Hat ein Kind eine sogenannte Himbeerzunge, denken alle sofort an Scharlach. Schließlich ist die Erkrankung dafür bekannt, dass die Zunge sich markant in einem knalligen Rot einfärbt. Doch nicht immer zeigt die Krankheit dieses oder andere typische Symptome und ist mitnichten nur eine Kinderkrankheit. Die durch Streptokokken ausgelöste Infektionskrankheit kann genauso gut auch Erwachsene treffen. „Gerade bei älteren Menschen treten nicht unbedingt alle klassischen Scharlach-Symptome wie hohes Fieber, Schluckbeschwerden, Halsschmerzen und die später am ganzen Körper sichtbaren roten, etwa stecknadelkopfgroßen Flecken auf. Deshalb wird Scharlach bei Erwachsenen oft nur sehr spät oder auch gar nicht erkannt“, weiß Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer.
Keine Spätfolgen riskieren
Unbehandelt, das heißt ohne Antibiotika, oder durch eine verkürzte Antibiotika-Einnahme kann Scharlach besonders bei Erwachsenen zu einer ganzen Reihe an Komplikationen und Spätfolgen führen. Dazu zählen beispielsweise Gelenkbeschwerden (Polyarthritis), Lungenentzündung, Herzmuskelentzündung (Endokarditis), Nierenschäden, Hirnhautentzündung (Meningitis) oder rheumatisches Fieber. Marschall rät deshalb, Symptome wie starke Halsschmerzen mit Hautausschlag und Fieber unbedingt ärztlich abklären zu lassen. Zumal Betroffene nicht nur ihre eigene Gesundheit gefährden. „Scharlach ist hochansteckend. Unbehandelt können Patienten andere bis zu drei Wochen mit der Krankheit infizieren. Sobald jedoch mit einer entsprechenden Antibiotika-Behandlung begonnen wurde, sind Erkrankte bereits nach 24 Stunden nicht mehr ansteckend“, so Marschall.
Besondere Vorsicht in der Schwangerschaft
Eine Antibiotika-Behandlung ist übrigens auch für Schwangere wichtig. Zwar hat Scharlach keinen direkten Einfluss auf das ungeborene Kind. Treten bei der werdenden Mutter allerdings Komplikationen auf, kann sich das durchaus negativ auf das Kind auswirken. Im Falle einer Herzmuskelentzündung bei der Schwangeren kann beispielsweise die kindliche Entwicklung beeinträchtigt werden, da die Versorgung des Embryos mit Sauerstoff und Nährstoffen gestört wird. „Eine Scharlach-Erkrankung in der Schwangerschaft sollte daher frühzeitig behandelt werden. Ärzte verordnen dann spezielle Antibiotika, die dem Kind nicht schaden, die Erkrankung bei der Mutter jedoch verkürzen und Komplikationen verhindern“, betont Marschall.
Ansteckung vermeiden
Anders als bei anderen sogenannten Kinderkrankheiten wie etwa Masern, Röteln, Mumps oder Windpocken gibt es gegen Scharlach keine Impfung. Umso wichtiger ist es, das Ansteckungsrisiko so gering wie möglich zu halten. Das funktioniert am besten mit zwei allgemeinen Schutzmaßnahmen: Zum einen sollte man nach Möglichkeit Kontakt zu Erkrankten meiden, die noch ansteckend sind. Und zum anderen sollte man sich unbedingt regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife waschen. Wenn kein Waschbecken in der Nähe ist, kann auch eine gründliche Anwendung von Händedesinfektionsmittel helfen.
Was ist Scharlach?
Scharlach ist eine hochansteckende Infektionskrankheit, die durch Streptokokken der Gruppe A (Streptococcus pyogenes) ausgelöst wird. Streptokokken sind Schleimhautbakterien, die auch bei vielen gesunden Menschen im Rachenraum nachweisbar sind. Die Bakterien können Giftstoffe, sogenannte Toxine bilden. Hat ein Patient die Erkrankung überstanden, ist er in Zukunft vor dem jeweiligen Giftstoff des Erregers geschützt. Da die Bakterien aber unterschiedliche Giftstoffe bilden, ist es möglich mehrfach an Scharlach zu erkranken. Übertragen wird Scharlach meistens über feinste Speichel-Tröpfchen, die beim Sprechen, Husten oder Niesen in die Luft gelangen und sich beim Einatmen an der Schleimhaut von Kontaktpersonen festsetzen.