Ob Kopf-, Rücken- oder Gelenkschmerzen, bestehen Beschwerden länger als sechs Monate oder kehren immer wieder, sprechen Fachleute von chronischen Schmerzen. Unter diesem Erkrankungsbild leiden im Landkreis Ludwigslust-Parchim laut BARMER Morbiditäts- und Sozialatlas überdurchschnittlich viele Menschen. Demnach sind im Kreis von 1.000 Einwohnerinnen und Einwohnern 67 von chronischen Schmerzen betroffen – und damit 16 Prozent mehr als im Bundesschnitt (58 Betroffene je 1.000). Mit einem innovativen Versorgungsprojekt der BARMER und der Deutschen Schmerzgesellschaft sollen Schmerzerkrankungen in der Region nun frühzeitig behandelt werden. Ab sofort werden dafür geeignete Patientinnen und Patienten gesucht.
„Damit Schmerzen nicht das Leben übernehmen und chronisch werden, muss man zeitig handeln“, erklärt Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der BARMER in Mecklenburg-Vorpommern. Hier setze das bundesweite Projekt ‚PAIN2.0‘ an. Herzstück des Versorgungsangebots sei die enge Zusammenarbeit unterschiedlicher medizinischer Disziplinen. „Patientinnen und Patienten werden von einem Team aus Fachärzten, Physio- und Psychotherapeuten gemeinsam betreut, um neben körperlichen auch mögliche seelische Ursachen von Schmerzen zu erkunden“, so Kutzbach. Angeboten werde PAIN2.0 im Land einzig am Westmecklenburg Klinikum Helene von Bülow in Hagenow.
Schmerzkarrieren beenden, bevor sie beginnen
Bausteine von PAIN2.0 sind neben einer umfassenden Eingangsuntersuchung durch das interdisziplinäre Team auch eine individuelle Therapieempfehlung. „Schmerzen sind ein vielschichtiges Phänomen und es bedarf deshalb einer auf den Patienten abgestimmten Behandlung“, sagt Dr. Kay Niemier, Chefarzt des Schmerz- und Rückenzentrums am Westmecklenburg Klinikum in Hagenow. Vor Ort habe er bereits mit Patientengruppen erfolgreich am Vorgänger PAIN2020 teilgenommen. Basierend auf den Ergebnissen starte nun im Frühjahr in Hagenow das Nachfolgeprojekt PAIN2.0.
„Unser Angebot richtet sich an Menschen, die Risikofaktoren für chronischen Schmerz aufweisen. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn wiederkehrende Schmerzen bereits die Stimmung negativ beeinflussen“, so Dr. Niemier. Die Teilnehmenden erhielten in einem zehnwöchigen ambulanten Therapieprogramm individuell angepasste Unterstützung. „Ziel ist es, die Selbstkompetenz im Umgang mit Schmerzen zu stärken, das Wohlbefinden zu steigern und vor allem, Schmerzkarrieren zu beenden, bevor sie überhaupt beginnen“, sagt er. Ein wichtiger Aspekt des Programms sei auch eine neue Form der Gruppentherapie. PAIN2.0 wird wissenschaftlich begleitet, um langfristig die Versorgung von Menschen mit Schmerzen zu verbessern.
Teilnahme für gesetzlich Versicherte aus Westmecklenburg möglich
PAIN2.0 wurde ursprünglich für BARMER-Versicherte entwickelt, steht aber allen Versicherten anderer gesetzlicher Krankenkassen offen. Mitmachen können Erwachsene ab 18 Jahren aus Westmecklenburg, die seit mindestens sechs Wochen Schmerzen haben, deswegen arbeitsunfähig oder durch die Schmerzen im Alltag eingeschränkt sind. Interessenten können sich direkt im Schmerz- und Rückenzentrum am Westmecklenburg Klinikum in Hagenow unter Tel. 03883/ 736 726 melden.
Weitere Infos gibt es auch unter: www.pain2punkt0.de