Die Digitalisierung auf dem Gebiet Gesundheit birgt viele Chancen – aber auch Herausforderungen. Virtuelle Sprechstunden, elektronische Patientenakten oder telemedizinische Anwendungen – die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet immer weiter voran und bietet viele Potenziale. Im internationalen Vergleich hat Deutschland noch aufzuholen, aber das Tempo scheint hierzulande spürbar zuzulegen.
Unterdessen fördern die Patienten selbst immer mehr das Voranschreiten der digitalen Gesundheitsversorgung. Sie suchen selbständig im Internet nach Informationen und nutzen beispielsweise vermehrt Selftracker, um ihre Fitness oder ihren Gesundheitszustand zu überwachen. Die Akzeptanz digitaler Gesundheitsangebote steigt damit nahezu von selbst und ebnet den Weg für den nächsten konsequenten Schritt: die umfassende Einbeziehung von Ärzten in die digitale Welt. Gemeint ist damit eine gemeinsame Kommunikation, und zwar schon, wenn es um die Planung und Entwicklung der digitalen Angebote und die Datenauswertung geht.
Potentiale der digitalen Gesundheit
Eine digitale Gesundheitsversorgung wird die Möglichkeiten in der Patientenversorgung zweifellos verbessern. So wird durch eine Vernetzung von Ärzten, Krankenhäusern und Apotheken eine steigende Medikationssicherheit gegeben. Neue, fortschrittliche Methoden zur Datenanalyse könnten eingeführt werden. Daneben kann die Digitalisierung im Gesundheitswesen eine enorme Effizienzsteigerung bewirken, die allein in Deutschland auf mehrere Milliarden Euro an möglichen Einsparungen geschätzt wird. Zu den größten Herausforderungen hingegen gehört wohl der zu gewährleistende Datenschutz. Das ist insbesondere bei Daten wichtig, die Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand einer individuellen Person erlauben. Es ist aber auch von Bedeutung, dass zur Vernetzungen der Gesundheitsakteure eine gemeinsame sichere Schnittstelle von medizinischen Geräten und Datenquellen der Patienten (wie etwa Apps) geschaffen wird, die bisher noch nicht existiert.
Konkrete Umsetzung heute und morgen
Wie kann der digitale Fortschritt also konkret aussehen? Digitalisierung von Patientendaten, Videosprechstunden und digital gestützte Fernbetreuung von Senioren, Roboterunterstützung bei Operationen, Reha oder Pflege sind nur einige Beispiele. Zu den Stichworten gehört auch die Telemedizin. Sensoren am Körper oder an der Kleidung von Patienten können Messungen von Körpertemperatur, Atem- und Herzfrequenz, Blutdruck sowie Sauerstoffsättigung vornehmen und die Daten in Verbindung mit Anwendungen der Telemedizin an eine zentrale Stelle übermitteln. Die Vorteile: Der Einfluss von Medikamenten kann bewertet und die Nebenwirkungen einer Therapie reduziert werden.
Zudem werden sich die Prozessketten in der Fertigung von Medizintechnik verändern. Die Digitalisierung ermöglicht eine patientenindividuelle Produktion, vor allem bei der Herstellung von Prothesen und Implantaten sowie speziell in der Dentalprothetik. Zudem bietet auch der 3D-Druck von Medikamenten neue Möglichkeiten einer patientenindividuellen Versorgung.
Neben Telemedizin und neuen Medizintechniken, können vor allem auch elektronische Rezepte viel Geld einsparen. Immerhin werden in Deutschland pro Jahr mehr als 450 Millionen Papierrezepte ausgestellt. Das elektronische Rezept wird dann beispielsweise Patienten den Gang zur Apotheke ersparen, falls das gewünschte Medikament ohnehin erst bestellt werden muss. Das angedachte Konzept hätte in Deutschland schon längst zum Alltag gehören sollen und können.
Elektronische Patientenakten bieten wohl den größten medizinischen Nutzen unter den E-Health-Anwendungen. So könnten beispielsweise Doppeluntersuchungen vermieden und das Risiko von Behandlungsfehlern reduziert werden. Hier sind viele Länder schon weiter als Deutschland.
Veranstaltungen in Schleswig-Holstein
Digitale Woche Kiel/Healthcare-Hackathon
Die Herausforderungen und Chancen der digitalen Gesundheit stehen auch mehr und mehr im Mittelpunkt zahlreicher Veranstaltungen. Im Rahmen der Digitalen Kieler Woche, die in der Zeit vom 16. bis 23. September 2017 stattfindet, steht der 23. September ganz im Zeichen der Gesundheit. Spannende Events und Vorträge rund um die digitale Vermessung des Menschen, Roboter und Drohnen sowie Apps, mit denen jedermann etwas für seine Gesundheit tun kann, werden in der Sparkassen-Arena vorgestellt. Und beim Healthcare-Hackathon sind die Experten der digitalen Gesundheits-Szene aufgerufen, innovative Ideen zu entwickeln und einzubringen. Preisgelder von insgesamt 30.000 Euro machen eine Beteiligung zusätzlich lohnend. Auch die Barmer ist am 23. September 2017 aktiv dabei und wird verschiedene digitale Angebote und Möglichkeiten präsentieren.
Norddeutscher Dialog
Am 10. Oktober 2017 findet in Lübeck der 6. Norddeutsche Dialog der Barmer statt. Auch diese Veranstaltung steht ganz im Zeichen von Digitalisierung und E-Health. Der Fokus richtet sich darauf, wie die digitalen Möglichkeiten den Alltag in den Gesundheitsberufen und für die Patienten verändern – heute und morgen. Dazu gehört auch, welche Chancen aber mitunter auch Risiken damit verbunden sind. Den Wandel in den Krankenhäusern wird Prof. Dr. Boris Augurzky vom RWI - Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung in seinem Impulsvortrag „Das Krankenhaus 2030 - zwischen Dampfmaschine und Raumschiff Enterprise“ anschaulich skizzieren. Weitere Vorträge zu „Cognitive Computing“ und „3D-Druck von Arzneimitteln“ geben weitere spannende Einblicke in Chancen, Möglichkeiten und Risiken von innovativen Techniken.
Zum 6. Norddeutsche Dialog lädt die Barmer Vertreter von Politik, Medien, Vertragspartnern und weiteren Geschäftspartnern am 10. Oktober 2017 in das Radisson Blu Senator Hotel in Lübeck ein. Weitere Informationen mit Programm und Anmeldemöglichkeit gibt es hier.