Pressemitteilung aus Hamburg

Barmer Pflegereport 2023: Krankenhausaufenthalte oft vermeidbar und unnötig lang

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Hamburg, 28. Februar 2024 – Mehr als 22.300 Krankenhausaufenthalte von Pflegebedürftigen wären in der Stadt jährlich potenziell vermeidbar. Zudem liegen Patientinnen und Patienten, die im Monat ihrer Krankenhausaufnahme pflegebedürftig werden, länger in der Klinik als solche, die es bereits vorher waren oder nicht pflegebedürftig sind. Das sind Erkenntnisse des Barmer Pflegereports, der Zusammenhänge zwischen Pflegebedürftigkeit und Krankenhausaufenthalten untersucht hat. Um unnötige Krankenhausaufenthalte zu vermeiden, müssten die Patienten besser versorgt und dafür ihr individueller pflegerischer und medizinischer Bedarf stärker berücksichtigt werden. „Insbesondere chronisch Kranke und Pflegebedürftige werden oft weder ambulant noch stationär bestmöglich versorgt. Um das zu ändern, brauchen wir dringend neue, effizientere Versorgungsstrukturen. Das können zum Beispiel sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen sein“, sagte Dr. Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Hamburg.

Klinikaufenthalt wegen Herzinsuffizienz und Diabetes oft vermeidbar 

Sektorenübergreifende Einrichtungen könnten verschiedene Gesundheitsberufe, Arztpraxen und Pflegedienste vereinen. Je besser dies gelinge, desto eher ließen sich stationäre Aufenthalte vermeiden, wenn die Patienten stattdessen unter besseren medizinischen Bedingungen in der Hausarztpraxis oder im Pflegeheim behandelt würden. In Fachkreisen heißen solche Sachverhalte ambulant-sensitive (ASK) und Pflegeheim-sensitive Krankenhausfälle (PSK). Im Schnitt hätten in Hamburg im Jahr 2022 monatlich fast 1.600 ASK und mehr als 1.800 PSK potenziell vermieden werden können. Gründe für vermeidbare Klinikaufenthalte waren zum Beispiel eine Herzinsuffizienz oder Diabetes mellitus Typ 2 mit etwa 280 beziehungsweise 60 Behandlungsfällen monatlich. „Bei einer gezielteren Versorgung im Vorfeld müssten Pflegebedürftige mit entsprechenden Erkrankungen meist gar nicht erst in ein Krankenhaus. Dafür müssen aber die Rahmenbedingungen stimmen. Hier besteht dringender Handlungsbedarf“, so Klein.

Krankenhaus und Pflege untrennbar miteinander verbunden

Dem Pflegereport zufolge war im Jahr 2022 mehr als jeder fünfte Krankenhauspatient in Hamburg bereits vor der Aufnahme in die Klinik pflegebedürftig. Knapp 5.300 Patientinnen und Patienten wurden dies unmittelbar im Anschluss an ihre stationäre Behandlung. Von den jährlich insgesamt gut 18.500 neuen Pflegefällen in der Stadt haben damit deutlich mehr als ein Viertel ihren Ausgangspunkt im Krankenhaus. Diese Personen seien im Vergleich zu nicht-pflegebedürftigen Patienten bis zu sieben Tage länger in der Klinik, was auch an der Schwere der Grunderkrankung liege. Ein weiterer Grund für eine verzögerte Entlassung aus der Klinik sei, dass die Pflege zu Hause oft erst organisiert werden müsse. „Deshalb ist die Kurzzeitpflege so wichtig. Sie hilft insbesondere dabei, die Zeit bis zum Wechsel in ein Arrangement mit einem höheren Anteil formeller Pflege zu überbrücken. Um eine bessere Versorgung der Betroffenen zum Beispiel für eine zeitnahe Unterstützung mit Hilfsmitteln zu erleichtern, sollten beispielsweise die Kliniken die Kranken- und Pflegekassen möglichst frühzeitig informieren, sobald klar ist, wann ein Patient entlassen wird“, sagt Klein. Möglich wäre dies in Rahmen des digitalen Datenaustauschs.

Kurzzeitpflege ausbauen, Entlassmanagement optimieren

Barmer-Landesgeschäftsführerin Klein forderte die Politik in auf, die Angehörigen von Pflegebedürftigen noch stärker zu unterstützen. „Die Stadt Hamburg sollte den Ausbau der Angebote für Kurzzeitpflege vorantreiben, um Angehörige bei Bedarf zu entlasten. Sie sind die wichtigste Stütze der Langzeitpflege. Zudem fühlen sich die Betroffenen im häuslichen Umfeld am wohlsten. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, pflegende Angehörige weiter zu unterstützen, zu qualifizieren und anzuleiten“, so Klein. Entlastung sei durch viele Maßnahmen möglich. So ließen sich bei der Barmer seit einem Jahr Anträge für Pflegeleistungen nicht nur digital oder per Post, sondern auch telefonisch stellen. Zudem müsse das Entlassmanagement im Krankenhaus optimiert werden. Eine landesweite Plattform, die freie Kurzzeit- und Dauerpflegeplätze aufliste, könne die Sozialdienste der Krankenhäuser entlasten.

Pressekontakt:

Mareike Rehberg-Sossidi
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