Berlin, 21. Dezember 2020 – Pflegekräfte sind besonders häufig aufgrund von Corona krankgeschrieben. Das geht aus einer aktuellen Analyse der Barmer hervor. Demnach waren seit Beginn der Pandemie bis Mitte November 6.600 Pflegerinnen und Pfleger wegen einer Covid-19-Infektion arbeitsunfähig, das entspricht 2,5 Prozent aller Barmer-versicherten Pflegekräfte. Bei allen Berufsgruppen lag der Anteil bei 1,6 Prozent und machte rund 61.800 Barmer-Versicherte aus. „Die Corona-Pandemie spitzt sich immer weiter dramatisch zu. Wir können es uns also nicht leisten, dass so viele Pflegekräfte an Corona erkranken und ausfallen. Das gefährdet die Versorgung im Krankenhaus, in Altenheimen und in der häuslichen Pflege. Daher ist es sehr wichtig, dass das Pflegepersonal den Impfstoff gegen Covid-19 sehr früh und mit der höchsten Priorität erhalten kann“, sagt Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Barmer. Die Impfung sei so dringlich, da das Pflegepersonal ohnehin gesundheitlich stark belastet sei. Das spiegle sich auch deutlich in einem erhöhten Medikamentenbedarf wider.
Pflegekräfte auch während zweiter Welle besonders Corona-gefährdet
Besonders deutlich tritt das Corona-bedingte Risiko für Pflegekräfte in der Wochenauswertung der Barmer-Analyse zutage. Demnach waren während der ersten Pandemie-Welle in der Spitze 499 je 100.000 Pflegekräfte wegen Corona krankgeschrieben. Bei allen Erwerbstätigen waren es maximal 204 je 100.000 Versicherte mit Krankengeldanspruch. Nach niedrigen Raten im Sommer sind die Krankschreibungen im Herbst wieder angestiegen. In der zweiten Corona-Welle sind Mitte November bis zu 410 je 100.000 Pflegekräfte in einer Woche wegen Corona krankgemeldet gewesen. Bei allen Erwerbstätigen hat dies auf bis zu 242 von 100.000 Versicherten mit Krankengeldanspruch zugetroffen.
Pflegekräfte generell häufig krank und auf Medikamente angewiesen
Auch ohne Corona seien Pflegekräfte einem erhöhten Krankheitsrisiko ausgesetzt, sagt Marschall. So sei der Krankenstand in der Pflegebranche in den vergangenen Jahren um bis zu 73 Prozent höher gewesen als in anderen Berufen, wie der Pflegereport der Barmer kürzlich ergeben habe. Entsprechend hoch sei auch deren Medikamentenbedarf. „Die Arbeitssituation in der Pflege greift die Gesundheit der Beschäftigten massiv an. Wenn sie ausfallen, werden Kolleginnen und Kollegen zusätzlich belastet. Dieser Teufelskreis muss durchbrochen werden, zumal die Corona-Pandemie die angespannte Arbeitssituation der Pflegekräfte noch einmal verschärft“, so Marschall.