Die Heil- und Hilfsmittelversorgung geht noch vielfach am Patientenbedarf vorbei. Besonders Kinder, Rückenkranke und Pflegebedürftige sind davon betroffen. Das zeigen neue Analysen der Barmer GEK.
Die Arzneimitteltherapie gegen psychische Erkrankungen von Kindern ist weit verbreitet. Alternativen wie Ergotherapien kommen dagegen nur selten zum Einsatz, obwohl beispielsweise die Behandlung von ADHS nicht allein mit Ritalin und Co. erfolgen sollte. Häufig herrscht therapeutische Unsicherheit, den Ärzten fehlt es an evidenzbasierten Entscheidungshilfen. Und so setzen sie viel zu oft vor allem auf Arzneimittel. Eine Haltung, die sich auch in anderen Bereichen wiederfindet: Obwohl bei chronischen Rückenbeschwerden die Wirksamkeit von klassischen Massagen als alleinige Behandlungsmaßnahme von einem Großteil der Physiotherapeuten als wenig oder überhaupt nicht sinnvoll eingeschätzt wird, erhielten allein im vergangenen Jahr knapp 280.000 Barmer GEK Versicherte eine entsprechende Verordnung.
Auch auf dem Gebiet der Bandagen und Orthesen kommt es immer wieder zu Fehlversorgungen, schlechte Anpassung und mangelnde Beratung inklusive. Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, Vorstands-Vize bei der Barmer GEK, fordert deshalb Konsequenzen in Form eines MEMNOG, eines Medizinproduktemarktneuordnungsgesetzes ganz nach Vorbild des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes AMNOG. Dabei müsse es dann nicht nur um Produktsicherheit, sondern vor allem um den Patientennutzen gehen.