Seit im Februar in Deutschland die ersten Coronafälle bekannt wurden, steigt die Zahl der Infizierten stetig an. Zwar berichten die meisten Medien sachlich über die Situation, doch vereinzelt werden auch schlimme Schreckensszenarien skizziert. „Auch wenn man das Coronavirus auf keinen Fall bagatellisieren darf, besteht absolut kein Grund zu Panik oder gar Hysterie. Wichtig ist aber, dass die Menschen gut informiert sind und wissen, wie sie sich bestmöglich schützen können“, sagt Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer.
Symptome erkennen
Zu den wichtigsten Fakten gehört, dass Coronaviren zu einer Infektion der Atemwege führen. Wie bei einer Grippe können die Symptome unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Sie reichen von Anzeichen einer harmlosen Erkältung mit leichtem Husten über Fieber, Kopf- und Halsschmerzen bis hin zu einer schweren Lungenentzündung. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Immunschwache und Vorerkrankte. „Bei einem Verdachtsfall soll die betroffene Person möglichst schnell telefonisch einen Arzt oder das zuständige Gesundheitsamt kontaktieren“, so Marschall. Bei begründeten Verdachtsfällen übernehmen die Krankenkassen die Kosten für den Test auf das Coronavirus. Anspruch darauf haben die sogenannten Risikogruppen. Nach Definition des Robert Koch-Instituts gehören dazu Menschen, die Kontakt zu einer infizierten Person hatten oder sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben.
Hygienemaßnahmen einhalten
Was das Coronavirus unter anderem besonders tückisch macht, ist die verhältnismäßig lange Inkubationszeit von bis zu 14 Tagen. Dadurch können auch Infizierte, die selbst keine Symptome zeigen, das Virus übertragen. Da es bislang weder einen Impfstoff noch ein Gegenmittel gibt, sollte jeder alles daransetzen, sich selbst und andere zu schützen. Und das geht laut Marschall leichter als gedacht. „Zu den effektivsten Schutzmaßnahmen zählen eine konsequente Händehygiene, also das gründliche und längere Händewaschen mit Seife, sowie das Einhalten der Husten- und Niesetikette, indem man in die Armbeuge niest oder hustet.“ Wer in Kontakt zu einem Verdachtsfall steht, so Marschall weiter, soll wie auch bei Grippe- oder Erkältungspatienten möglichst ein bis zwei Meter Sicherheitsabstand halten. Dies gilt umso mehr, solange nicht klar ist, ob die betreffende Person sich tatsächlich mit dem Coronavirus infiziert hat. Vor allem aber sollte in diesen Zeiten auf das Händeschütteln und andere intensive Begrüßungsrituale wie Umarmungen und Wangenküsse verzichtet werden.
Desinfektionsmittel richtig einsetzen
Ein zweischneidiges Schwert ist aus Sicht der Expertin der Einsatz von Desinfektionsmitteln. Da Coronaviren über Tröpfchen übertragen werden, können sie über Sekret aus dem Nasen- und Rachenraum auf Gegenstände wie Türklinken oder Lichtschalter gelangen. Die Stabilität von Coronaviren in der Umwelt hängt aber von vielen Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Beschaffenheit der Oberfläche sowie vom speziellen Virusstamm und der Virusmenge ab. Im Allgemeinen sind Coronaviren nicht besonders stabil auf trockenen Oberflächen, so dass die Inaktivierung in getrocknetem Zustand normalerweise innerhalb von Stunden bis einigen Tagen erfolgt. Dennoch ist bei Coronaviren eine Ansteckung über Gegenstände bisher nicht bekannt. „Eine grundsätzliche Flächendesinfektion im eigenen Haushalt ist in der Regel nicht notwendig, kann aber ebenso wie die Händedesinfektion sinnvoll sein, falls Erkrankte sich im Haushalt befinden. Ansonsten reicht gründliches Händewaschen mit Seife aus“, so Marschall. Wer Desinfektionsmittel nutzt, sollte darauf achten, dass es auch tatsächlich gegen Coronaviren wirkt. Dafür reicht nämlich nicht der aufgedruckte Hinweis aus, dass das Mittel 99 Prozent aller Bakterien tötet. Der Schutz gegen Viren muss explizit genannt werden. Das Robert Koch-Institut stellt eine Übersicht über geprüfte Desinfektionsmittel und deren Anwendung zur Verfügung. Es gibt drei Kategorien. Die erste Kategorie ist „begrenzt viruzid“, die zweite „begrenzt viruzid PLUS“ und die dritte „einfach viruzid“. Gegen Coronaviren reicht die niedrigste Variante, also „begrenzt viruzid“. Mittel für die Flächendesinfektion gegen Coronaviren enthalten zum Beispiel Formaldehyd oder sonstige Aldehyde. Bei der Flächendesinfektion ist darauf zu achten, dass die Desinfektionslösung ausreichend konzentriert eingesetzt wird. Für die Handdesinfektion werden alkoholische Lösungen eingesetzt. Dafür sollte man mindestens drei Milliliter Desinfektionsmittel nehmen, dieses komplett auf den Handflächen verteilen und über 30 Sekunden einwirken und an der Luft trocken lassen.
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