Eine operative Entfernung der Prostata nach Krebsdiagnose will gut überlegt sein. Das zeigen Befragungsergebnisse des Barmer GEK Reports Krankenhaus 2012. Ein Jahr nach Krankenhausaufenthalt berichtet das Gros der Patienten von erheblichen Beeinträchtigungen der Lebensqualität.
Durchwachsen sind die Zufriedenheitswerte: 52 Prozent der Befragten sind mit dem Behandlungsergebnis uneingeschränkt zufrieden, 41 Prozent eingeschränkt, 7 Prozent unzufrieden. Das sind schlechtere Ergebnisse als nach Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks (63 Prozent uneingeschränkte Zufriedenheit). Prostatakrebs besitzt eine hohe Versorgungsrelevanz. Nach dem Hautkrebs ist er die häufigste Krebserkrankung des Mannes und für etwa 10 Prozent der Krebssterbefälle unter Männern verantwortlich. Neben subjektiven Wahrnehmungen der Patienten analysiert die Studie auch die Behandlungshäufigkeit. Das überraschende Ergebnis: Zwischen 1994 und 2010 gab es einen Anstieg von 14,7 auf 20,9 Fälle je 10.000 Männer, die unter der Hauptdiagnose "Prostatakarzinom" im Krankenhaus behandelt wurden. Das entspricht einem Realzuwachs von rund 40 Prozent. Rechnet man jedoch den Alterungseffekt heraus, so blieb die Zahl der stationär behandelten Fälle in 18 Jahren unverändert.
Unter allen Behandlungsmethoden im Krankenhaus ist die operative Prostataentfernung mit Abstand am häufigsten - die "radikale Prostatektomie" erfolgt in jedem zweiten Fall. Erfreulich dabei: Wurden 2005 nur 30 Prozent der erkrankten Männer gefäß- und nervenerhaltend operiert, sind es aktuell 55 Prozent – über alle Altersgruppen hinweg und mit steigender Tendenz.
Weitere Ergebnisse zum Schwerpunktthema "Akut-stationäre Versorgung des Prostatakarzinoms":
- Nach Hochrechnungen auf Basis der Barmer GEK Daten wurden 2011 bundesweit an deutschen Krankenhäusern rund 31.000 offene radikale Prostatektomien durchgeführt, außerdem 10.000 minimalinvasive Operationen, 3.000 mit Brachytherapien, 2.000 Chemotherapien und 1.600 perkutane Bestrahlungen.
- Die Gesamtkosten für die stationäre Versorgung von Prostatakrebs-Patienten der gesetzlichen Krankenversicherung beliefen sich 2011 auf rund 364 Millionen Euro. Die stationären Behandlungskosten pro Kopf lagen im vergangenen Jahr durchschnittlich bei etwa 5.900 Euro - bei jüngeren Patienten regelmäßig oberhalb von 6.000 Euro, bei Patienten ab 80 Jahren bei etwa 4.000 Euro.
- Auch beim Prostatakrebs gehen die Behandlungszeiten seit 1994 stetig zurück, von 13,6 auf 8,0 Tage je Fall.
- Prostatakrebs ist eine Erkrankung älterer Männer, die vor dem 40. Lebensjahr praktisch nicht auftritt. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 69 Jahren. Das Erkrankungsrisiko eines 40-Jährigen für die nächsten 10 Jahre liegt bei 0,1 Prozent, das Risiko eines 70-Jährigen bei 6 Prozent.
- Mit einem Krebs der Prostata kann man alt werden. Die meisten Patienten sterben nicht an ihm, sondern an etwas anderem. Er ist also weniger bedrohlich als andere Krebsarten – weil er erst im Alter auftritt und weil es neben mehr oder weniger aggressiven auch friedliche Formen gibt.