Nach einer Füllung müssen viele Zähne nach kurzer Zeit wieder therapiert werden. Das geht aus dem Barmer GEK Zahnreport 2015 hervor. So müssen die Zahnärzte fast jeden dritten Zahn nach einer Füllung innerhalb von vier Jahren erneut einer Behandlung unterziehen.
Im Jahr 2013 waren mehr als 20 Millionen gesetzlich Versicherte von einer Füllungstherapie betroffen. "Wir können praktisch nichts darüber sagen, wie nachhaltig eine Füllungstherapie ist", sagte Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK. So sei unklar, welches Material und welche Füllungsart die Zahnärzte einsetzten. Undurchsichtig ist die zahnmedizinische Versorgung zudem wegen der sogenannten Mehrkostenregelung. Sie ermöglicht Leistungen, die privat vom Patienten zu zahlen sind und damit neben der von den Krankenkassen finanzierten Regelversorgung erfolgen. "Wir brauchen von den Zahnärzten mehr Transparenz in der Gesamtversorgung der Patienten, um sie für die Versorgungsforschung nutzbar zu machen", forderte Straub. Dazu gehörten etwa Angaben zum Füllmaterial und der Füllungsart. Sowohl Patienten als auch Zahnärzte und Krankenkassen profitierten davon, sagte der Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK.
Stadtstaaten setzen auf Kronen, neue Bundesländer auf Füllungen
Der aktuelle Zahnreport der Barmer GEK hat 17 Millionen Füllungen der Jahre 2010 bis 2013 unter die Lupe genommen. Dabei zeigt sich, dass eine Füllung im Durchschnitt zwischen 8,7 und 10,5 Jahren hält. Laut dem Report gibt es bei der Behandlung von schweren Zahnproblemen deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern. So fertigten die Zahnärzte in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen mehr als doppelt so viele großflächige Füllungen an wie neue Kronen oder Teilkronen. In Hamburg, Bremen und Berlin hingegen kam weniger als eine Füllung auf eine neue Krone. Studienautor Professor Michael Walter, Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik an der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden, sieht die niedrigere Einkommensstruktur in den neuen Bundesländern als einen möglichen Grund für den verstärkten Einsatz von Füllungen. Im Gegensatz zu Kronen können die Versicherten sie auch ohne Zuzahlung in Anspruch nehmen.
Nur gut jeder Zweite nimmt Zahnprophylaxe in Anspruch
Laut Zahnreport haben im Jahr 2013 rund 53 Prozent der Versicherten eine Zahnprophylaxe vornehmen lassen. Während in Thüringen 63 Prozent der Versicherten ihre Zähne vorsorglich untersuchen ließen, gehörten die Bremer mit einer Quote von knapp 45 Prozent zu den Vorsorgemuffeln. "Die Bereitschaft zur Vorsorge ist ein wichtiger Faktor für die Zahngesundheit. Wie lange beispielsweise eine Füllung hält, kommt somit nicht nur auf deren Qualität an, sondern auch auf die Bereitschaft, aktiv etwas für die eigene Zahngesundheit zu tun", erklärte Straub. Zahnvorsorge fange bei der Barmer GEK deshalb bereits ab dem sechsten Lebensmonat an und damit deutlich früher, als es der Gesetzgeber vorschreibe, sagte der Barmer GEK Chef mit Blick auf individuelle Verträge mit den kassenzahnärztlichen Vereinigungen zur dentalen Frühprävention.
Zahnarztausgaben variieren zwischen Ländern um mehr als ein Fünftel
Im Jahr 2013 lagen die Zahnarztausgaben je Versicherten im Schnitt bei 154,82 Euro. Hier sind Eigenanteile nicht mit eingerechnet. Unter den Bundesländern gab es dabei deutliche Unterschiede. Während sich in Rheinland-Pfalz die Durchschnittsausgaben auf 140,65 Euro beliefen, betrugen sie in Sachsen-Anhalt 171,03 Euro. Vergleichsweise hoch waren die Kosten auch in Mecklenburg-Vorpommern (169,34 Euro), Sachsen (165,25 Euro) und Bayern (164,29 Euro).
Versicherte verschenken 20 Millionen Euro beim Bonus für Zahnersatz
Versicherte werden mit dem Bonusheft dazu motiviert, einmal im Jahr zur Früherkennung beim Zahnarzt zu gehen. Rund 260.000 Personen nutzen diese Chance nicht. Allein die Versicherten der Barmer GEK verschenken auf diese Weise rund 20 Millionen Euro im Jahr, wenn man den Bonus für neuen Zahnersatz und Reparaturen zusammenfasst.