In einer Zeit, in der der Klimawandel und die Knappheit von Ressourcen immer drängender werden, gewinnt das Thema Nachhaltigkeit in allen Facetten und allen Lebensbereichen an Bedeutung – auch im Gesundheitswesen. Die Barmer Landesvertretung Sachsen-Anhalt beschäftigte sich daher im Rahmen ihres jährlichen Symposiums Mitte November mit der Frage, ob ein nachhaltiges Gesundheitswesen „ein Ding der (Un)Möglichkeit“ sei. Vertreterinnen und Vertreter der hiesigen Gesundheitsbranche diskutierten, inwieweit und unter welchen Bedingungen Krankenkassen, Kliniken und Co. nachhaltig gestaltet werden können.
Von guten Ideen lernen
Da die Barmer sich als lösungsorientierter Impulsgeber versteht, lud sie zwei Vertreter ein, die einen Einblick in die umweltschonenden Praktiken ihrer Institutionen gaben. Siegmar Nesch, Vorstand der Barmer, erläuterte aus Sicht einer bundesweit tätigen Krankenkasse, verschiedene Maßnahmen für eine ökologisch nachhaltige Unternehmensentwicklung. Professor Dr. Thomas Moesta, Ärztlicher Direktor der Uniklinik Halle, präsentierte Ansätze zum Aufbau einer langfristig tragfähigen Gesundheitsversorgung aus Sicht eines universitären Maximalversorgers. Die ersten Worte gehörten jedoch Wolfgang Beck, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt.
Nachhaltigkeit als topaktuelles Thema
Beck betonte in seinem Grußwort die Aktualität und die Bedeutung des Themas. Er verdeutlichte, dass die Nachhaltigkeit trotz all der anderen Herausforderungen, vor denen das Gesundheitssystem stünde, nicht aus dem Fokus geraten dürfe. Der Staatssekretär erläuterte, auf welche Weise der Klimawandel unsere Gesundheit bedrohe. Starkwetterereignisse, Hitze und eine intensivere Sonneneinstrahlung waren nur einige der Beispiele, die er benannte.
Als Krankenkasse fürs Klima engagiert
Siegmar Nesch, Vorstand der Barmer, berichtete aus seiner eigenen Historie zum Thema Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen. Als er im Jahr 2012 noch für eine andere Krankenkasse tätig war, beschäftigte man sich bereits mit dem Thema, so der 58-Jährige. Damals sei man der Meinung gewesen, Nachhaltigkeit dürfe nichts kosten. Das sei nun anders. Nesch stellte vor, was die Barmer in Sachen Nachhaltigkeit leiste. Mehr dazu lesen Sie hier.
Uniklinik Halle (Saale) im vorderen Drittel dabei
Prof. Dr. Thomas Moesta, Ärztlicher Direktor der Uniklinik Halle (Saale), hob hervor, dass sein Krankenhaus sich im vorderen Drittel aller Kliniken bewege, was Nachhaltigkeit angehe. Wie genau der universitäre Maximalversorger sich in Sachen Nachhaltigkeit engagiert, lesen Sie hier.
Spannungsfeld aus Ökologie und Ökonomie
In der Podiumsdiskussion waren neben den Referenten auch der Barmer-Landeschef Axel Wiedemann, die Landtagsabgeordnete Dr. Anja Schneider und der Geschäftsführer der Strehlow GmbH Uwe Strehlow vertreten.
Schneider stellte klar, das Ziel nachhaltigen Handels müsse immer darin bestehen, die Gesundheitsversorgung flächendeckend zu sichern und bezahlbar zu gestalten.
Barmer-Vorstand Nesch betonte, dass Investitionen in Nachhaltigkeit nötig seien, ohne sie ginge es nicht. Er meint, man benötige einen verlässlichen finanziellen und gesetzlichen Rahmen, um dem Thema Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen langfristig gerecht werden zu können.
Strehlow erklärte in seiner Rolle als Anbieter von Hilfsmitteln, dass er am Wiedereinsatz von Hilfsmitteln arbeite. Er erklärte, dass eine Vielzahl an Menschen noch Unterarmstützen zuhause hätten, die sie nicht mehr bräuchten. Er schlug daher eine Art Pfandsystem vor, das Anreize für die Rückgabe von derartigen Produkten schaffe.
Um Anreize ging es auch Uniklinik-Chef Moesta. Er wies auf das permanente Spannungsfeld aus Ökologie und Ökonomie hin. Er unterbreitete den Vorschlag, ökonomische Anreize für ökologische Nachhaltigkeit zu schaffen. Schneider hielt dagegen. Sie argumentierte für Aufklärung und Sensibilisierung, um Motivation zu schaffen. „Wir brauchen Menschen, die wirklich dahinterstehen“, sagte sie.
Barmer-Landeschef Axel Wiedemann ging auf die besondere Betroffenheit Sachsen-Anhalts beim Thema Nachhaltigkeit ein. Eine vergleichsweise alte und morbide Bevölkerung bedeute eine große Anzahl an vulnerablen Personen, um die man sich kümmern und die man aufklären müsste. Gesundheitsaufklärung und -bewusstsein schaffen, sieht er als eine Grundlage zur Nachhaltigkeit an.