Seit dem Beginn der Coronapandemie boomt die Videosprechstunde in Baden-Württemberg. Deshalb ist es unverständlich, dass deren Nutzung vom Gesetzgeber begrenzt wird.
Laut unserer Daten ließen sich im Jahr 2019 nur 15 baden-württembergische Barmer-Versicherte per Video behandeln. Ein Jahr später waren es rund 9.800, im Jahr 2021 stieg die Zahl weiter auf 11.800. Am häufigsten wurde die digitale Arztkonsultation im Land im zweiten Quartal 2020 genutzt. "Videosprechstunden haben sich in der Corona-Pandemie bewährt. Sie waren ein Baustein dafür, dass die medizinische Versorgung stabil blieb. Außerdem können sie flexibler in die Terminkalender der Betroffenen integriert werden. Und sie ersparen vor allem Patienten und Ärzten auf dem Land weite Wege", sagt Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg. Versicherte jeden Alters hätten die Videosprechstunde genutzt, sie entspreche dem Zeitgeist. Bis Ende März dieses Jahres konnten sie die Ärztinnen und Ärzte aufgrund einer Sonderregelung in unbegrenztem Umfang digital kontaktieren. Seit April gelte eine gesetzliche Beschränkung der Videotermine auf 30 Prozent der Praxiskapazität. Das bremse die Digitalisierung des Gesundheitswesens aus, die starre Begrenzung sei unnötig, so Plötze.
Am häufigsten erfolgte die Psychotherapie per Video
Im Jahr 2019 hätten nur neun Medizinerinnen und Mediziner die Videosprechstunde mit der BARMER in Baden-Württemberg abgerechnet. Im Jahr 2020 seien es 2.700 und letztes Jahr 2.400 gewesen. Am häufigsten sei die digitale Konsultation in der ambulanten Psychotherapie genutzt worden. Hier erfasste die Barmer während der letzten drei Jahre über 13.000 Behandlungsfälle. Mehr als 34.400 Mal sei eine psychische Erkrankung per Videosprechstunde diagnostiziert worden. "Psychotherapeutische Sitzungen per Video erweitern die Kontaktmöglichkeiten zwischen den Behandlern und ihren Patienten", so Plötze. Umso bedauerlicher sei es, dass die Psychotherapeutische Sprechstunde und die vorbereitenden Sitzungen vor dem Beginn der Psychotherapie seit April 2022 nicht mehr per Video stattfinden dürften. Auch hier sollten Restriktionen abgeschafft werden, damit die Videokonsultation weiter in Anspruch genommen werden könne, wo deren Nutzung sinnvoll sei.