Ende März gab die Gematik bekannt, dass Hamburg die erste Modellregion für digitale Gesundheit werden soll. Das "ÄrzteNetz Hamburg", ein Zusammenschluss von mehr als 300 Ärzten, erhielt den Zuschlag, die digitalen Anwendungen im Gesundheitswesen wie E-Rezept, KIM (Kommunikation im Medizinwesen) und ePA (elektronische Patientenakte) mit ausgewählten Leistungserbringern zu evaluieren. Beteiligt sind Arztpraxen, Zahnarztpraxen, Kliniken, Apotheken und andere Versorgungseinrichtungen.
Im April ging die „Telematikinfrastruktur Modellregion Hamburg und Umland“ (TiMo) offiziell an den Start und im September begann mit der sogenannten Basispilotierung die Evaluation von E-Rezept, KIM und ePA. Nach einem Vierteljahr und zum Ende der ersten Pilotierungsphase sprechen die Projektverantwortlichen, der Labormediziner Dr. Jens Heidrich sowie der Arzt und Medizin-Informatiker Markus Habetha, in der STANDORTinfo über erste Erfolge, das Thema Datenschutz und die Erfolgsfaktoren für die Digitalisierung im Gesundheitswesen.
Herr Dr. Heidrich, Herr Habetha, wie digital ist Hamburg?
Heidrich: Würde sagen viel zu wenig.
Habetha: Vieles lässt sich inzwischen online erledigen: Ein Termin, um einen Reisepass zu beantragen oder eine Gewerbeanmeldung zum Beispiel. Auch die Kliniken sind digital nicht schlecht unterwegs. Aber uns fehlen noch die letzten 30 bis 40 Prozent zur Volldigitalisierung. Das machen uns andere vor, wie es geht. In Deutschland laufen wir leider hinterher.
Heidrich: Am Beispiel Fax kann man das gut sehen. Vor zwei Jahren haben wir noch 80 Prozent unserer eiligen Befunde gefaxt. Jetzt sind es noch 40 bis 50 Prozent. Also man merkt Digitalisierung, das Bewusstsein schärft sich. Jeden Tag steigen auch die Zahlen, wo wir Werte via KIM per geschützter Mail in die Praxis-EDV übertragen. Es wird täglich besser, aber verglichen mit anderen Ländern sind wir noch nicht da, wo wir hin müssen.
Und wie digital ist das deutsche Gesundheitssystem?
Habetha: Auch schon nicht schlecht: Die einzelnen Einheiten, also die Arztpraxen, Apotheken, Kliniken sind für sich betrachtet digital schon gut aufgestellt. Aber wir tun uns ganz schwer mit der Vernetzung. Da fehlen schon mindestens 50 Prozent, vor allem bei der intersektoralen Vernetzung.
Heidrich: Genau, zwischen dem niedergelassenen Bereich und dem Klinikbereich: "Wie bekomme ich den Arztbefund an die richtige Stelle zum richtigen Kollegen zum richtigen Zeitpunkt?" Oder den Medikamentenplan. Das muss endlich durch eine gut funktionierende ePA, durch einen gut funktionierenden Messenger und ein Mailsystem, das mit großen Datenmengen umgehen kann, gelöst werden. Da sind wir im Moment noch nicht gut genug.
Macht Digitalisierung gesund?
Heidrich: Ich glaube ja! Ich kenne viele Fälle, bei denen – obwohl nicht viel darüber gesprochen wird – Menschen zu Schaden kommen, weil bestimmte Werte nicht rechtzeitig an der richtigen Stelle sind. Ich würde auch sagen, Digitalisierung macht auf jeden Falls auch günstiger: Denken Sie nur an die vielen Labor-Doppeluntersuchungen. Wir ermitteln am Freitag Herzinfarktwerte, übermitteln sie – so digital sind wir schon – aufs Smartphone des niedergelassenen Arztes. Aber wir als Labor schaffen es dann nicht, diese Werte auch an den behandelnden Arzt im Krankenhaus zu übermitteln. Das heißt, der Patient wird nochmal gepikst, es wird noch einmal Blut abgenommen, nochmal untersucht. Doppeluntersuchungen, teure Untersuchungen ohne Ende.
Also: Digitalisierung macht nicht unmittelbar gesund, aber indirekt schon. Zumindest werden die Patienten professioneller und transparenter geführt, und man erhöht die Geschwindigkeit im System.
Habetha: Wenn man postuliert, dass wir mit Digitalisierung die Geschwindigkeit, die Vollständigkeit und die Zuverlässigkeit von medizinisch relevanter Kommunikation erhöhen, dann trägt Digitalisierung eben maßgeblich zur Verbesserung der Patientensicherheit und Patientenversorgung bei.
Heidrich: Die "Ressource Mensch" wird immer knapper. Ein Arzt wird es sich künftig nicht mehr leisten können, einen Patienten nur für ein Rezept in die Praxis einzubestellen. Das muss digital laufen. Oder: In einer Grippewelle die Patienten noch einmal in die Praxis einzubestellen, mit allen Konsequenzen, dass einem auch das Personal noch krank wird. So etwas sollte zukünftig digital laufen können!
Sie sagten, jede Praxis und jede Apotheke für sich sei bereits digitalisiert. Warum hakt es bei der Vernetzung, wenn doch alle ein Interesse daran haben?
Habetha: In den vergangenen zehn Jahren sind wir ein bisschen in die Falle getappt, dass das, was wir uns in Deutschland zur Digitalisierung des Gesundheitswesens ausgedacht haben, zu komplex war und in den Zuständigkeiten und in der Umsetzung zu fragmentiert. Dass wir uns immer noch so schwertun, zum Beispiel KIM anzuschieben, liegt unserer Erfahrung nach auch daran, dass die Realisierung in den verschiedenen Softwaresystemen sehr unterschiedlich erfolgt und deshalb sehr schulungsintensiv ist. In der Telematik-Infrastruktur-Modellregion ist uns das nun in der ersten Phase gut gelungen, den Versand von digitalen Arztbriefen anzuschieben. Jetzt ist die Frage, wie man das über Hamburg hinaus ins System trägt.
Heidrich: Es fängt an bei Schnittstellen, die nicht einheitlich definiert sind. Geht weiter mit dem Datenschutz, der richtig und wichtig, aber oft zu kompliziert gedacht ist, nämlich an den Patienten vorbei. Denken Sie an die Hochzeit von Corona: Für den einzelnen Patienten war der Datenschutz fast immer Nebensache. Wir haben unsere Patienten gefragt, ob sie ihre Befunde per E-Mail erhalten möchten. Mit dem Hinweis: E-Mail ist nicht datenschutzkonform, weil unverschlüsselt. Wir haben eine Analyse von 18.000 Patienten gemacht, von denen haben fünf gesagt, dass sie den Befund lieber abholen oder per Post erhalten möchten. Fünf! Das heißt: Für nahezu 100 Prozent war nachgelagert relevant, ob die E-Mail vielleicht von Dritten gelesen wird. Meine These ist: Der richtig kranke Patient will vor allem, dass seine Daten beim richtigen Arzt oder Krankenhaus ankommen oder sich auf seinem Handy befinden. Nach meiner Erfahrung ist der Datenschutz fast immer zweitrangig.
Wie gut verstehen Sie beide sich mit dem Hamburgischen Datenschutzbeauftragten?
Heidrich: Wir haben Datenschützer eingeladen, und sie haben selbst gesagt, es gebe ein großes Problem, dass die europäischen Vorgaben in Deutschland nicht richtig durchgeurteilt sind. Das heißt, vieles, was in anderen Ländern – was europäischen Datenschutz angeht – besser oder anders interpretiert wird, wird in Deutschland eigentlich als zu streng oder zerstückelt ausgelegt. Was wir von den Datenschützern gelernt haben, ist, dass die einzelnen lokalen Datenschutzbeauftragten die Gesetze mitunter viel zu streng auslegen und das überhaupt nicht mit dem Sinn des Gesetzes übereinstimmt. Ich nenne ein Beispiel: Darf ich ein Fax in eine Praxis schicken? Der Datenschützer sagt: "Klar, wenn es dringlich ist. Es darf nur nicht jeder Befund routinemäßig per Fax gesendet werden." Also Patientenwohl schlägt Datenschutz. Das ist vielen nicht bewusst.
Im Notfall ja, aber nicht als Routine – damit bleibt aber doch der Datenschutz ein Bremsschuh?
Heidrich: Deswegen muss man sich für die Routine andere Wege überlegen. Aber ich muss betonen: In meiner täglichen Arbeit ist der Datenschutz ganz selten die oberste Priorität. Er hat Priorität bei beispielsweise sexuell übertragbaren Krankheiten oder bei Laborergebnissen von Prominenten, die besonders geschützt werden müssen. Ich möchte den Datenschutz auch überhaupt nicht kleinreden. Aber dass man nicht mehr eine E-Mail mit Anhang schreiben kann, das geht zu weit.
Habetha: Wir haben die komfortable Situation in Hamburg, dass wir sowohl mit der Aufsichtsbehörde im Gesundheitswesen, also der Sozialbehörde, als auch mit dem Hamburgischen Datenschutzbeauftragten sehr gut zusammenarbeiten. Er war von Anfang an mit im Boot und seine Einschätzungen sind wichtige Leitplanken. Für die Modellregion ist der Datenschutz bisher kein Handicap.
Kommen wir zur Telematikinfrastruktur-Modellregion: Warum haben Sie sich als ÄrzteNetz Hamburg für deren Umsetzung beworben?
Heidrich: Wir hatten das Gefühl, dass Deutschland und Hamburg mit der Digitalisierung nicht schnell genug vorankommen. Das ÄrzteNetz repräsentiert mehr als 300 Ärzte und Leistungserbringer wie Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Hebammen. Warum können wir für unsere Mitglieder nicht vorangehen und Know-How aufbauen? Also haben wir eine Digital-AG gegründet und den Bedarf ermittelt: Wir haben die Krankenhaus-Chefs und deren IT-Chefs eingeladen, um herauszufinden, wie wir den niedergelassenen Bereich mit den Krankenhäusern digital vernetzen können. Wie kommen Befunde oder Arztbriefe vom Krankenhaus in die Praxis und umgekehrt? Die erste Idee war es, dafür eine eigene IT--Informationstechnologie-Lösung für Hamburg aufzubauen. Die Beteiligten waren sogar bereit, dafür Geld in die Hand zu nehmen. Im Rahmen dieser Gespräche entstand die Idee, sich für die Modellregion zu bewerben. So kam der Kontakt zur Gematik zustande, und wir merkten, dass wir statt eines Sonderwegs lieber in Hamburg für eine bundesweit einheitliche Infrastruktur Vorreiter sein wollen.
Sie haben sich gegen namhafte Konkurrenten durchgesetzt: IBM oder große Kassenärztliche Vereinigungen. Was qualifiziert das Ärztenetz?
Heidrich: Die Gematik hat offensichtlich fasziniert, dass wir direkten Zugang zu den Praxen haben. Die Ärzte vertrauen uns, weil sie uns kennen. Und das ist wichtig. 103 Leistungserbringer waren gefordert, wir haben 170 Interessenten mitgebracht. Die sind uns gefolgt, weil sie Vertrauen in uns haben.
Habetha: Wir haben sowohl Kliniken als auch den ambulanten Sektor hinter uns. In dieser Kombination konnten wir offenbar überzeugen.
Wem nützt die Telematikinfrastruktur-Modellregion?
Habetha: Allen Beteiligten: Sowohl der Versorgung als auch der Gematik, dem deutschen Gesundheitswesen und damit auch der Politik. Dieser Schulterschluss aller Beteiligten – das zeigte sich schon in den ersten vier Monaten – bringt uns weiter.
Heidrich: Wir haben interessante Erfahrungen gemacht, dass zum Beispiel viele Praxen das E-Rezept nicht nutzten, weil Sie die Bedienung in den Grundzügen nicht verstanden haben. Wir konnten technische Probleme lösen, indem wir mit unseren Leuten in die Praxen gegangen sind. Das war auch ein Punkt, den wir bei der Gematik durchgesetzt haben: Die wollte, dass die Praxen ihre TI-Probleme mit den jeweiligen Anbietern selbst lösen. Wir haben gesagt: Das funktioniert nicht, weil Ärzte und Personal so im Praxisbetrieb eingebunden sind und neben der Versorgung von 60 bis 70 Patienten täglich nicht auch noch Softwareprobleme lösen können.
Die Modellregion hat ganz viel mit Ausbildung, Information und Kommunikation zu tun. Eines der ganz großen Ergebnisse ist, dass es in der Vergangenheit vor allem zu wenig Information gab: Wie kann ich Ärzten und Patienten überhaupt beibringen, wie eine elektronische Patientenakte zu nutzen ist? Ich bin der Meinung: Man muss es einmal praktisch zeigen, dann entwickelt sich ein Schneeball-System und das Know-How breitet sich aus. Die Telematikinfrastruktur-Modellregion macht genau das. Diejenigen, die bereit waren, sich damit intensiver auseinanderzusetzen, waren hinterher auch zufrieden.
Habetha: Eines der ersten Schlüsselerlebnisse: Im Rahmen der Basispilotierung mit E-Rezept, KIM und ePA gab es ein initiales Treffen von Arztpraxen und Apotheken. Und da haben die direkt miteinander kommuniziert: Die Apotheker haben gesagt, sie fänden das E-Rezept eigentlich prima, nur würden die Ärzte kaum welche senden. Dies direkt vom Partner in der Versorgung gespiegelt zu bekommen, bringt so viel mehr! So lässt sich das von außen gar nicht platzieren. Diesen Austausch haben wir kultiviert, unsere Austauschrunden sind offen für alle Beteiligten, je nach Schwerpunkt. Es läuft sehr kooperativ, alle ziehen an einem Strang!
Aus Krankenkassensicht fehlen in Ihrer Aufzählung die Versicherten. Profitieren die nicht von TiMo?
Habetha: Dazu nur diese Geschichte: Wir haben das E-Rezept im Rahmen eines Seniorennachmittags vorgestellt. Und wir waren sehr angetan, wie technik-affin und engagiert die Seniorinnen und Senioren waren. Die haben sich noch während des Vortrags die App für das E-Rezept heruntergeladen, ausprobiert und festgestellt, wie gut sich die wiederum mit der Krankenkassen-App kombinieren lässt. Das hat uns sehr beeindruckt.
Sie testen in Hamburg seit wenigen Monaten also recht erfolgreich im Kleinen, was eigentlich in ganz Deutschland schon seit Jahren hätte laufen sollen. Warum klappt das als Modellprojekt offenbar so viel besser?
Habetha: Es ist grundsätzlich eine gute Strategie, klein anzufangen und mit den Erfolgen zu wachsen.
Heidrich: Und es ist wieder das Thema Kommunikation und Vertrauen. Inzwischen gibt es so viel Vertrauen zwischen der Gematik und uns. Wir haben immer gesagt, dass wir uns nicht als Konkurrenten sehen dürfen. Und wir sind auf der Projektebene unterwegs. Im Großen besteht eher die Gefahr, dass die unterschiedlich gelagerten Interessen die Projekte zerschießen. Zur Gesellschafterstruktur der Gematik gehört das Bundesministerium für Gesundheit, gehören die Krankenkassen in Form des GKV-Spitzenverbands, Vertreter der Privatkassen, die Kassenärztliche Bundesvereinigung und Vertreter unterschiedlicher Kammern einschließlich der Zahnärzte und Apotheker. Alle haben unterschiedlichste Interessen und Anforderungen. Inzwischen hat das Ministerium mehr Anteile an der Gematik erworben, was zwar einigen nicht gefällt – aber es war richtig! In unseren Austauschrunden können wir sehr offen reden, ohne dass alles gleich öffentlich wird. Das Erfolgsrezept der Modellregion heißt Vertrauen.
Habetha: Es gibt kein Gegeneinander „Arztpraxen gegen Apotheken“ oder „Modellregion gegen Politik“. Wir verstehen uns als Partner.
Heidrich: Es geht ausschließlich darum, Digitalisierung zu ermöglichen: Gut, langfristig, preisgünstig, vernünftig. Und das ohne Doppelstrukturen.
Welche Meilensteine wurden bislang bereits erreicht, und welche stehen an?
Habetha: Das Gesamtprojekt "TiMo Hamburg und Umland" läuft über zwei Jahre mit der Option, zwei Mal für je ein Jahr zu verlängern. Es unterteilt sich in verschiedene Pilotierungen in denen jeweils definierte Funktionalitäten "auf Herz und Nieren" geprüft und validiert werden. In der ersten, die wir im September begonnen haben, haben wir uns unter anderem das E-Rezept, die ePA sowie mit KIM zum Beispiel den digitalen Arztbriefversand vorgenommen. Diese Basispilotierung endet nun, und wir haben in unserem Cluster sowohl das E-Rezept als Alternative zum "Muster 16" mehr noch als den digitalen Arztbriefversand anteilig nach oben fahren können. Das Ergebnis hat uns überrascht, wir hatten eher erwartet, dass der Arztbriefversand stärker genutzt würde, um damit endlich das Fax abzulösen. Aber weil hierbei auch aus dem Cluster heraus oder hinein kommuniziert wird, ist die Anlaufkurve hierbei offenbar länger. Was bislang noch nicht trivial ist, ist die Suche nach der korrekten KIM-Adresse. Aber auch das ist ein wichtiges Ergebnis. Erklärtes Ziel ist es, diese Dynamik bei KIM über die Modellregion hinaus zu tragen und das System flächendeckend zu etablieren. Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte wünschen sich sehnlichst eine bessere Anbindung an die Kliniken. Konkrete Ergebnisse werden wir in unserem Abschlussbericht im Januar veröffentlichen.
Heidrich: Im ersten Quartal 2024 geht es mit dem TI-Messenger weiter. Ein ganz spannendes Projekt. Vermutlich viel komplexer als das E-Rezept.
Was unterscheidet den TI-Messenger von KIM?
Habetha: Der Messenger ist mobil nutzbar, lässt eine viel leichtgewichtigere Kommunikation zu.
Heidrich: Quasi ein sicheres WhatsApp.
Habetha: Wir steigen jetzt in die Details ein, wie die Pilotierung aussehen soll. Wir glauben, dass eine Kombination aus KIM und TIMMessenger uns weit nach vorne bringen wird. Ein gutes Beispiel: Freitagnachmittag, die Praxis hat bereits geschlossen. Ein Labor sendet dann dringende Befunde mobil aufs Smartphone des Arztes über TIMMessenger.
Heidrich: Oder ein Arzt sendet Informationen an einen Notarzt, der einen Patienten aus der Praxis abholt. Der klassische Weg wäre die ePA, aber dort sind vielleicht noch nicht alle Befunde drin. Oder der Stationsarzt, der sich noch einen Befund vor der Visite auf sein Smartphone schicken lässt. Dieser schnelle Austausch dient dann wirklich dem Patientenwohl. Das ganz große Ziel ist, alles über die ePA zu steuern: Alles fließt zeitnah hinein, alle Zugriffberechtigten können von allen Seiten darauf zugreifen.
Was muss geschehen, damit Sie am Ende sagen, TiMo war ein Erfolg?
Habetha: Wenn wir durch die Digitalisierung im Versorgungsalltag zu einer Verbesserung beitragen, sowohl für die Patientinnen und Patienten als auch für Versicherte als auch für die Leistungserbringer. Wenn wir die Geschwindigkeit verbessern, die Vollständigkeit und die Zuverlässigkeit und spürbare Mehrwerte schaffen, dann ist es ein Erfolg. Und wenn diese Funktionalitäten, die wir in der Modellregion pilotieren, darüber hinaus Bestand haben und dann die Nutzung und Anwendungszahlen steigen, dann ist es ein Erfolg.
Heidrich: Die Reputation in Sachen Digitalisierung des ÄrzteNetzes hängt an der TiMo: Führen wir das Projekt nicht zum Erfolg, bedeutet das auch einen Imageverlust für das ÄrzteNetz Hamburg. Wir können in den Pilotierungen nur nutzen, was uns vorgegeben wird. Der Erfolg hängt auch von der Qualität der Produkte ab. Funktionieren TIMMessenger oder E-Rezept nicht, scheitert die TiMo. Wir sitzen mit der Gematik und Industrie in einem Boot und sind deswegen alle hochmotiviert.
Habetha: Wir glauben, dass wir erfolgreich sein werden, weil wir in der Basispilotierung mit Funktionalitäten bei KIM oder E-Rezept Vertrauen zurückgewinnen konnten. Diese Dynamik aus Engagement und Nutzung im Alltag der medizinischen Versorgung von allen Seiten hat uns alle enorm weitergebracht. Wenn uns das weiter gelingt, wird es ein Erfolgsprojekt mit Strahlkraft über die Modellregion hinaus!
Vielen Dank für das Gespräch!