Mit einem neuen Gesetz möchte das Bundesgesundheitsministerium die Herzgesundheit aller präventiv verbessern. Im Fokus steht die Idee, bei bestimmten Risikofaktoren frühzeitig Medikamente zu verordnen. Ob dies in Zeiten von Abnehmspritzen und Co. der richtige Ansatz ist, fragt sich BARMER-Landeschef Henning Kutzbach:
Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Ein neues Gesetz soll Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland deutlich verringern und die Herzgesundheit der Bevölkerung präventiv verbessern. Ein wichtiges Ziel, wenn man bedenkt, dass in Mecklenburg-Vorpommern mindestens jeder dritte Erwachsene an einer Herzerkrankung wie Bluthochdruck, Koronarer Herzkrankheit oder Herzrhythmusstörung leidet. Zudem sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen bundesweit die häufigste Todesursache. Einen griffigen Namen trägt der Gesetzesentwurf mit der Bezeichnung "Gesundes-Herz-Gesetz" - oder noch kürzer GHG - auch schon. Aber es kommt noch besser: Die geplanten Maßnahmen sollen laut Entwurf kostenneutral umgesetzt werden!
Wie das funktionieren kann? Das Zauberwort heißt in diesem Fall Umwidmung von Kassenmitteln, die bisher für individuelle und qualitätsgesicherte Präventionsangebote vorgesehen sind. Statt Prävention im eigentlichen Sinne, sollen Untersuchungen zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgeweitet werden. Werden bei den Check-Ups bestimmte Risikofaktoren für Fettstoffwechselstörungen entdeckt, können frühzeitig und gezielt Medikamente, sogenannte Statine oder Cholesterinsenker, verabreicht werden. Gerade in Zeiten von Abnehmspritzen und Co. stellt sich jedoch die Frage, warum statt Anregung zu einem gesunden Lebensstil die präventive Medikation in den Fokus rücken sollte? Zumal Statine, um wirksam zu sein, ein Leben lang eingenommen werden müssen.
Im eigentlichen Gesetz soll wohl der Personenkreis für eine präventive Statine-Therapie nochmal deutlich abgegrenzt werden. Dennoch bleibt es dabei: Gerade bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben individuelle verhaltensbezogene Angebote der Primärprävention, die zu einer gesundheitsbewussten Lebensweise beitragen, einen hohen Nutzen erwiesen. Statt Pillen zu verordnen, müssen deshalb aus meiner Sicht, Angebote für mehr Bewegung, gesunde Ernährung und Aufklärung für gesundheitsbewusstes Verhalten weiterhin gestärkt werden - und das auch finanziell!
Die ausführliche Position der BARMER zum Referentenentwurf lesen Sie in der aktuellen Ausgabe unseres Berlin kompakt.