Berlin, 12. Oktober 2018 – Die Umsetzung der Gesundheitsförderung an Hochschulen in Deutschland braucht mehr Unterstützung. Nötig sind dafür vor allem klare politische Signale. So sollte Gesundheitsförderung dazu in den Hochschulgesetzen der Länder verankert werden. Notwendig ist zudem eine einheitliche fachliche Qualifizierung der Beauftragten für Gesundheitsförderung an Hochschulen. Zu diesem Fazit kommen die Autorinnen und Autoren der heute in Eberswalde vorgestellten Publikation „Gesundheitsförderung an deutschen Hochschulen“. Der Band fasst Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zur aktuellen Situation und daraus resultierende Herausforderungen für die Förderung der Gesundheit von Studierenden, des wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Personals zusammen. Herausgegeben wird die von der Barmer geförderte Publikation durch den Arbeitskreis „Gesundheitsfördernde Hochschulen“, die Landesvereinigung für Gesundheit Niedersachsen, Prof. Dr. med. Sigrid Michel von der Fachhochschule Dortmund und Prof. Dr. med. Eva Hungerland von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart.
Gesundheitsförderung als Teil des Managementprozesses
Die Untersuchung zeigt, dass Gesundheitsförderung zwar ein Thema an den Hochschulen ist, jedoch weiter vorangetrieben werden sollte. Die aktuellen Angebote richten sich mit 32 Prozent vor allem an die Beschäftigten der Hochschulverwaltung und zu 24 Prozent an die Lehrenden. An Studierenden richteten sich zum Erhebungszeitpunkt vor über zwei Jahren nur 13 Prozent der Angebote. Studentinnen und Studenten sind jedoch mit bundesweit rund 2,8 Millionen die weitaus größte Gruppe in den Hochschulen. Zugleich zeigen verschiedene Untersuchungen, so auch Ergebnisse der Versorgungsforschung der Barmer, dass ein Teil der Studierenden gesundheitlich belastet ist. In diesem Punkt hat sich die gesundheitsförderliche Praxis seitdem verbessert.
Gesundheitsförderung müsse nach Ansicht der Herausgeberinnen und Herausgeber ein systematisch eingebundenes Querschnittsthema werden. Bislang sind die Hochschulen davon jedoch noch zu weit entfernt. Nur etwa jede Fünfte (21 Prozent) hat Gesundheit zum Thema in Modulen für überfachliche Kompetenzen in den Lehrplänen der Studiengänge gemacht. Als sinnvoll erweist sich nach den Ergebnissen der Untersuchung außerdem, Gesundheitsförderung zum festen Teil des Hochschulmanagementprozesses zu machen. Rund 30 Prozent der Hochschulen beschlossen bislang entsprechende Dienstvereinbarungen, 15 Prozent der befragten Hochschulen haben sie in ihr Leitbild aufgenommen und gerade einmal zwei Prozent integrieren Gesundheitsförderung in ihre Grundordnung. Zu einem erfolgreichen Management gehört zudem, dass die Hochschulleitung Gesundheitsförderung mitträgt. Laut Erhebung existiert in jeder zweiten Hochschule ein interdisziplinärer Steuerkreis, und in zwei Dritteln dieser Gremien sind Vertreter oder Vertreterinnen der Hochschulleitung Mitglied. Diese könnten jedoch eine Transmissionsfunktion übernehmen und dabei unterstützen, dass Gesundheit als Thema in verschiedensten Bereichen der Hochschulen ankommt.
Zu wenig Schulung für Führungskräfte
Die Befragungsergebnisse zeigen auch, dass es bis zu diesem Ziel noch ein weiter Weg ist. Nur 27 Prozent der befragten Hochschulleitungen hatten Führungskräfte (z. B. Professorinnen und Professoren) darin geschult, wie Gesundheitsförderung konkret umzusetzen ist. Das Arbeitsschutzgesetz sowie die Unfallverhütungsvorschrift DGUV 1 erklären zur Führungsaufgabe, die Gesundheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Studierenden zu erhalten und zu fördern. Nicht zuletzt sind psychische Belastungen als gesundheitsgefährdende Faktoren noch zu wenig im Fokus.