Müdigkeit, Kopfschmerzen, Fieber oder Schwindel – wer gesundheitlich nicht auf der Höhe ist und dennoch Auto fährt, kann sich und andere in Gefahr bringen. Besonders hoch ist das Risiko eines Verkehrsunfalls, wenn Medikamente ins Spiel kommen. Denn selbst ein vermeintlich harmloser Hustensaft kann die Fahrtauglichkeit beeinflussen.
Dass Alkohol und Drogen keine geeigneten Beifahrer sind, leuchtet den allermeisten Auto- und Motorradfahrern ein. Dass auch viele Arzneimittel die Verkehrstüchtigkeit erheblich beeinträchtigen können, wird dagegen von vielen unterschätzt. Dabei kann circa jedes fünfte Medikament zu Unaufmerksamkeit und einem verzögerten Reaktionsvermögen führen. Einige bedienen im Gehirn dieselben Rezeptoren wie Alkohol, mit den entsprechenden Nebenwirkungen. Andere beeinflussen das Urteilsvermögen und die Selbsteinschätzung, was zu einem riskanten Fahrverhalten führt. Anders als vielleicht erwartet, stehen auf der Liste der kritischen Arzneien nicht nur Psychopharmaka wie etwa Antidepressiva oder Mittel gegen Schizophrenien. So können etwa vermeintlich harmlose Augentropfen die Pupillen erweitern, dadurch die Lichtempfindlichkeit erhöhen und so das Sehvermögen beeinträchtigen.
Aber die Palette enthält noch mehr Überraschungen. "Grundsätzlich sollten sich Patientinnen und Patienten bei der Einnahme von Schmerz- und Erkältungsmitteln, Medikamenten gegen Fieber und Entzündungen, Schlaf- und Beruhigungsmitteln, Allergiemittel (so genannten Anthistaminka) sowie bei Medikamenten gegen Herzrhythmusstörungen, Epilepsie und Bluthochdruck über mögliche Auswirkungen auf die Fahrtüchtigkeit informieren. Manche Schlafmittel haben eine sehr lange Wirkdauer, so dass trotz frühzeitiger abendlicher Einnahme die Fahrtüchtigkeit am darauf folgenden Tag beeinträchtigt sein kann", sagt Nadja Dörr, Apothekerin bei der Barmer GEK.
Hinweise ernst nehmen
Der einfachste Weg, sich schlau zu machen, ist ein Blick auf den Beipackzettel. In manchen Fällen gibt bereits der behandelnde Arzt bei der Verschreibung des Medikaments einen entsprechenden Hinweis. Wer unsicher ist, kann auch in der Apotheke nachfragen. "Letztlich muss aber jeder selbst entscheiden, ob er sich fit genug fühlt, um Auto oder Motorrad zu fahren. Denn auch ohne einen speziellen Warnhinweis können Nebenwirkungen wie Schwindel, Kopfschmerzen, Benommenheit oder allergische Reaktionen die Verkehrstüchtigkeit stark einschränken", so Dörr. Besonders kritisch ist es, wenn mehrere Arzneimittel gleichzeitig eigenommen werden, da sich in solchen Fällen die Wirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit sogar verstärken können. Dies gilt auch für rezeptfreie Präparate, pflanzliche Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel. "Tabu sollte grundsätzlich der Genuss von Alkohol und die gleichzeitige Einnahme von Medikamenten sein. Doch Vorsicht: Auch Hustenmittel und Magentropfen können Alkohol enthalten", warnt Dörr.
Auf Experten vertrauen
Allerdings gibt es auch einige Medikamente, die genau das Gegenteil bewirken, also chronisch Kranke wie beispielsweise Diabetiker überhaupt erst fahrtauglich machen. Voraussetzung ist allerdings, dass diese Mittel richtig angewendet werden. Vorsicht ist jedoch geboten bei Einstellungs- bzw. Umstellungsphasen oder wenn die Dosierung geändert werden muss. Hier kann es zu erheblicher Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit kommen. Im Zweifelsfall lieber den Arzt oder Apotheker fragen.
Info: Zwar ist das Fahren unter Einfluss von Medikamenten nicht grundsätzlich verboten, im Falle eines Unfalls muss ein Fahrer bei entsprechendem Nachweis jedoch mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.