Bei immer mehr Vorschul- und Schulkindern stellen Ärzte Störungen bei der Sprachentwicklung fest. Dies geht aus einer aktuellen Auswertung der Barmer hervor.
Berlin (15.12.2016) - Im Jahr 2015 wurde bei etwa 715.000 gesetzlich versicherten Kindern zwischen fünf und 14 Jahren eine Störung der Sprachentwicklung diagnostiziert. Im Jahr 2011 waren es 648.000 Kinder. Binnen vier Jahren ist der Anteil damit von 9,8 auf zwölf Prozent gestiegen. Dabei litten im Jahr 2015 mit 441.000 deutlich mehr Jungen als Mädchen (274.000) an Sprachdefiziten. „Sprachstörungen können die Entwicklung eines Kindes beeinträchtigen und verzögern. Je später die Hilfe kommt, desto wahrscheinlicher ist es, dass es nicht einwandfrei sprechen lernt“, sagt der Barmer GEK-Vorstandschef, Prof. Dr. Christoph Straub. Die Kinder sollten früh professionelle Hilfe erhalten, wenn sie aus medizinischer Sicht erforderlich ist.
Kinder nicht übertherapieren
Eine Sprachentwicklungsstörung wird am häufigsten bei Kindern im Alter von vier bis fünf diagnostiziert. Im Jahr 2015 waren 28 Prozent der bei der Barmer GEK versicherten Mädchen und 38 Prozent der Jungen betroffen. Der Kassenchef warnt davor, jedes vermeintlich betroffene Kind automatisch zu therapieren. Bei vielen dieser Kinder normalisiert sich die Sprachentwicklung in den folgenden Jahren. Straub: „Ob und wie ein Kind therapiert wird, sollten Eltern gemeinsam mit fachkundigen Ärzten entscheiden.“
Aus der Analyse geht hervor, dass es relativ kleine regionale Unterschiede bei Sprachdefiziten gibt. Während in Bremen nur neun Prozent der Fünf- bis 14-Jährigen im Jahr 2015 die Diagnose Sprachentwicklungsstörungen gestellt bekamen, waren es etwa in Brandenburg 13 Prozent. „Sprachentwicklungsstörungen bei Vorschul- und Schulkindern sind kein regionales Phänomen, sie treten in allen Bundesländern ähnlich stark auf“, sagt Straub.