In Deutschland brauchen immer mehr Menschen Heil- und Hilfsmittel wie Hörgeräte, Physiotherapien oder Adaptionshilfen - das zeigt der Heil- und Hilfsmittelreport 2013 der Barmer GEK.
Alterung und technischer Fortschritt treiben den Bedarf in die Höhe. Trotzdem wird der Heil- und Hilfsmittelbereich total unterschätzt, obwohl er mittlerweile ein Ausgabenvolumen von rund 11,5 Milliarden Euro beansprucht. Fast sieben Prozent der Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) entfallen auf Heil- und Hilfsmittel (rd. 2,9 bzw. 3,7 Prozent). Zusammen bilden sie den viertgrößten Ausgabenblock der GKV, gleichauf mit der zahnärztlichen Versorgung. Von 2007 bis 2012 sind die Ausgaben für Hilfsmittel um 17 Prozent, die für Heilmittel um 27,6 Prozent gestiegen. Im Jahr 2012 verlief das Wachstum mit rund +2,3 Prozent bei den Heilmitteln und +2,7 Prozent bei Hilfsmitteln vergleichsweise moderat. Für 2013 deuten sich jedoch höhere Steigerungsraten an. Sie lagen im ersten Halbjahr in der gesetzlichen Krankenversicherung bei +3,5 Prozent für Heilmittel bzw. +5,1 Prozent für Hilfsmittel.
160.000 Stomaträger, 270.000 Adaptionshilfen
Zentrales Ergebnis des Reports: Viel mehr Menschen als bisher angenommen sind von der Heil- und Hilfsmittelversorgung betroffen. So zeigen die Autoren des Reports vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen um Prof. Dr. Gerd Glaeske, dass Patienten deutlich häufiger mit einem künstlichen Darm- oder Harnblasenausgang (Stoma) versorgt werden müssen als bisherige Schätzungen nahelegen. Wurde bislang mit 100.000 Betroffenen gerechnet, so muss nach Analyse der Bremer Wissenschaftler nun von rund 160.000 Menschen ausgegangen werden. "Auch die Tatsache, dass 270.000 Menschen in Deutschland Adaptionshilfen wie Anzieh-, Greif- und Lesehilfen benötigen, zeigt die wachsende Bedeutung dieses Versorgungssektors", so Glaeske.
Der Report widmet sich in speziellen Analysen auch der nichtmedikamentösen Versorgung von Patientinnen und Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen (COPD). 2011 waren rund sechs Prozent der Barmer GEK Versicherten über 40 Jahre davon betroffen, ein knappes Drittel davon litt zugleich unter Angststörungen oder Depressionen. "Hier sollten mehr Menschen mit aktivierenden Hilfen unterstützt werden, also vor allem Physiotherapie", forderte Glaeske.