Die im vergangenen Dezember vorgelegten Eckpunkte der Regierungskommission für eine Krankenhausreform führten gerade auch hier in Bayern zu einer emotionalen Debatte, bei der sachliche Argumente zu kurz kamen. Es ist nicht zielführend, vor einem Wegfall der medizinischen Versorgung in bestimmten Regionen zu warnen und somit eine bereits verunsicherte Bevölkerung weiter zu beunruhigen.Damit auch die Bevölkerung im ländlichen Raum in Zukunft weiterhin medizinisch gut versorgt ist, braucht es eine Neuausrichtung der Krankenhauslandschaft. Durch eine Reform der Fallpauschalen und die Einführung von Vorhaltekosten sowie verschiedener Krankenhaus-Level soll der ökonomische Druck von Krankenhäusern gemindert und eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung sichergestellt werden. Für BARMER-Landeschef Alfred Kindshofer sollten vor einer Weiterentwicklung der Vergütung die Krankenhaus-Strukturen in den Fokus rücken.
Der medizinische Fortschritt und der demographische Wandel erfordern eine andere Krankenhauslandschaft als die heutige, die vor Jahrzenten unter anderen Bedingungen entstanden ist und in der mehr oder weniger jedes Krankenhaus alle Leistungen anbietet. Für eine qualitativ hochwertige Versorgung, die die Sicherheit der Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt stellt, ist eine Spezialisierung und Konzentration medizinischer Leistungen notwendig. Durch den medizinischen Fortschritt ist es heute möglich, viele bisher stationäre Eingriffe und Untersuchungen ambulant durchzuführen. Es entstehen mitnichten „weiße Flecken“ auf der Landkarte der medizinischen Versorgung, wenn Krankenhäuser z.B. in medizinische Versorgungszentren umgewandelt werden.
Vielmehr kann durch den effizienteren Ressourceneinsatz die Versorgung auch zukünftig in Zeiten knappen Fachpersonals qualitativ hochwertig sichergestellt werden. Klar ist, dass Patientinnen und Patienten im Notfall in den von der Medizin vorgegebenen Fristen eine adäquate Behandlung erhalten müssen. Deshalb muss bei einer Krankenhausstrukturreform auch der Rettungsdienst mitgedacht und reformiert werden.
Es geht um nicht weniger als die Gesundheit der Bevölkerung. Deshalb haben die Bürgerinnen und Bürger ein Recht auf Aufklärung und auf eine ehrliche Debatte. Die BARMER sieht es als ihre Aufgabe, sich an diesem Diskurs zu beteiligen.
Aus meiner Sicht muss der Krankenhausreform eine ehrliche Bestandsaufnahme vorausgehen: Was ist langfristig nötig und tragfähig? Dabei müssen wir die demografische Entwicklung mit geringen Geburtenzahlen und einer älter werdenden Bevölkerung, den Trend zur Ambulantisierung, die Möglichkeiten der Digitalisierung und den Fachkräftemangel im Blick haben. Und, wir müssen auch neue Wege der Patientenversorgung gehen.
Spezialisierung und Kooperationen unter Kliniken sollten wir als Chance begreifen. Freiräume entstehen, wenn komplexe Eingriffe an spezialisierten Zentren durchgeführt werden. Eine Zusammenlegung kleinerer Abteilungen kann, wo möglich, die individuelle Arbeitslast verringern. Regionale Gesundheitszentren sichern zudem die Grund- und Notfallversorgung flächendeckend ab.
Nach diesen Beispielen der unterschiedlichen Versorgungsstufen muss die Krankenhauslandschaft konsequent umgestaltet werden. So können Überversorgung, Doppelstrukturen und Unterversorgung vermieden werden.
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