Ist die Sprachentwicklung unserer Kinder gefährdet? Laut Barmer GEK Arztreport 2012 wird bei jedem dritten Kind im Vorschulalter eine Sprachentwicklungsstörung festgestellt.
Für den stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Barmer GEK, Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, ist dies kein Grund für Alarmstimmung: "Wir sehen, dass professionelle Sprachförderung in Anspruch genommen wird." Tatsächlich werden Vorschüler mit diagnostizierter Sprachentwicklungsstörung zu einem guten Drittel auch logopädisch behandelt. Außerdem hebt Schlenker das hohe ambulante Versorgungsniveau in Deutschland hervor: "Die kinderärztliche Betreuung ist flächendeckend und sucht ihresgleichen." Bis einschließlich dem sechsten Lebensjahr haben jährlich mindestens 89 Prozent der Kinder ambulanten Kontakt zu einem Kinderarzt. Insgesamt liegt die Inanspruchnahme von Ärzten (Haus-, Kinder- und Fachärzte) in den ersten sechs Lebensjahren sogar bei 98 Prozent.
U-Untersuchungen kommen an
Hoch ist auch die Teilnahmerate bei den Kindervorsorgeuntersuchungen U5 bis U7 mit rund 95 Prozent, bei der U8 und U9 sind es etwa 90 Prozent. Eine Ausnahme bildet die 2008 eingeführte U7a. Hier zeigen sich erhebliche Unterschiede zwischen den Bundesländern: Während im Saarland bereits rund 97 Prozent aller Kinder teilnehmen, sind es in Hamburg und Berlin erst rund 75 Prozent.
Die klassischen Kinderkrankheiten wie Windpocken, Scharlach oder Röteln sind offenbar im Griff, das Krankheitsspektrum wird aber erweitert durch Sprachentwicklungsstörungen oder Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Gleichzeitig fällt auf, dass Jungen von diesen Diagnosen überdurchschnittlich betroffen sind.
Und noch etwas bringen die Forscher vom ISEG ans Licht: Über elf Prozent aller Kinder zwischen 0 und 14 Jahren haben Neurodermitis. Bei den 0- bis 3-Jährigen sind es sogar rund 16 Prozent. Auffällig ist die regionale Verteilung: Alle ostdeutschen Bundesländer erreichen deutlich höhere Diagnoseraten. Spitzenreiter ist Thüringen (17,1 Prozent), gefolgt von Sachsen-Anhalt (16,4 Prozent) und Sachsen (15, 6 Prozent).