Demografische Entwicklung, Fachkräftemangel, angespannte Finanzsituation – Die gesetzliche Pflegeversicherung hat großen Reformbedarf. Die Barmer hat daher in ihrem Positionspapier „Pflege für die Zukunft stark machen“ eine Vielzahl von Reformmaßnahmen formuliert, mit denen die soziale Pflegeversicherung für die zukünftigen Herausforderungen gewappnet werden kann. Die Krankenkasse liefert damit einen wichtigen Impuls für die Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung. In einem Sondernewsletter kommentieren wichtige Stimmen der Gesundheitsbranche Sachsen-Anhalts die einzelnen Vorschläge.
Barmer-Vorschlag: Pflegeberufe attraktiver machen
Für die wachsende Zahl Pflegebedürftiger werden dringend qualifizierte und motivierte Pflegekräfte benötigt. Wichtig ist deshalb, die Tätigkeit in der Pflege durch bessere Arbeitsbedingungen attraktiver zu gestalten. Auch muss das Berufsbild aufgewertet werden, indem Pflegekräften mehr Kompetenzen übertragen werden. Details dazu finden Sie hier.
Schulleiterin des Bildungszentrums für Gesundheitsberufe Magdeburg Christina Heinze zum Vorschlag der Barmer
„Die jährlich rund 1.400 bis 1.500 bereitgestellten Ausbildungsplätze zur Pflegefachfrau beziehungsweise zum Pflegefachmann in Sachsen-Anhalt werden nicht ausreichen, um den Bedarf an ausgebildeten Pflegekräften zu decken – auch wenn noch immer junge Menschen in die Pflegeberufe kommen. Diese bieten vielfältige Möglichkeiten, die nicht von allen in der Gänze gesehen werden. Oft kommen Bewerberinnen und Bewerber in die Ausbildung, die eine Vorstellung vom Beruf haben, welche sich auf das bloße Tun bezieht. Daher ist es von ungeheurer Wichtigkeit, die Aufgaben, Kompetenzen und damit die Attraktivität des Pflegeberufes in der Bevölkerung deutlicher und bekannter zu machen.
Die Barmer Positionen zur Pflege fordern im Kapitel „Pflegeberufe attraktiv machen“ zum Beispiel eine neue Aufgabenverteilung innerhalb der Gesundheitsberufe. Diese halte ich für grundlegend, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen und Entlastungen für alle im Gesundheitsbereich tätigen Berufsgruppen zu schaffen. Wir brauchen die Heilkundeausübung für die Pflege- und Gesundheitsberufe, um eine ganzheitliche Gesundheitsversorgung der Bevölkerung zu sichern. Dabei geht es nicht darum, dass die Pflegekräfte die Aufgaben des ärztlichen Personals übernehmen. Vielmehr geht es darum, die Kompetenzen, die Pflegefachpersonen in ihrer Ausbildung und in der anschließenden Berufstätigkeit erwerben, zu nutzen und entsprechend ihres Qualifikationsgrades einzusetzen. Hierzu ist es unter anderem notwendig, in den praktischen Ausbildungsanteilen eine qualitativ hochwertige Lernzeit in der Praxis zu gewährleisten. Dies könnte durch den Wegfall einer Anrechnung der Pflegeauszubildenden auf den Personalschlüssel erreicht werden.
Sachsen-Anhalt bietet zudem mit dem Studiengang „Evidenzbasierte Pflege“ jährlich Studienplätze für einen grundständigen akademisierten Pflegestudiengang an. Dies ist ein erster Schritt, um die vom Deutschen Wissenschaftsrat geforderten zehn bis zwanzig Prozent Akademisierung zu erreichen. Eine weiteres Studienangebot wie Community Health Nurse oder Public Health Nurse an einer Hochschule könnten eine Ergänzung sein, um einen Zugang zu einem Studiengang an einer Fachhochschule zu ermöglichen und damit die Barrieren für eine Akademisierung der Pflegeberufe zu verringern.
Die Pflegefachpersonen, die in den Beruf kommen, müssen dringend gehalten werden. Neben einer entsprechenden Vergütung sind Wertschätzung, sichere Dienstpläne und das Angebot kostenfreier Fort- und Weiterbildungen die Parameter, die am häufigsten angegeben werden. Eine Integration internationaler Pflegekräfte und ein unbürokratischer Zugang zur Anerkennung der Gleichwertigkeit der Berufsabschlüsse können unterstützen, um den hohen Bedarf an Pflegefachpersonen zu sichern.“