Jüngst hat das Bundesgesundheitsministerium einen Referentenentwurf zum Apothekenreformgesetz vorgelegt. Doch eignen sich die dort enthaltenen Neuerungen, um die Versorgung vor allem im ländlichen Gebieten zu verbessern, fragt sich BARMER-Landeschef Henning Kutzbach.
Auch vor Mecklenburg-Vorpommern macht das ,Apothekensterben‘ nicht halt. Während es zehn Jahre zuvor noch 410 Apotheken im Land gab, sind es aktuell noch 366. Eine Umkehr vom Trend ist nicht abzusehen. Mit dem ,Apothekenreformgesetz‘ soll nun die längst fällige Trendwende beschlossen werden.
Als einen Baustein sieht der Referentenentwurf vor, dass der Notdienst in Apotheken künftig höher vergütet wird. Das ist grundsätzlich richtig. Denn besonders in ländlichen Regionen ist der Erhalt eines funktionierenden Apotheken-Notdienstes wichtig. Fraglich bleibt, ob eine punktuelle Anhebung des Notdienst-Zuschlags von 0,21 auf 0,28 Euro genügt, damit vor allem Apotheken auf dem Land ihren Notdienst aufrechterhalten? Besser wäre stattdessen, die Apotheken-Vergütung grundsätzlich neu auszurichten. Ein wichtiger Punkt dabei sollte sein, die einzelnen Vergütungsbestandteile zu trennen. So könnten beispielsweise zeitintensive Beratungen höher als bisher vergütet – und so die Versorgung in ländlichen Gebieten sichergestellt werden.
Neben finanziellen Anreizen braucht es aber auch strukturelle Anpassungen. Hier wird laut Entwurf Telepharmazie eine wichtige Rolle spielen. Durch digitale Möglichkeiten soll der Betrieb von Zweigapotheken erleichtert werden. Laut Plan soll in Zukunft die Anwesenheit von erfahrenen pharmazeutisch-technischen Assistentinnen und Assistenten für die Öffnung einer Apotheke ausreichen. Die Bedingung dafür: eine telepharmazeutische Anbindung an Apothekerinnen und Apotheker im Filialverbund. Das ist an sich ein guter Gedanke!
Doch es bleiben auch viele Fragen offen: Wie definiert sich eine ,erfahrene‘ oder ein ,erfahrener‘ PTA? Und werden allein durch die Möglichkeiten der Telepharmazie infrastrukturell schwache Gegenden eher als lukrativer (Zweit)Standort in Betracht kommen? Und apropos Infrastruktur: Gibt es vor Ort keinen Arzt, keine Schule oder Supermarkt, wird es auch hier schwierig werden, ausreichend PTAs als Fachpersonal zu finden.
Letztlich kann die Gesundheitspolitik das Problem allein nicht lösen, sondern es braucht gesamtgesellschaftlich Ideen, wie das Leben auch in ländlichen Räumen attraktiv – und die Versorgung gesichert bleibt!
Die ausführliche Position der BARMER zum Referentenentwurf lesen Sie in der aktuellen Ausgabe unseres Berlin kompakt.