Erfurt, 10. Juli 2017 - Jeder dritte Versicherte der Barmer in Thüringen (30 Prozent) bekommt fünf oder mehr Arzneimittel pro Jahr verordnet. Dies geht aus Abrechnungsdaten der Barmer aus dem Jahr 2016 hervor (s. Grafik). Experten sprechen ab fünf Medikamenten von Polypharmazie. „Die Verordnung einer größeren Anzahl von Medikamenten bedeutet ein erhöhtes Risiko für unerwünschte Wechselwirkungen. Diese sind laut Aktionsbündnis Patientensicherheit für fünf Prozent aller Einweisungen in Krankenhäuser verantwortlich“, erklärt Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Thüringen. Vor allem ältere Menschen mit mehreren Erkrankungen müssen häufig Tabletten parallel einnehmen. Das Problem dabei ist, dass sich die medizinischen Leitlinien zur Behandlung von Patienten mit sogenannter Multimorbidität oft nur auf eine dieser Erkrankungen fokussieren. „Daher sollten betroffene Patienten regelmäßig ihre Medikation durch einen koordinierenden Arzt überprüfen lassen. Seit einem Jahr haben Versicherte Anspruch auf einen sogenannten Medikationsplan, wenn sie mehr als drei Arzneimittel einnehmen“, so Dziuk.
Ältere Thüringer bekommen weniger riskante Medikamente
Unter den genannten 30 Prozent Versicherten mit fünf und mehr Medikamenten haben im vergangenen Jahr 8,8 Prozent sogar zehn und mehr Medikamente erhalten. Besonders kritisch sind dabei bestimmte Medikamente, die für ältere Patienten mehr Risiken als Vorteile mit sich bringen. Medizinische Fachverbände haben diese Arzneimittel im Jahr 2010 auf der Priscus-Liste veröffentlicht. Patienten ab 65 Jahre sollten die Medikamente nach Rücksprache mit dem Arzt möglichst vermeiden. Die Veröffentlichung der Liste hat in Thüringen offenbar Wirkung gezeigt – der Anteil der 65-Jährigen in Thüringen mit einer Verordnung von der Priscus-Liste ist seit 2010 deutlich gesunken. Der Anteil sank von 25,4 Prozent auf nur noch 21,3 Prozent im vergangenen Jahr. „In keinem anderen Bundesland gehen die Ärzte so sorgsam bei der Verschreibung von Medikamenten um, die für ältere Patienten ein zusätzliches Risiko bedeuten“, drückt Dziuk ihre Wertschätzung aus.
Mehr Informationen zum Medikationsplan und wer diesen führt unter:
magazin.barmer.de/medikationsplan