Es sind die sprichwörtlichen zwei Seiten einer Medaille: Die Menschen in Hamburg haben altersübergreifend vergleichsweise gute Zähne. Allerdings war einer von drei Versicherten im Jahr 2020 überhaupt nicht beim Zahnarzt – auch nicht zur Vorsorge.
Während in der Humanmedizin Prävention längst eine wichtige Rolle spielt, suchen Patientinnen und Patienten ihre Zahnärztin oder ihren Zahnarzt offenbar erst auf, wenn es nicht mehr anders geht. Der Wandel von einer therapie- hin zu einer präventionsgeprägten Zahnmedizin hat erst begonnen. „Dieser Wandel ist noch nicht vollzogen und sollte konsequent weiterverfolgt werden. Prävention muss Vorrang vor Intervention haben“, sagte Barmer-Landeschefin Dr. Susanne Klein, anlässlich der Vorstellung des Barmer Zahnreports 2022. Dieser hat für verschiedene Alterskohorten über einen Zeitraum von neun Jahren untersucht, wie lange sie keine invasive Zahntherapie wie zum Beispiel Wurzelbehandlungen, Füllungen, Parodontitisbehandlungen, neue Kronen oder Zahnextraktionen benötigten.
Dem Report zufolge waren die behandlungsfreien Zeiträume bei den Einwohnerinnen und Einwohnern Hamburgs länger als im Bundesschnitt. So brauchten sich 20-Jährige zuletzt etwa viereinhalb Jahre nicht dem Bohrer auszusetzen, bei 40-Jährigen waren es knapp drei, bei 60-Jährigen gut zwei Jahre.
Potenzial gibt es dagegen bei der Vorsorge, also dem zwei Mal jährlich empfohlenen Zahnarztbesuch zur Prophylaxe. „Viele Zahnerkrankungen lassen sich vermeiden. Dafür sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen wichtig. Je früher der Zahnarzt Erkrankungen feststellt, desto besser lassen sie sich behandeln. Die Kosten für zwei zahnärztliche Kontrolluntersuchungen im Jahr übernimmt die Barmer“, so Klein. Lückenlose Zahnvorsorge mache sich bezahlt: Im besten Fall durch gesunde Zähne oder durch höhere Zuschüsse, wenn eine Krone, Prothese oder Brücke notwendig sei. Mit dem digitalen Zahnbonusheft sei es noch einfacher, die Vorsorgeuntersuchungen im Blick zu behalten.