In Deutschland hat sich die Behandlung der koronaren Herzkrankheit spürbar verändert. Zwischen 2005 und 2013 erhöhte sich laut Reports Krankenhaus der Barmer GEK die Zahl der Eingriffe mit beschichteten Stents um 227 Prozent auf 204.400.
2013 wurden bei 61 Prozent aller Eingriffe zur Öffnung verengter Herzkranzgefäße beschichtete Stents eingesetzt. Aufwendige Bypass-Operationen am offenen Herzen verzeichnen einen Rückgang um 24 Prozent und der Anteil an Behandlungen mittels sogenannter Ballondilatation verharrt auf niedrigem Niveau. Die Zahl der Eingriffe mit unbeschichteten Stents sank um 71 Prozent. "Beschichtete Stents dürften heute bei der Behandlung verengter Herzkranzgefäße den Standard darstellen. Wir fragen uns allerdings, ob sich dieser Zuwachs ausschließlich medizinisch begründen lässt oder der Preis die Menge der Eingriffe beeinflusst", kommentierte Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK, die Studienergebnisse.
Re-Interventionen häufig
Studienautorin Prof. Dr. med. Eva Maria Bitzer von der Pädagogischen Hochschule Freiburg erklärte die Zuwächse bei den beschichteten Stents unter anderem dadurch, dass heute auch Menschen mit koronarer Herzkrankheit behandelt würden, die früher aufgrund ihres Alters oder weiterer Erkrankungen nicht behandelt worden wären. Allerdings kämen angesichts der Ergebnisse des Barmer GEK Reports Krankenhaus Zweifel auf, ob die beschichteten Stents tatsächlich die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllen können. So zeige sich auf Basis der repräsentativen Daten des Reports Krankenhaus eine hohe Rate von Wiederholungseingriffen bei beschichteten Stents. Jeder fünfte Patient müsse sich innerhalb von zwölf Monaten einer Re-Intervention unterziehen. Andererseits ist mit 15 Prozent die Sterblichkeit fünf Jahre nach der Implantation beschichteter Stents im Vergleich zu anderen Methoden am geringsten. Wunder seien aber durch die Verwendung beschichteter Stents nicht zu erwarten, so Bitzer.
Daten aus dem Report Krankenhaus 2014 der Barmer GEK
- Regionale Unterschiede bei Behandlungsdauer und -kosten (ab Seite 32): Die Dauer der Behandlung ist regional verschieden. Schlusslicht ist Baden-Württemberg. Hier gibt es die niedrigste Anzahl an Krankenhausfällen und -tagen je 1.000 Versicherten (178,9 Krankenhausfälle und 1.428,2 Krankenhaustage). Nordrhein-Westfalen ist Spitzenreiter. Das Bundesland weist mit 229 Krankenhausfällen und 1.808,2 Krankenhaustagen je 1.000 Versicherten die höchste Inanspruchnahme aus. Die Ausgaben je Versicherten liegen zwischen 713 Euro in Baden-Württemberg und 882 Euro im Saarland.
- Koronare Revaskularisation (ab Seite 53): Koronare Revaskularisation ist der Versuch, verengte Herzkranzgefäße wieder zu öffnen und dadurch die Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Herzens zu verbessern. Der Anteil der Patienten, die so behandelt werden, stieg von 2005 bis 2013 um vier Prozent. 2013 wurden fast 282.400 Krankenhausfälle gezählt, hinzu kamen fast 53.000 Bypass-Operationen. Das waren so viele Revaskularisationen wie noch nie. Insgesamt wurden jedoch weniger Patienten wegen einer Koronaren Herzkrankheit im Krankenhaus behandelt. Ihre Zahl sank zwischen 2005 und 2013 um 24 Prozent. Die Kosten für die koronare Revaskularisation lagen 2013 bundesweit bei 2,7 Milliarden Euro (nur Kosten im Krankenhaus).
- Patienten und ihre Erfahrungen (ab Seite 111): Für den Report Krankenhaus wurden ca. 3.500 Patienten der Barmer GEK nach ihren Erfahrungen zur Behandlung koronaren Herzkrankheit befragt. Dabei zeigten sich die Patienten zu mehr als 60 Prozent zufrieden mit dem Eingriff. Komplikationen beklagten oft Patienten mit einer Bypass-OP, vor allem wegen häufiger Wundheilungsstörungen.