Bei der Zahnvorsorge gibt es ein deutliches Ost-West-Gefälle. Das geht aus dem Barmer GEK Zahnreport 2014 hervor. Während in Westdeutschland die Teilnahmeraten zwischen 43,9 Prozent in Bremen und 56,5 Prozent in Bayern schwanken, pendeln die Werte in den neuen Ländern um die 60-Prozent-Marke.
Lediglich Mecklenburg-Vorpommern fällt mit 55,8 Prozent etwas ab. "Eine Ursache dafür könnte eine Langzeitwirkung der frühkindlichen Sozialisation in den Kindertagesstätten und den Horten der ehemaligen DDR sein", sagte Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK, bei der Vorstellung des Reports. Insgesamt beanspruchte nur jeder zweite Bundesbürger im Jahr 2012 Prophylaxe-Leistungen.
Dieser Trend zeigt sich neben der Prophylaxe auch in Diagnostik und Behandlung. Laut Report haben rund 75 Prozent der ostdeutschen Bundesbürger mindestens einmal jährlich einen Zahnarzt aufgesucht, in Westdeutschland waren es nur 68,9 Prozent. In Sachsen wird der regelmäßige Zahnarztbesuch besonders ernst genommen. 78,9 Prozent waren im Jahr 2012 mindestens einmal beim Zahnarzt. Schlusslicht sind die Saarländer, nur 63,9 Prozent von ihnen nutzten die jährliche Zahninspektion.
Frauen gehen häufiger zum Zahnarzt
Auch zwischen den Geschlechtern gibt es deutliche Unterschiede. 2012 gingen 74,2 Prozent der Frauen zum Zahnarzt, aber nur 66,4 Prozent der Männer. Vor allem junge Männer scheuen offenbar den Besuch beim Zahnarzt. Erst ab dem 50. Lebensjahr holen die Männer leicht auf, bevor sich die Inanspruchnahmerate dann im hohen Alter umkehrt. Ab dem 80. Lebensjahr gehen Männer häufiger zum Zahnarzt als Frauen.
Hoher Privatkostenanteil bei Zahnersatzbehandlung
Versicherte müssen für Zahnersatz tief in die Tasche greifen. Aus den im Zahnreport ausgewerteten Heil- und Kostenplänen ergeben sich durchschnittliche Gesamtkosten für Neueingliederungen von 1.295 Euro je Fall. Davon haben die Versicherten mehr als die Hälfte, nämlich im Durchschnitt 724 Euro, als Privatanteil getragen. Die Kosten schwanken regional jedoch erheblich. In Baden-Württemberg zahlen die Versicherten 936 Euro Eigenanteil, in Sachsen-Anhalt sind es 508 Euro. Analog zu den niedrigen Gesamtausgaben für Zahnersatz in den östlichen Bundesländern sind hier auch die Eigenanteile deutlich geringer. Sollte Zahnersatz notwendig werden, nutzen laut Barmer GEK Zahnreport immer noch zu wenige den Vorsorgebonus der Kassen. 54,8 Prozent erhielten im Jahr 2012 einen Bonus von 30 Prozent, 8,3 Prozent nahmen einen Bonus von 20 Prozent in Anspruch.
Wurzelbehandlungen sind besser als ihr Ruf
Im Jahr 2012 wurde bei insgesamt 6,1 Prozent der Versicherten eine Wurzelbehandlung durchgeführt. Allein der Gedanke an eine Wurzelbehandlung verursacht bei vielen Menschen Schmerzen, doch die Behandlung ist besser als ihr Ruf: "Diese Behandlungsmethode stellt einen wirksamen Eingriff dar, durch den in vielen Fällen Zahnverlust mit kostspieligen Folgebehandlungen vermieden werden kann", kommentierte Professor Michael Walter das Schwerpunktthema des diesjährigen Zahnreports. Walter ist Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus an der TU Dresden und zeichnet erstmals für die zahnmedizinischen Aussagen des Reports verantwortlich. Die Datenanalysen steuerte das in Berlin ansässige wissenschaftliche Beratungsunternehmen Agenon bei.