Erfurt, 11. Januar 2024 – Die Barmer fordert von den Thüringer Parteien einen stärkeren Fokus auf die Themen Gesundheit und Pflege in ihren Wahlprogrammen zur Landtagwahl. „Es gibt, vor allem pandemiebedingt, einen Reformstau in Thüringen, den es aufzuholen gilt“, sagt Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Thüringen. In einem Positionspapier listet die Krankenkasse die wichtigsten Handlungsfelder auf. Dazu gehören unter anderem eine zeitgemäße Überarbeitung des Thüringer Krankenhausgesetzes sowie das flankierende Bereitstellen finanzieller Mittel für Investitionen in innovative Versorgungsangebote. Das sei insbesondere für strukturschwache Regionen notwendig.
Transformationsfonds des Landes gefordert
Aus Sicht der Barmer-Landeschefin braucht es neben einem gesetzlichen Rahmen auch den politischen Willen, die Dinge zu ändern. Das Land müsse sich seiner Verantwortung der Daseinsvorsorge vollumfänglich stellen. „Die Transformation wird es nicht zum Nulltarif geben. Es braucht einen zusätzlichen Thüringer Transformationsfonds. Kommt der nicht schnellstmöglich, sind Versorgungsstrukturen in Gefahr, die weiterhin benötigt werden“, so Dziuk. Bei der strukturellen Weiterentwicklung müsse auf die während der Covid-Pandemie gemachten Erfahrungen zurückgegriffen werden. Unter anderem habe ein starker ambulanter Bereich die Krankenhäuser vor Überlastung geschützt. Ambulantisierung sei also kein Selbstzweck, sondern medizinisch und strukturell geboten. Eine weitere Lehre sei, dass Krankenhäuser unterschiedlicher Leistungsstufen kooperieren können und gemeinsam stärker sind.
Digitalisierung als Erfolgsfaktor
„Die Barmer versteht sich nicht nur als Kostenträgerin, die Anträge bearbeitet und Rechnungen bezahlt. Wir sind eine von den Versicherten und den Arbeitgebern selbst gesteuerte Körperschaft, die auf den vernünftigen Einsatz von Ressourcen setzt. Deshalb setzen wir uns aktiv auf allen Ebenen dafür ein, dass die Gesundheitsversorgung der Thüringerinnen und Thüringer eine hohe Qualität hat. Aber wir brauchen politische Unterstützung, wenn es darum geht, zeitgemäße Strukturen und Angebote zu schaffen“, begründet die Barmer-Landeschefin die Veröffentlichung ihres Positionspapiers zur Landtagswahl.
Darin betont die Barmer die Bedeutung einer flächendeckenden, sektorenübergreifenden und gut koordinierten Gesundheitsversorgung. Hierbei spielen auch regionale Gesundheits- und Versorgungszentren eine entscheidende Rolle. Wesentlicher Erfolgsfaktor sei die Digitalisierung, weshalb die Forderung nach mehr Telemedizin und digitalen Lösungen aufgemacht wird. Erhebliches Potenzial bestehe außerdem in einer neuen Arbeitsteilung zwischen ärztlichen und nichtärztlichen Berufen. Das würde die Attraktivität der Gesundheitsberufe steigern und helfen, den Ärzte-Mangel, auch den an Zahnärzten und Apothekern, zu lindern“, sagt Birgit Dziuk.
Mehr politischer Fokus auf die Pflege
Bei der Barmer ist man überzeugt, dass insbesondere die Pflegeversorgung einen politisch größeren Stellenwert benötigt. Angesichts steigender Kosten in der Pflegeversicherung werden eine Reduzierung von Eigenanteilen und mehr Investitionen in Tages- und Kurzzeitpflegeplätze gefordert. Auch ein kostenfreies Onlineportal zum Suchen und Finden von Pflegeplätzen müsse geschaffen werden. „Zu all dem gehört außerdem eine zeitgemäße Landespflegeplanung, die Pflege als integrierten Bestandteil der Versorgung betrachtet“, macht Birgit Dziuk deutlich. Politisch dringend geboten sei obendrein die weitere Akademisierung der Pflege in Thüringen. Das Pflegestudium in Jena brauche mehr Unterstützung, um weiter bestehen zu können.
Klimawandel als Gesundheitsgefahr
Mit einem eigenen Kapitel widmet sich das Positionspapier der Barmer erstmalig auch dem Klimawandel, der als Gesundheitsgefahr betrachtet wird. Die Kasse fordert eine höhere Priorisierung von Klimaschutz im Gesundheitswesen und die Verankerung von Nachhaltigkeitskriterien. „Der Klimawandel bringt neue große Herausforderungen mit sich. Die Barmer wird ihren Beitrag leisten, sie zu meistern“, so Birgit Dziuk.