Bedenkliche Trends stehen im Mittelpunkt des Arzneimittelreports 2011: Im Fokus stehen Schlafmittel, die an alkoholabhängige Menschen verabreicht werden, starke Beruhigungsmittel, die trotz erhöhtem Sterblichkeitsrisiko an Demenzkranke gegeben werden sowie Antibabypillen, mit einem doppelt so hohen Thromboembolierisiko wie bewährte Präparate.
Der Autor der Studie, Professor Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen, sieht die Entwicklung mit Sorge: "Sowohl bei neuen patentfähigen Antibabypillen, bei Neuroleptika für demenzkranke Menschen als auch bei Benzodiazepinen für alkoholkranke Menschen gibt es seit Jahren klare Gegenanzeigen und Warnhinweise. Trotzdem wird weiter in kritischer Größenordnung verschrieben."
Ausgabentreiber und Einsparpotentiale
Mit Blick auf die in den vergangenen Monaten zurückgehenden Arzneimittelausgaben bemerkt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Dr. Rolf-Ulrich Schlenker: "Die Arzneimittelgesetzgebung 2010 hat die Ausgabenzuwächse etwas gedrosselt. Gleichwohl beobachten wir eine beinah ungebremste Dynamik im Bereich der Biologicals. Hier liegen die Umsatzsteigerungen bei den Top-Sellern auch in den ersten vier Monaten 2011 über 10 Prozent. Wir müssen unbedingt die Erfolgsgeschichte der Generika wiederholen und die Biosimilars breiter einsetzen."
Pharmaexperte Glaeske macht noch erhebliche Einsparpotentiale aus. "Allein eine Steigerung der Generikaquote von heute 85 auf 90 Prozent verspricht Einsparungen von 500 Millionen Euro jährlich." Im Jahr 2010 habe der Einsatz von Nachahmerpräparaten rund 10 Milliarden Euro eingespart. Für die Nachahmer der Biologicals, die sogenannten Biosimilars, sieht Glaeske zusätzliche Einsparpotentiale zwischen 20 und 25 Prozent. Dabei liegen Hoffnungen auf Verordnungsquoten für Biosimilars. Glaeske: "Als effiziente und qualitätssichernde Instrumente der Kostensteuerung werden Biosimilar-Quoten auf KV-Ebene immer wichtiger, das machen auch die regionalen Verordnungsanalysen des Reports deutlich."