In Deutschland steigt die Zahl der Menschen mit der Diagnose Hautkrebs rasant an. Laut Arztreport der Barmer GEK waren im Jahr 2012 rund 1,56 Millionen Menschen von bösartigen Neubildungen der Haut betroffen, manche Patienten mehrfach.
Arztreport 2014 - Schwerpunktthema Hautkrebs
An der gefährlichsten Form von Hautkrebs, dem malignen Melanom, litten 318.000 Menschen und damit 60 Prozent mehr als 2005. Noch weitaus verbreiteter ist der sogenannte "helle Hautkrebs", für den 2012 insgesamt 1,3 Millionen Diagnosen dokumentiert wurden. Das entspricht einer Steigerung von 79 Prozent. Jedes Jahr erkranken über 200.000 Menschen neu an Hautkrebs.
Ein Grund für den Anstieg der Diagnosen sei das seit Juli 2008 von den Krankenkassen bezahlte Hautkrebs-Screening. Es habe für die Erkrankung zweifellos mehr Sensibilität geschaffen. Ab 35 Jahren steht gesetzlich Krankenversicherten alle zwei Jahre ein solches Screening zu. Angesichts der deutlich steigenden Diagnoseraten fordert die Barmer GEK, die Altersgrenze aufzuheben, um auch jungen Menschen den Zugang zur Früherkennung zu erleichtern. Laut Report der Krankenkasse waren im Jahr 2012 rund 48.800 Menschen von Hautkrebsdiagnosen betroffen, die aufgrund ihres Alters nicht am Screening teilnehmen durften. Darunter waren 15.400 Frauen und 8.200 Männer mit einem malignen Melanom.
Knappes Drittel nutzt Screening
2012 wurden nach Hochrechnung von Daten der Barmer GEK für gesetzlich Krankenversicherte insgesamt 7,55 Millionen Screening-Untersuchungen abgerechnet. 2011 und 2012 nutzten sie damit 31 Prozent der Anspruchsberechtigten. Frauen nutzen die Gelegenheit zur Früherkennung etwas häufiger als Männer (32 zu 30 Prozent). Die Untersuchungen fanden mehrheitlich beim Hausarzt statt. Sie führten 4,18 Millionen Untersuchungen durch, Dermatologen 3,37 Millionen.
Arbeitsteilung zwischen Dermatologen und Hausärzten
Studienautor Dr. Thomas Grobe vom Aqua-Institut Göttingen verwies auf einen weiteren Aspekt. "Während die Screening-Teilnahme bei Dermatologen deutlich mit Ausbildung und Einkommen der Versicherten steigt, erreichen Hausärzte Versicherte aus allen sozialen Schichten gleichermaßen. Dass nach einem Screening bei Dermatologen mehr Hautkrebs-Diagnosen gestellt werden als bei Hausärzten (10,2 gegenüber 2,6 Prozent) dürfte maßgeblich auch Folge einer Betreuung typischer Risikopatienten durch Dermatologen sein. Haus- und fachärztliche Betreuung ergänzen sich gut", so Grobe. Das Aqua-Institut in Göttingen unter Leitung von Prof. Dr. Joachim Szecsenyi ist seit diesem Jahr neuer wissenschaftlicher Partner für den jährlich erscheinenden Arztreport der Barmer GEK.
Hautkrebsprophylaxe mit einfachen Mitteln
Hautkrebs lässt sich einfach vorbeugen: Schatten statt Sonne, Freizeitaktivitäten nicht in den Mittagsstunden, UV-Schutz mit sonnengerechter Kleidung inklusive Kopfbedeckung, Sonnenschutzcreme mit hohem Lichtschutzfaktor, Sonnenbrille und der Verzicht auf Solarien. Vor allem Kindern und jungen Leuten sollte ein Sonnenbrand erspart bleiben. Daneben ist es ratsam, die Haut selbst regelmäßig auf Veränderungen zu prüfen.
Ärzte-Hopping nicht nachweisbar
Der Arztreport der Barmer GEK nutzt die anonymisierten Abrechnungsdaten von über acht Millionen Versicherten auch für ein detailliertes Bild der ambulant-ärztlichen Versorgung in Deutschland. Im Jahr 2012 waren demnach 92 Prozent der Menschen in Deutschland in ambulanter ärztlicher Behandlung. Pro Person wurden dabei 8,21 Behandlungsfälle gezählt. Das früher häufiger beschworene Ärzte-Hopping gibt es offenbar nicht, so Schlenker. Im Mittel wurde ein Versicherter von 3,38 Ärzten behandelt. Nur knapp 11 Prozent der Versicherten suchten mehr als sechs Ärzte auf.