Eine bessere Versorgung mit Haus- und Kinderärzten in Hamburgs Randbezirken, eine stärkere Einbindung von Palliativmedizin in die pflegerische und medizinische Versorgung, mehr Gesundheitsvorsorge – diese drei Themen standen für die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion zu Beginn der Wahlperiode im Fokus. Was ist aus den Vorhaben geworden und was gibt es noch zu tun? Drei Fragen an Claudia Loss (49).
1.) Blicken wir auf die vergangenen Monate zurück: Welches Halbzeit-Fazit ziehen Sie, was den Stand der Umsetzung Ihrer Ziele anbelangt?
Natürlich hat uns die Pandemie in den ersten beiden Jahren ausgebremst. Trotzdem bin ich mit dem, was wir in der halben Wahlperiode umgesetzt haben, sehr zufrieden. Wir haben trotz Corona einige Initiativen auf die Schiene bringen können. Insbesondere für die ärztliche Versorgung in Hamburg, für die Stärkung der Hebammenversorgung und im Bereich der Pflege.
2.) Die Corona-Pandemie hat in der ersten Hälfte der Wahlperiode vieles dominiert. Welche gesundheitspolitischen Themen sind aus Ihrer Sicht in den vergangenen Monaten zu kurz, welche vielleicht auch neu hinzugekommen?
Die Corona-Pandemie hat uns deutlich aufgezeigt, dass wir im Bereich des öffentlichen Gesundheitsdienstes nicht breit genug aufgestellt sind. Wir arbeiten mit Hilfe des Bundes bereits daran, die Gesundheitsämter personell und digital besser aufzustellen. In diesem Zusammenhang ist insbesondere die Gesundheitsprävention zu kurz gekommen.
3.) Bis zur Bürgerschaftswahl verbleiben knapp zweieinhalb Jahre. Welche drei Ziele möchten Sie in dieser Zeit im Bereich Gesundheitspolitik noch für Hamburg erreichen?
Neben den beiden eben angesprochenen Punkten bleibt der Fachkräftemangel in der Pflege das Kernproblem unserer Gesundheitspolitik, das mir aktuell schon wieder viel zu schnell aus dem Fokus gerät und dessen Ausmaß vielen noch nicht bewusst zu sein scheint. Hier steht in erster Linie der Bund in der Pflicht. Wir werden aber immer dort, wo es möglich ist, Hilfe und Anstöße geben. Wir haben beispielsweise aktuell in der Bürgerschaft einen Antrag beschlossen, mit dem wir konkret herausfinden wollen, wie wir die Pflegedokumentation so aufräumen können, dass wieder ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Zeit an der Akte und der Zeit am Krankenbett entstehen kann. Dafür brauchen wir die Unterstützung des medizinischen Dienstes und aller Krankenkassen.
Claudia Loss arbeitet neben ihrem Abgeordnetenmandat als ausgebildete Krankenschwester mit Fachweiterbildungen im Bereich Palliativmedizin, Geriatrie und Demenz beim Wilhelmsburger Krankenhaus Groß Sand.