Erfurt, August 2017 - Die Thüringer sind mehrheitlich zufrieden mit der Zusammenarbeit der Ärzte in der ambulanten und stationären Gesundheitsversorgung – jeder Fünfte sieht jedoch Defizite. Dies ergab eine repräsentative Befragung von INSA Consulere im Auftrag der Barmer. Demnach sind 53 Prozent der Thüringer zufrieden mit dem Austausch zwischen Krankenhaus und niedergelassenen Ärzten, wenn es um Krankendaten geht, beispielsweise Röntgen- und Blutbilder, Medikation, Diagnosen oder der Bedarf an Weiterbehandlung. Jeder Fünfte (19 Prozent) dagegen beurteilt die Kommunikation als schlecht. Ein Viertel der Befragten gab an, dazu keine Aussage treffen zu können. Befragt wurden rund 1000 Thüringer ab 18 Jahren.
Wie bewerten Sie den Austausch von Krankendaten (z. B. Blutbild, Arzneimittel, Röntgenbilder, Diagnosen, Bedarf an Weiterbehandlung) zwischen den folgenden medizinischen Behandlungsstellen?
Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Thüringen:
Das Ergebnis hat uns nicht überrascht, denn in Thüringen wird schon seit langem ein enger Austausch zwischen den Ärzten gepflegt. Unser Gesundheitssystem ist bereits gut, aber nicht so gut, wie es sein könnte. Unsere Befragung hat auch gezeigt, dass Menschen, die wegen einer chronischen Erkrankung häufiger an unterschiedlichen Stellen behandelt werden, mehr Probleme sehen als Gesunde. Gerade solche Patienten sind darauf angewiesen, dass sich alle Beteiligten – dazu gehören auch die Kassen – miteinander vernetzen, damit keine wichtigen Informationen verloren gehen. Daran wollen wir gemeinsam mit allen arbeiten, die an einer besseren Versorgung in Thüringen interessiert sind.
So gaben 29 Prozent der Befragten mit einer chronischen Erkrankung an, dass der Austausch zwischen Krankenhaus und niedergelassenen Ärzten nicht klappt – gegenüber 17 Prozent beim Rest der Befragten.
41 Prozent der Thüringer stört, dass doppelte Untersuchungen gemacht werden
Viele Thüringer spüren die Lücken in der Versorgung ganz konkret, vor allem wenn sie mehrere Ärzte oder Krankenhäuser aufsuchen müssen. So stört …
- 42 Prozent der Befragten, dass sie ihre Krankengeschichte mehrfach erzählen müssen.
- 41 Prozent, dass Untersuchungen doppelt gemacht werden.
- 32 Prozent, dass sie Krankendaten (Blutbild, Befunde...) selbst von Arzt zu Arzt mitnehmen müssen.
- 31 Prozent, dass Medikamente verordnet werden, bei denen Wechselwirkungen auftreten
Birgit Dziuk:
Die Ergebnisse zeigen, wenn es konkret um persönliche Erfahrungen im Gesundheitssystem geht, gibt es viele Punkte, die die Thüringer stören. Es geschieht offenbar zu viel unkoordiniert. Die Thüringer wollen, dass die aktuellen Daten dort sind, wo sie behandelt werden, egal ob im Krankenhaus oder der Arztpraxis. Wenn jeder Dritte darüber klagt, dass Medikamente verordnet werden, die Wechselwirkungen auslösen, dann geht es auch nicht nur darum, wie effizient unser Gesundheitssystem ist, sondern vor allem um Risiken für die Gesundheit der Patienten.
Deshalb sei auch der Medikationsplan, der vor einem Jahr eingeführt wurde, für Versicherte mit vielen Verschreibungen sinnvoll.
Die sektorübergreifende Versorgung ist die derzeit wichtigste Reform im deutschen Gesundheitssystem mit dem größten Potenzial für eine bessere Qualität der Versorgung sowie weniger Reibungsverlusten an den Schnittstellen. Daher veranstaltet die Landesvertretung am 21. August in Erfurt eine Podiumsdiskussion mit hochkarätigen Referenten, wie die bessere Abstimmung und Vernetzung im Gesundheitssystem gelingen kann.