Haben Männer Angst vorm Zahnarzt? Oder essen Frauen mehr Süßigkeiten? Der erste Barmer GEK Zahnreport offenbart interessante Geschlechterdifferenzen: Bei der Behandlungsrate, den Kontakten und den Ausgaben im vertragszahnärztlichen Bereich liegen Frauen meist vorne. Der Unterschied beginnt kurz vor dem zehnten Lebensjahr und beträgt bis zu 14 Prozentpunkte. Besonders zahnarztscheu sind junge Männer in der Altersgruppe der 20- bis 25-Jährigen.
Beachtlich ist auch der Ost-West-Unterschied: Während Sachsen und Thüringer auf durchschnittlich 2,4 Zahnarztkontakte pro Jahr und Einwohner kommen, erreichen Rheinland-Pfälzer durchschnittlich 1,9 und Saarländer gar nur 1,8. Bei der Inanspruchnahme von Prophylaxe-Leistungen liegen die neuen Bundesländer gleichfalls vorne.
Hoher Prophylaxe-Anteil bei Jugendlichen
Auf jeden Bundesbürger entfielen im Jahr durchschnittlich 2,15 Zahnarztkontakte. Laut Barmer GEK Zahnreport ist das Präventionsniveau im zahnärztlichen Bereich vergleichsweise hoch: 68,6 Prozent der 6- bis unter 18-Jährigen nahmen 2009 zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen in Anspruch, schon bei den 2- bis 5-Jährigen lag der Anteil bei 31,8 Prozent. Insgesamt erhielten 52 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Jahr Prophylaxe-Leistungen, 47,6 Prozent ließen sich mindestens einmal im Jahr den Zahnstein entfernen.
Gleichwohl gibt es Verbesserungsmöglichkeiten: "Wenn fast jeder Dritte ohne Zahnarztkontakt bleibt, stellt sich schon die Frage: Ist es individuelle Zahnarztangst oder schrecken die größer werdenden privaten Finanzierungsanteile ab?", gibt Barmer GEK Vizechef Dr. Rolf-Ulrich Schlenker zu bedenken. Noch ein kritisches Detail: Fast sechs Prozent aller Füllungen entfallen auf Milchzähne. Die Barmer GEK plädiert deshalb dafür, die Gruppenprophylaxe noch weiter auszubauen und die Intensivbetreuung von Vorschulkindern zu forcieren, insbesondere bei Kindern aus sozial schwachen Familien.
Bislang musste Versorgungsforschung auf Basis von Krankenkassen-Abrechnungsdaten die zahnärztliche Versorgung aussparen. Der für Auswertungen erforderliche Versichertenbezug ist erst mit den 2009er-Daten möglich geworden. Das ISEG hat nun erstmals für Deutschlands größte Krankenkasse die vertragszahnärztlichen Leistungsdaten analysiert.