Pressemitteilung aus Hamburg

Barmer Arztreport 2023: Kinder sind die großen Verlierer der Corona-Pandemie

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Hamburg, 31. Mai 2023 – Nach den Einschränkungen und Entbehrungen während der Corona-Pandemie kämpfen Hamburgs Kinder bis heute mit den Auswirkungen auf ihre Gesundheit. Dies gilt insbesondere bei den klassischen Infektionskrankheiten wie zum Beispiel Scharlach. Das geht aus dem Barmer Arztreport 2023 hervor. Demnach ist die übliche Scharlach-Welle bei kleineren Kindern während der Pandemie nahezu ausgeblieben, was zu Nachholeffekten bei dann älteren Kindern führt oder bereits geführt hat. Den Reportergebnissen zufolge waren in Hamburg vor Corona im Jahr 2019 mehr als 4.400 Kinder mit Scharlach infiziert, im Jahr 2021 waren es nur noch knapp 530. Das entspricht einem Rückgang von 88 Prozent. „Kinder sind die großen Verlierer der Corona-Pandemie. Sie litten unter vielen Entbehrungen und tragen heute die Konsequenzen für ihre Gesundheit. Eine drohende Scharlach-Welle bei Schulkindern ist nur ein Beispiel von vielen Infektionskrankheiten. Um solche negativen Effekte für die Zukunft zu vermeiden, müssen wir die richtigen Lehren aus der Pandemie ziehen", sagte Dr. Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Hamburg anlässlich der Vorstellung des Reports. Es brauche evidenzbasierte Konzepte mit Augenmaß, die sich im Falle einer neuen Pandemie schnell umsetzen ließen. 

Hand-Fuß-Mund-Krankheit trotzt Hygienemaßnahmen

Wie der Report weiter zeigt, traten außer Scharlach auch weitere klassische Kinderkrankheiten während der Pandemie seltener auf als in den
Jahren zuvor. Das gilt beispielsweise für Ringelröteln oder Mundfäule. Einen gegenteiligen Effekt gibt es bei der Hand-Fuß-Mund-Krankheit. Im Jahr 2021 waren mit mehr als 8.150 infizierten Kindern so viele in Hamburg betroffen wie nie zuvor. Die Infektionsrate in der Stadt war mit gut drei Prozent die bundesweit dritthöchste nach Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. „Eine weitere Beobachtung der Hand-Fuß-Mund-Krankheit ist wegen der besonderen Entwicklung dieser Erkrankung sinnvoll“, so Barmer-Landeschefin Klein. Das gelte vor allem vor dem Hintergrund, dass sich ein Kind durchaus mehrfach anstecken könne. Diese Krankheit könne auch an Erwachsene übertragen werden. „Wir sollten genau im Blick haben, wie sich die Fallzahlen nach dem vollständigen Wegfall der Hygienemaßnahmen entwickeln“, forderte Klein. Es sei nicht auszuschließen, dass es trotz ohnehin schon hoher Fallzahlen einen Nachholeffekt ähnlich wie bei Scharlach geben werde. 

Pandemie bremst Windpocken weiter aus

Der Report belege zudem den Erfolg von Schutzimpfungen. So zeige die Empfehlung der Ständigen Impfkommission für eine Schutzimpfung gegen Windpocken im Jahr 2004 einen messbaren Effekt. Der Anteil der Kinder bis 14 Jahren mit dieser Infektionskrankheit sei in den Jahren von 2006 bis 2019 um 92,5 Prozent gesunken. Von diesem ohnehin niedrigen Niveau sei die Zahl der Fälle während der Pandemie noch einmal um 61 Prozent gesunken. Demnach gab es im Jahr 2021 in ganz Hamburg noch 273 Windpocken-Infektionen. „Der Rückgang der Fallzahlen ist auch deswegen eine gute Nachricht, weil Kinder, die eine Windpocken-Infektion durchgemacht haben, als Erwachsene an einer Gürtelrose erkranken können. So wird diese mögliche Folgeerkrankung ebenfalls ausgebremst“, so Klein. 

Kinder auch während der Pandemie gut versorgt

Wie der Arztreport auch zeigt, sank zwar die Zahl der Behandlungsfälle im Jahr 2020 deutlich, die Behandlungsrate ging jedoch nur leicht zurück. Mehr als 93 Prozent von Hamburgs Kindern waren auch in den Corona-Jahren mindestens einmal in ambulant-ärztlicher Behandlung. Von den Säuglingen und Kleinkindern bis vier Jahre waren es sogar mehr als 98 Prozent. „Es ist ein wichtiges Ergebnis, dass nahezu alle Babys und Kleinkinder in der Stadt während der ersten beiden Corona-Jahre wenigstens einmal jährlich einer Kinderärztin oder einem Kinderarzt vorgestellt wurden. Die Früherkennungsuntersuchungen tragen dazu bei, mögliche Gesundheitsstörungen oder Auffälligkeiten in der Entwicklung rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln“, sagte Barmer-Landeschefin Klein. 

Individuelle Gesundheitskompetenz stärken 

Außer dem ärztlichen Angebot sei auch die individuelle Gesundheitskompetenz der Erziehungsberechtigten für eine gute Kindergesundheit erforderlich. Diese habe über die Jahre erkennbar abgenommen. Daraus resultiere eine Unsicherheit im Umgang mit Erkrankungen und mit den in den Medien verfügbaren Informationen. Das Thema Gesundheitskompetenz müsse daher verstärkt in den Blick genommen werden, sowohl was die Kinder als auch deren Eltern betrifft, bekräftigte Dr. Claudia Haupt, Landesvorsitzende des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte in Hamburg. „Es braucht wieder mehr allgemeines Gesundheitswissen. Eltern müssen dazu befähigt werden, die Schwere der Erkrankung ihrer Kinder besser einschätzen zu können. Nicht jedes Fiebern oder Husten ist ein Fall für die Kinderärztin oder den Kinderarzt. Auch in Kitas und Schulen müssen flächendeckend entsprechende Schulungsprogramme etabliert werden“, so Haupt. Dafür seien auch die Gesundheitspolitik und die Behörde zuständig.

Den Barmer Arztreport 2023 können Sie hier herunterladen.

Pressekontakt:

Mareike Rehberg-Sossidi
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