genommen werden, um im Anschluss daran weitere Ideen und Lösungsansätze zu finden.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Norddeutschen Dialog und freuen uns bereits jetzt auf den Austausch im nächsten Jahr.